„Erst morgen werden wir wissen, dass wir heute glücklich waren“, singt PeterLicht. Auf Einladung des Hessischen Landestheaters Marburg gab er am Samstag (13. Mai) ein Konzert im Erwin-Piscator-Haus (EPH).
Angekündigt hatte das Hessische Landestheater die Veranstaltung als „Station“ auf „seiner neuen Lese- und Konzerttournee“. Tatsächich las PeterLicht aber nur zu Beginn zwei Texte und lieferte ansonsten ein banales Pop- und Rockkonzert ab. Dabei war seine Musik einge gekonnte Mischung aus Chanson und Rockmusik mit Anklängen an „Ton, Steine, Scherben“ der frühen 80er Jahre.
„Ich wüsste niemand, der sich selbst gehörte.“ Diese Zeile aus einem Lied charakterisiert den Sänger und Texter recht gut: Durchaus poetische oder philosophische Sätze verpackt PeterLicht in oft eher flachbrüstige Songs, bei denen er solche Aussagen unter banale Pennäler-Lyrik mischt.
Musikalisch kommt das alles durchaus ansprechend daher: Eine gute Stimme interpretiert die Lieder sehr gekonnt zu noch gekonnterer Begleitung am E-Piano oder der Gitarre. Auch Hall und Soundeffekte vom Synthesizer sorgen für eine eindrucksvolle und mitreißende Atmosphäre.
PeterLicht mit Kurzhaarschnitt in weiten Hosen und altmodischem Anzug bildet auf der Bühne einen starken Kontrast zu seinem Mitspieler am Piano mit langen Haaren in knallig bunten Klamotten. Tanz- und Showeinlagen sind jedoch eher gewöhnlich als eine „Performance“, wie sie das Hessische Landestheater in seinem übertreibenden Ankündigungstext vollmundig angepriesen hatte.
Viele Songs konnte das überwiegend junge Publikum im nur halb besetzten EPH mitsingen. Sie handelten von Liebe und Trennung, von Einsamkeit und vom Kapitalismus,, der „endlich vorbei“ sei und dessen Ende dann doch merkwürdig trübe im Unklaren blieb.
Den Veranstaltungstitel „Emotionale hört die Signale! Auf zum letzten Verzicht!“ nutzte PeterLicht dann zu einer Mitsing-Aktion: Während er das Mikrophon in der Hand hielt und „sang“, lief er durch die Reihen und verteilte seinen Text. Auf die Melodie der „Internationalen“ sang das Publikum anschließend eine durchaus gelungene Verballhornung des klassischen Kampflieds.
Erst am Ende bei den Zugaben zeigte PeterLicht dann auch mehr komisches Talent: Während er die Zeile „Wer tot ist, nervt“ immer wieder und wieder sang, streute er einen selbstironischen Bericht von einer Charity-Veranstaltung zu Ebola ein, wo er das betreffende Lied ebenfalls gesungen habe, bis ihm die makabre Wirkung seiner Worte bei dieser Veranstaltung auffiel.
Wenn PeterLicht für das Hessische Landestheater Marburg 2018 eine Revue zum Thema „50 Jahre 68“ inszenieren soll, wird er noch ein wenig mehr Tiefgang, Ernst und vor allem Fleiß zulegen müssen. Der 13. Mai jedenfalls zeigte eher einen netten und handwerklich soliden Sänger, als einen scharfzüngigen oder originellen Autor. Allerdings ließ das Konzert schon erkennen, dass PeterLicht durchaus über das nötige Talent verfügt, das er jedoch nicht in ausreichender Weise durch ein gründliches Feilen an seinen Texten und ihrer Form nutzt.
* Franz-Josef Hanke