Der 10. Mai 1938 war in ganz Deutschland der Tag der Bücherverbrennung. Auch in Marburg auf dem Kämpfrasen warfen mationalsozialistische Studenten der Philipps-Universität öffentlich die Bücher „undeutscher“ Autorinnen und Autoren ins Feuer.
Nach wie vor harrt das Vermächtnis des Friedensaktivisten Rolf Hepp der Verwirklichung. Ebenso wie er forderte auch die Humanistische Union ein antifaschistisches Mahnmal am Kämpfrasen. Diese Forderung ist gerade in den Zeiten wieder aufkeimenden Rassismus wichtiger und dringlicher denn je.
Mit ihrer Aktion „Der verdächtige Zauberberg“ erinnerte die HU Marburg am 10. Mai 2019 vor der ehemaligen Marburger GeStaPo-Zentrale auf dem Schuhmarkt an ein Verhör, das dort 1942 stattgefunden hat. Der Widerstandskämpfer Prof. Dr. Werner Kraus wurde von einem GeStaPo-Schergen gefragt, wie er dazu komme, das „völlig verjudete“ Buch „Der Zauberberg“ von Thomas Mann in seinem Bücherregal zu haben. Dieses „>Verhör hat die HU Marburg vor dem Gebäude nachgestellt, wo sich ebenfalls kein angemessenes Mahnmal zum Gedenken der Opfer nationalsozialistischer Willkür befindet.
Über eine demokratische Gedenkkultur möchte die HU nun mit dem Menschen in Marburg diskutieren. Widerstand vor Ort soll ebenso eine Würdigungfinden wie das Gedenken der Opfer des faschistischen Terrors. Geschichte muss immer im öffentlichen Gedächtnis bleiben, damit die Menschheit eine bessere Zukunft erreichen kann.
Die jüngst aufkommenden Verschwörungsmythen von einer angeblichen Verbreitung des Coronavirus durch das sogenannte „Weltjudentum“ sind beunruhigender Ausdruck eines – leider niemals ganz verschwundenen –
Antisemitismus in Deutschland. Neben öffentlichem Gedenken an geeigneten Stellen kann man diesen Tendenzen auch dadurch entgegentreten, indem man die faschistische Verachtung vermeintlich Schwächerer und angeglich „lebensunwerten Lebens“ Lügen straft. Gerade zu Zeiten der Pandemie verlangt das einzige „Supergrundrecht“ des Grundgesetzes von der Unantastbarkeit der Menschenwürde die Solidarität aller Menschen zum gemeinsamen Schutz der Gesundheit und des Lebens aller Mitmenschen nicht nur in Deutschland.
* Franz-Josef Hanke