Förderschwerpunkt: 4,8 Millionen für Forschung zu bakterieller Kommunikation

Der bakteriellen Kommunikation sind Wissenschaftler aus Marburg und Gießen auf der Spur. Die Philipps-Universität hat unter Beteiligung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Max-Planck-Instituts für Terrestrische Mikrobiologie einen neuen LOEWE-Schwerpunkt eingeworben.
Wie kommunizieren Bakterien mit menschlichen Entzündungszellen? Dieses Thema steht im Zentrum des neuen LOEWE-Schwerpunkts „Diffusible Signals“ (Impact of diffusible signals at human cell-microbe interfaces). Die hessische Landesregierung fördert „Diffusible Signals“ in der 13. Staffel der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) mit insgesamt etwa 4,8 Millionen Euro.
Bakterielle Infektionskrankheiten gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Seit rund 100 Jahren stehen Antibiotika als äußerst erfolgreiche Medikamente zur Bekämpfung bakterieller Infektionen zur Verfügung. Durch Antibiotika-Resistenzen werden die wichtigsten Medikamente gegen Infektionskrankheiten jedoch zunehmend wirkungslos.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Philipps-Universität, der JLU Gießen und des Max-Planck-Instituts für Terrestrische Mikrobiologie in Marburg wollen mit neuesten Methoden und Techniken die bakterielle Kommunikation als zentrale Grundlage der Infektionsprozesse untersuchen. Neue Behandlungsansätze sollen durch Veränderung dieser Kommunikation die menschliche Immunabwehr stärken sowie den bakteriellen Angriff schwächen. Denn offenbar werden die Entstehung und der Verlauf von Infektionskrankheiten, aber auch der Schutz davor, viel stärker als bisher angenommen, von den Interaktionen der Bakterien untereinander und mit dem Menschen beeinflusst.
„Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit“, erklärte Prof. Dr. Bernd Schmeck von der Philipps-Universität. „Durch die LOEWE-Förderung können wir als interdisziplinäres Team den Austausch zwischen Bakterien und Immunzellen erforschen und daraus neue Therapieansätze entwickeln.“ Er ist Sprecher des neuen LOEWE-Schwerpunkts.
„Die Erforschung bakterieller Kommunikationswege und ihrer Bedeutung für das Infektionsgeschehen ist eines der großen Themen unserer Zeit“, sagte Universitäts-Vizepräsident Prof. Dr. Michael Bölker. „Der erneute Erfolg in der LOEWE-Förderung zeigt, dass die Marburger Infektiologie und Mikrobiologie gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut und ihren Partnern vom Forschungscampus Mittelhessen in diesem Feld zukunftsweisende Beiträge leisten kann.“
Gemeinsam erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der klinischen Infektiologie und Infektionsbiologie, grundlagenorientierter Mikrobiologie und Bioinformatik den Austausch löslicher (diffusibler) Signale an den Grenzflächen klinisch wichtiger Bakterien und menschlicher Entzündungszellen. Ist die Produktion oder Interpretation dieser löslichen Signale gestört, kann das zu Krankheiten führen oder Krankheiten verschlimmern.
Diffusible Signale werden zum Beispiel an den Grenzflächen zwischen Mikrobe und Wirtszelle am medizinischen Modell der Interaktion von Monozyten/Makrophagen mit gramnegativen Enterobacteriaceae untersucht, wie sie bei Blutvergiftungen und Lungenentzündungen als den häufigsten infektiologischen Todesursachen vorkommt. Ziel ist es, neue Einblicke in Infektionsprozesse zu gewinnen und einen Beitrag zur Entwicklung neuer Behandlungsformen für Infektionskrankheiten zu leisten.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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