Ein neer SARS-CoV-2 neutralisierender Antikörper wird klinisch geprüft. Beteiligt an der Studie ist auch die Philipps-Universität.
Eine wichtige Strategie im Kampf gegen COVID 19 sind neutralisierende Antikörper. Sie können die Viren gezielt ausschalten und haben ein großes Potenzial, effektiv zum Schutz und zur Therapie der Erkrankung eingesetzt zu werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitätsklinik Köln (UKK), der Philipps-Universität und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) ist es nun gemeinsam mit dem Unternehmen Boehringer Ingelheim gelungen, einen neuen Antikörper zu entwickeln, der das SARS-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2) in vorklinischen Tests unschädlich macht.
Der neue Antikörper namens „BI 767551“ hat grünes Licht für die klinische Prüfung erhalten und wurde bereits den ersten Probanden verabreicht. Das teilte die Philipps-Universität am Freitag (18. Dezember) mit.
Virus-neutralisierende Antikörper sind vielversprechende und wichtige Wirkstoffe im Kampf gegen das neue Coronavirus. Sie können Impfstoffe und Schutzmaßnahmen wie Masken und Abstandsregeln wirksam ergänzen. Dabei haben sie verschiedene Einsatzmöglichkeiten.
So könnten sie sowohl zum Schutz vor einer Infektion als auch zur Therapie leichter und schwerer Krankheitsfälle eingesetzt werden. Untersucht wird auch der Einsatz zur sogenannten „Postexpositionsprophylaxe“. Dabei wird der Antikörper Personen verabreicht, die mit dem Virus in Kontakt gekommen, aber noch nicht erkrankt sind. Durch die direkte inhalative Gabe in die Lunge hat BI 767551 das Potenzial, seine Schutzwirkung gegen eine Virusinfektion schneller zu entfalten.
Der neue Antikörper wurde an der Uniklinik Köln aus dem Blut von genesenen COVID-19-Patienten isoliert. An der Philipps-Universität wurde die Neutralisationsaktivität gegen SARS-CoV-2 untersucht und der Antikörper wurde gemeinsam mit Boehringer Ingelheim weiterentwickelt. Boehringer Ingelheim stellt die Antikörper für die klinischen Prüfungen her.
Die nun beginnende Studie wird von Prof. Dr. Florian Klein und Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer an der Universitätsklinik Köln geleitet. „Wir wollen mit BI 767551 eine Möglichkeit schaffen, COVID 19 besser behandeln und verhindern zu können“, erklärte Klein. Er ist Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln und Projektleiter am DZIF.
„Menschliche monoklonale Antikörper sind eine vielversprechende Komponente in der Bekämpfung von neuen Viren wie dem SARS-Coronavirus-2“, erklärte Prof. Dr. Stephan Becker vom Institut für Virologie an der Philipps-Universität. „Wenn diese Antikörper sich als effektiv gegen COVID 19 herausstellen sollten, könnte diese Erkenntnis in der jetzigen sowie bei zukünftigen Epidemien und Pandemien hilfreich sein. Ich bin sehr froh, dass wir bei der Entwicklung dieses Wirkstoffes mithelfen dürfen.“
Institutsdirektor Becker ist zugleich auch Koordinator des Bereichs „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ im DZIF. Er leitet das Hochsicherheitslabor auf den Lahnbergen.
Die jetzt durchgeführten Phase-1- und 2a-Studien werden die Sicherheit, die Pharmakokinetik und die antivirale Aktivität des Antikörpers untersuchen. In Phase 1 wird der Antikörper entweder über eine einmalige Infusion oder über eine einmalige Inhalation verabreicht. Wenn er dabei eine gute Verträglichkeit zeigt, soll er in weiter fortgeschrittenen Studien untersucht werden.
* pm: Philipps-Universität Marburg