Gründlich gesehen: Pläne für Stadtteilzentrum im Waldtal vorgestellt

Mit Linoleum, Parkett, Klinkerelementen und einer Kletterwand wird das Nachbarschaftszentrum Waldtal gestaltet. Bei einem Infoabend haben Stadt und Architekturbüro der Bevölkerung nähere Einblicke in das Farbkonzept und die verwendeten Materialien gegeben.
Außerdem wurde die neue Jury für das Stadtteilbudget gewählt. Über den Neubau haben sich die Menschen aus dem Waldtal bei der Stadt und dem beauftragten Architekturbüro ebenfalls informiert.
Wie werden die Wände im neuen Nachbarschaftszentrum gestaltet? Welche Fußböden werden verlegt? Und wie wird ein Gebäude trotz Stahlbeton modern und ansprechend gestaltet?
Die Anwesenden verfolgten den Vortrag, schauten sich mitgebrachte Materialmuster und Farben an und stellten den Planungsverantwortlichen viele Fragen rund um ihr neues Stadtteilzentrum. Stadträtin Kirsten Dinnebier und Fachdienstleiter Oliver Kutsch vom städtischen Fachdienst Hochbau führten in das Thema ein. „Wir freuen uns, dass Sie so zahlreich erschienen sind, um mehr über das neue Nachbarschaftszentrum zu erfahren“, sagte Stadträtin Dinnebier.
„Die Architekten stellen Ihnen die Bauweise sowie das Farb- und Materialkonzept des zukünftigen Gebäudes heute genauer vor“, künditte sie an. Auch typisches Herbstwetter mit andauerndem Regen hat das Interesse der Stadtteilbevölkerung nicht getrübt.
Die Menschen saßen mit Abstand in einem Zelt auf der Lowkaschen Wiese zusammen. Das hatte Uli Severin vom Verein „Väteraufbruch“ aufstellen lassen.
Architekt Thomas Becker startete seine Präsentation mit einem Lageplan. Das Gebäude verteilt sich auf drei Ebenen, die dem Gefälle des Geländes von etwa acht Metern angepasst sind.
Jede Ebene hat einen eigenen Eingang. Der Hauptzugang wird wie auch beim alten St.-Martin-Haus über den Waidmannsweg erreicht. Im Untergeschoss werden sich unter anderem der Jugendraum, eine Werkstatt und eine Küche befinden.
Das Erdgeschoss ist das „Herzstück“ des Hauses, mit großem Foyer, einem Sakralraum mit abtrennbarem zusätzlichen Veranstaltungsraum, einem Café, Besprechungsräumen und großer Terrasse. Im oberen Geschoss sind der Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB), die Kinderbetreuung und das Gesundheitszentrum untergebracht.
Je nach Nutzung werden die Räume mit verschiedenen Böden ausgestattet. So erhalten die obere Etage und der Jugendraum grünes Linoleum und die mittlere Etage einen Spachtelboden. Im großen Saal wird Parkett verlegt werden.
Hier wird sich auch ein edler Tresen finden, verkündete der Architekt. Für die Barrierefreiheit wird ein Aufzug eingerichtet.
Das Gebäude wird zu großen Teilen aus Stahlbeton bestehen. Er wird mit anderen Materialien gestalterisch kombiniert, „damit man nicht vom Beton erschlagen wird“, erklärte Becker. Dabei werden im Inneren unter anderem farblich gemusterte Holzwolle-Platten zum Einsatz kommen, da sie neben dem gestalterischen Element auch den Schall im Gebäude verringern.
Als sich einige wenig begeistert von Beton zeigten, schaltete sich Hochbau-Fachdienstleiter Kutsch ein und erklärte: „Stahlbeton ist bei dieser Baukonstruktion unerlässlich, allein aus statischen Gründen.“ Im Inneren werde Sichtbeton verwendet, da er robust ist und die Flächen würdevoll altern. „Und neben allen praktischen Aspekten darf dieses Gebäude auch ruhig etwas über sich erzählen“, merkte Kutsch an.
Das Gebäude werde ein helles und modernes Zentrum sein mit schönen Ausblicken in das grüne Waldtal. Außen werde die Fassade mit Klinkerelementen und im oberen Bereich mit Aluminium-Blechen verziert.
Im Anschluss gab Landschaftsarchitektin Stefanie Wendel einen Einblick in die Gestaltung des Außengeländes. So werde es einen großzügigen Vorplatz mit Sitzblöcken, Schaukasten, Fahrradabstellern und neuen Bäumen geben sowie einem barrierefreien Weg zum Gebäude. Der Jugendraum im unteren Bereich werde ein „Innenhöfchen“ bekommen, das von hohen Wänden umgeben ist.
Dafür haben sich die Landschaftsarchitekt*innen bereits Verwendungsmöglichkeiten einfallen lassen wie etwa eine Kletterwand oder einen Basketballkorb. Der obere Bereich der Kinderbetreuung soll allerhand Spielmöglichkeiten bieten. Dazu zählen eine Nestschaukel und eine Rutsche, die ein Stockwerk tiefer führt.
Über eine Kletterwand können die Kinder dann wieder nach oben gelangen. Die Müllplätze werden sich eingehaust im oberen Geländeteil befinden. Die Geothermiearbeiten für das neue Zentrum sollen im November 2020 beginnen, die Rohbauarbeiten im Februar 2021.
Bei der Veranstaltung haben die Anwesenden auch die neue Jury für das Stadtteilbudget gewählt. Das Stadtteilbudget ermöglicht es Bürger*innen, kleine Projekte für die Gemeinschaft im Stadtteil einfach und unbürokratisch zu realisieren. Dafür steht ein jährliches Budget von bis zu insgesamt 3.000 Euro zur Verfügung.

* pm: Stadt Marburg

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