Marburg spricht: Gegensätzliche Positionen in Dialog bringen

„Marburg spricht“ startet am Montag (17. Mai). Das hat die Universitätsstadt Marburg angekündigt.
Das vom Nachrichtenportal „ZEIT ONLINE“ entwickelte Dialogformat „Deutschland spricht“ findet damit erstmals in einer Kommune statt. Ab Montag (17. Mai) können sich interessierte Marburgerinnen und Marburger auf der Plattform www.marburgspricht.de registrieren. Die Stadt Marburg und die Oberhessische Presse (OP) laden in Kooperation mit ZEIT ONLINE zu „Marburg spricht“ ein.
Die Menschen bewegen sich in Filterblasen. Ob im Berufsleben, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis – die meisten lassen sich nur auf Gespräche und Menschen ein, die eine sehr ähnliche Meinung vertreten wie sie selbst. Denn Menschen tendieren dazu, sich ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ihre Meinungen und Werte bestätigt sehen.
Das führt häufig dazu, dass sie über andersdenkende Menschen sprechen – und nicht mit ihnen. Das kann Vorurteile bekräftigen und zwischenmenschliche Ausgrenzung fördern.
Die Universitätsstadt Marburg möchte genau dagegen etwas unternehmen. Sie will Stereotype und Vorurteile abbauen, Gemeinsamkeiten identifizieren und einen Dialog zwischen Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten fördern.
„Gegenseitiger Respekt und vorurteilsfreies Zuhören sind Leitplanken der politischen Meinungsfindung“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wenn wir den Dialog stärken, stärken wir auch ein demokratisches Miteinander in unserer Stadt.“
Als erste deutsche Stadt setzt die Universitätsstadt Marburg daher zusammen mit ZEIT ONLINE, „My Country Talks“ und der Oberhessischen Presse das Dialogformat „Deutschland spricht“ auf kommunaler Ebene um. „Deutschland spricht“ war 2017 von Redakteuren des Nachrichtenportals ZEIT ONLINE entwickelt worden, um Menschen, die politisch vollkommen unterschiedlich denken, als Gesprächspaare zusammenzubringen. Inzwischen wurden diese Gesprächsrunden nicht nur bundes- sondern auch weltweit mit mehr als 170.000 Menschen durchgeführt.
Zum Bundestagswahljahr 2021 findet eine neue Runde von „Deutschland spricht“ statt. Organisiert wurde sie gemeinsam mit fünf überregionalen Medienpartnern.
Aber wie funktioniert „Marburg spricht“ genau? „Im Grunde handelt es sich dabei um eine politische Partnerschaftsbörse, die über eine Software Menschen, die politisch unterschiedlich denken, für Gespräche zusammenbringt“, erklärte Dr. Griet Newiger-Addy vom städtischen Fachdienst „Bürgerbeteiligung. Bei „Marburg spricht“ beantworten Interessierte online acht Fragen zu kontroversen Themen mit „Ja“ oder „Nei““ wie beispielsweise „Werden Autofahrende in Marburg zu sehr benachteiligt?“ oder „Sollten für mehr preiswerten Wohnraum Enteignungen ermöglicht werden?“
Ein Algorithmus bildet anschließend Paare aus jeweils zwei Teilnehmenden, die die Fragen möglichst unterschiedlich beantwortet hatten. „Marburg spricht“ bietet damit eine Gelegenheit, mit einer Person aus Marburg ins Gespräch zu kommen, mit der man unter normalen Umständen aus unterschiedlichen Gründen wahrscheinlich nicht sprechen würde.
Interessierte können sich ab Montag (17. Mai) auf www.marburgspricht.de registrieren und Fragen beantworten. Ab Mitte Juni werden dann die Gesprächspaare durch die Software miteinander in Kontakt gebracht.
Geplant ist, dass sich die Teilnehmenden virtuell oder analog am Sonntag (4. Juli) ab 16 Uhr zum Dialog treffen – im Erwin-Piscator-Haus (EPH), im Park, in Videokonferenzen, per Smart Phone oder an einem anderen Ort. Den Dialogen vorgeschaltet ist eine per Livestream übertragene Auftaktveranstaltung ab 15 Uhr, die von dem Poetry-Slam-Meister Lars Ruppel moderiert wird.
Das Projekt wird von der Universitätsstadt Marburg als Teil ihres Handlungskonzepts „Für Dialog und Vielfalt – Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Demokratiefeindlichkeit“ umgesetzt. Kooperationspartner sind ZEIT ONLINE / My Country Talks und die Oberhessische Presse. Unterstützt wird das Projekt von der Philipps-Universität Marburg, dem Allgemeinden Student*innenausschuss, der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf und der Islamischen Gemeinde.
Weitere interessierte Organisationen können sich gerne als Unterstützende melden. Informationen gibt es unter marburgmachtmit@marburg-stadt.de oder 06421/201-1040.

* pm: Stadt Marburg

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