Dreiste Drohung: Betrügerische Mail als billiger Erpressungsversuch

Betrügerische E-Mails zielen auf das Geld der Computernutzer ab. Eine solche Mail kam angeblich von „Hermes“ und zwei angebblich vom E-Mail-Konto von marburg.news.
Die beiden Mails mit der Absenderangabe „buero @ marburg-news.de“ waren sofort als Fake zu erkennen. Schließlich handelt es sich bei diesem Absender nicht um ein Versandkonto, sondern um eine Sammeladresse. marburg.news selbst verschickt gar keine Nachrichten mit diesem Absender.
„Wie Sie vielleicht bemerkt haben, habe ich Ihnen eine E-Mail von Ihrem Konto gesendet“, beginnt das Schreiben. „Das bedeutet, dass ich vollen Zugriff auf Ihr Konto habe. Ich beobachte dich jetzt seit einigen Monaten.“
Diese Behauptung ist eine glatte Lüge. Viele E-Mail-Accounts und Clients erlauben es, eine Mail mit jeder beliebigen Absenderanschrift zu versenden. Zugriff auf das Konto hat der Absender einer solchermaßen gefakten Mail damit noch lange nicht.
Zudem kann er den Adressaten seiner Mails auch nicht „seit einigen Monaten“ beobachtet haben. Hätte er das getan, dann wüsste er, dass sein Anliegen von vornherein zum Scheitern verurteilt sein musste. Dennoch versucht er sein Glück mit weiteren Lügen.
“ Tatsache ist, dass Sie über eine Website für Erwachsene, die Sie besucht haben, mit Njrat infiziert wurden“, fährt der Betrüger mit seinen Lügen foft. „Wenn Sie damit nicht vertraut sind, werde ich es erklären. Njrat gibt mir vollen Zugriff und die Kontrolle über Ihr Gerät.“
Diese dreiste Lüge nutzt der Absender dann für eine plumpe Erpressung: „Das bedeutet, dass ich alles auf deinem Bildschirm sehen kann, die Kamera und das Mikrofon einschalten kann, aber du weißt nichts davon. Ich habe auch Zugriff auf alle Ihre Kontakte und Ihre gesamte Korrespondenz.“
Natürlich stimmen auch diese Behauptungen nicht. Ebensowenig trifft die anschließende Erklärung zu: „Ich habe ein Video gemacht, das zeigt, wie Sie sich in der linken Hälfte des Bildschirms befriedigen, und in der rechten Hälfte sehen Sie das Video, das Sie sich angesehen haben.“
Dennoch verwendet der Absender seine Falschangaben für einen massiven Erpressungsversuch: „Mit einem Mausklick kann ich dieses Video an alle Ihre E-Mails und Kontakte in sozialen Netzwerken senden. Ich kann auch den Zugriff auf alle Ihre E-Mail-Korrespondenz und Messenger, die Sie verwenden, veröffentlichen“
Die anschließende Drohung lautet: „Wenn Sie dies verhindern möchten, überweisen Sie den Betrag von 1300 EUR an meine Bitcoin-Adresse (wenn Sie nicht wissen, wie das geht, schreiben Sie an Google: „Bitcoin kaufen“). Meine Bitcoin-Adresse (BTC Wallet) lautet: 1F5wiXAACpyw28FttgaAPrkZQSxznqHKeX. Nach Zahlungseingang lösche ich das Video und du wirst mich nie wieder hören. Ich gebe Ihnen 48 Stunden zum Bezahlen.“
Leider hat dieser Erpresser seine „Rechnung ohn den Wirt gemacht“: Der angemailte Rechner verfügt nämlich überhaupt nicht über eine Kamera. Von diesem PC werden auch keine privaten Videos abgerufen.
„Ich habe eine Nachricht, die diesen Brief liest, und der Timer wird funktionieren, wenn Sie diesen Brief sehen“, versucht der Erpresser es zusätzlich über einen perfideren zweiten Weg. Wer Links seiner E-Mail anklickt, der wird ihm den Zugriff auf den Rechner erst eröffnen, den er zu haben bereits vorgab.
„Es macht keinen Sinn, irgendwo eine Beschwerde einzureichen, da diese E-Mail nicht wie meine Bitcoin-Adresse verfolgt werden kann“, droht der Erpresser weiter. „Ich mache keine Fehler“, lügt er ein weiteres Mal.
„Wenn ich feststelle, dass Sie diese Nachricht mit jemand anderem geteilt haben, wird das Video sofort verteilt“, droht er zum Schluss. Die größtmögliche Verbreitung dieser Mail, die in den letzten Tagen gleich zweimal bei der marburg.news-Redaktion angekommen ist, soll möglichst viele Menschen davor bewahren, auf solche Betrugsversuche hereinzufallen. Bei ihrer Aufklärung über den sogenannten „Enkeltrick“ oder „falsche Polizeibeamte“ sowie vor betrügerischen Anrufen angeblicher Microsoft-Mitarbeiter betont auch die Polizei immer wieder, wie wichtig das Wissen über die Betrugsmaschen krimineller Anrufer zur Vermeidung solcher Straftaten ist.

* Franz-Josef Hanke

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