4.000 zufällig ausgewählte Marburgerinnen und Marburger erhalten jetzt Post von der Stadt. Im Rahmen des Pogramms „KOMPASS“ führt das Projekt „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ mit der JLU Gießen eine Befragung der Bürgerschaft zu deren Sicherheitsempfinden durch.
„Wir müssen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernstnehmen“, sagte Bürgermeister Wieland Stötzel bei der ersten Marburger Sicherheitskonferenz des „KOMPASS“-Programms im November 2019. „Wenn Menschen sich fürchten und bestimmte Orte meiden, können diese Orte durch nachlassende Belebung dann tatsächlich unsicherer werden.“
Zum Start der repräsentativen Befragung führte der Ordnungsdezernent nun Gründe für die Umfrage an: „Unser Einsatz für die Sicherheit und für ein gutes Sicherheitsempfinden der Marburgerinnen und Marburger wirkt. Das zeigen sowohl aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen, die im Rahmen des Projekts Einsicht – Marburg gegen Gewalt vom Ordnungsamt und der Arbeitseinheit Sozialpsychologie der Philipps-Universität durchgeführt wurden, als auch die jüngst veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik für das Stadtgebiet. Die Gesamtkriminalität in Marburg ist von 5.013 Straftaten in 2018 auf 4.837 gesunken. Besonders freut mich, dass im Vorjahr die Körperverletzungen von 594 auf 530 in 2019 zurückgegangen sind.“
Seit Mai 2019 ist die Universitätsstadt Marburg Teil der „KOMPASS“-Kooperation mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen. Damit baut sie ihr bestehendes Engagement im Bereich Prävention weiter aus. Ein wichtiger Baustein dafür ist eine Befragung der Bevölkerung zur Lebensqualität und zur Sicherheit in Marburg.
„Die KOMPASS-Befragung mit einer sehr großen Stichprobe ist eine gute Chance, auch die Sichtweisen von Menschen zu erfahren, die wir mit unseren Beteiligungsprojekten bisher nicht erreicht haben“, betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Je mehr Fragebögen ausgefüllt werden, desto besser können wir in Politik und Verwaltung unsere Arbeit nach den Bedürfnissen aller Marburger*innen ausrichten.“
Die Befragung ist für Juni angesetzt. Rund 4.000 nach einem Zufallsverfahren ausgewählte Menschen ab 14 Jahren mit Erst- oder Zweitwohnsitz in Marburg werden dafür zu Sicherheitsthemen, eigenen Erlebnissen und Verbesserungswünschen befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ zur Wohnbevölkerung in allen Marburger Stadtteilen.
Alle Ausgewählten werden persönlich angeschrieben und darum gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Sie bekommen einen Code zugeschickt und können sich damit auf der im Anschreiben genannten Homepage einloggen.
Wer keinen Internetzugang hat oder den Fragebogen nicht online ausfüllen will, kann ihn sich in Papierform zuschicken lassen. Das Porto trägt die Stadt. Die Teilnahme an der Befragung ist anonym und freiwillig.
Der Fragebogen wurde unter Einbindung der Sozialpsychologen Prof. Dr. Ulrich Wagner und Johannes Maaser vom Projekt „Einsicht auf die Situation in Marburg angepasst. Die Vergleichbarkeit mit den anderen „KOMPASS“-Kommunen bleibt dabei erhalten.
Die Kriminologin Prof. Dr. Britta Bannenberg von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat das Konzept für die Befragung und den Fragebogen entwickelt. Das Team um sie und ihren wissenschaftlichen Mitarbeiter Tim Pfeiffer stellt auch die Unabhängigkeit der Befragung sowie die Anonymisierung sicher, ist für die Auswertung der erhobenen Daten zuständig und analysiert landesweit die „KOMPASS“-Ergebnisse.
Im Herbst 2020 sollen die Ergebnisse der Befragung vorliegen. Sie werden dann bei weiteren Sicherheitskonferenzen diskutiert. Dabei sollen Expertinnen und Experten, aber auch Befragte sowie zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger eingebunden werden.
„KOMPASS“ ist ein Angebot des Hessischen Innenministeriums an die Städte und Gemeinden. „KOMPASS“ steht für das KOMmunalProgrAmm SicherheitsSiegel und startete 2017.
Ziel des Programms ist, die Sicherheitsarchitektur in den Kommunen individuell weiterzuentwickeln und passgenaue Lösungen für Probleme vor Ort zu entwickeln. Hauptanliegen ist dabei die enge Verzahnung der Zusammenarbeit zwischen Bürgerschaft, Polizei und der örtlichen Verwaltung.
Kommunen arbeiten dazu direkt mit den „KOMPASS“-Beraterteams der Polizeipräsidien zusammen. Der Schwerpunkt liegt auf der Präventionsarbeit.
Seit Mai 2019 ist die Universitätsstadt Marburg Teil der „KOMPASS“-Kooperation und ergänzt damit ihr bereits bestehendes Engagement: In Marburg wird „KOMPASS“ insbesondere dazu genutzt, mit Präventionsmaßnahmen und der zugehörigen Forschung im Rahmen des Projekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ noch stärker auf Expertinnen und Experten der Zivilgesellschaft sowie Bürgerinnen und Bürger zuzugehen. Im Projekt „Einsicht“ arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft, die Fachbereiche Ordnung, Jugend, Zivilgesellschaft, Stadtentwicklung, Migration und Kultur, das Referat für die Gleichberechtigung von Frau und Mann der Stadtverwaltung sowie die Philipps-Universität, das Staatliche Schulamt Marburg-Biedenkopf und das Hessische Netzwerk gegen Gewalt bereits seit 2013 zusammen, um Problemanalysen und Präventionsmaßnahmen für Marburg abzustimmen.
* pm: Stadt Marburg