Entscheidung: 500 Teilnehmende bei virtueller DaF-Fachtagung

Mit den zunehmenden Migrationsbewegungen rückt auch das Fach „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) in den Fokus der Öffentlichkeit. Von Mittwoch (22. April) bis Donnerstag (23. April) stand es im Zentrum einer großen virtuellen Fachtagung der Philipps-Universität.
Gute Sprachkompetenzen legen den Grundstein für gesellschaftliche Teilhabe, sei es in der Schule, Hochschule oder im Beruf. Dieser wichtigen Aufgabe stehen allerdings auch zahlreiche Herausforderungen gegenüber, über die sich rund 550 Vertreterinnen und Vertreter des Fachs aus 25 Ländern bei den Digitalen Marburger FaDaF-Thementagen austauschten. Gastgeberin war die Philipps-Universität.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde die Tagung jedoch nicht – wie ursprünglich geplant – vor Ort, sondern als digitale Konferenz durchgeführt. Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn übernahm die Schirmherrschaft.
„Es geht hier um die erfolgreiche Verständigung zwischen Kulturen, Ländern, Menschen“, sagte Wissenschaftsministerin Dorn in ihrer Grußbotschaft. „Wichtig hierfür sind wissenschaftlich fundierte Grundlagen und Konzepte zur Förderung von Deutsch als Fremd- beziehungsweise Zweitsprache. Derzeit fördern wir fünf Forschungsprojekte, die eine große Bandbreite des Themas abdecken.“
Zum Beispiel gehe es um den Einsatz digitaler Medien beim Deutscherwerb von studieninteressierten Flüchtlingen, soziale Akzeptanz von phonetischen Abweichungen oder um die Rolle des Sprachwissens für den Deutscherwerb bei Zweitsprachlernern im Schulalter. „Diese Projekte werden bis 2021 abgeschlossen sein; und ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse“, sagte Dorn.
In den Themenschwerpunkten „Lernersprachenanalyse“, „Berufs-, Bildungs- und Wissenschaftssprache“, „Professionalisierung von Lehrkräften und digitale Kompetenzen“ und „Kulturelles Lernen im DaF-Unterricht“ stand die Optimierung des gesteuerten Spracherwerbs und die bestmögliche Qualifizierung von DaF-Lehrkräften im Kontext der komplexen gesellschaftspolitischen Anforderungen im Mittelpunkt. Das Programm der Tagung startete mit einer digitalen Auftaktveranstaltung, in der sich Vertreterinnen und Vertreter verschiedener DaF-Verbände, Bildungsinstitutionen und Anwendungsbereiche zu den plötzlichen Veränderungen durch die Corona-Krise positionierten. Anschließend tauschten sich die Sprachlehrforscherinnen und Sprachlehrforscher per Videokonferenz über aktuelle Ergebnisse empirischer Studien zum fremdsprachlichen Kompetenzerwerb in Abhängigkeit von variablen Faktoren wie Mehrsprachigkeit, strukturellen Merkmalen der Herkunftssprachen, sozioökonomischem Status oder sprachlichem Input der Lernenden aus.
Konträr diskutiert wurde insbesondere die Frage nach dem adäquaten Umgang mit kultureller Heterogenität und der (Un)möglichkeit, Wertevermittlung und landeskundliches Lernen im DaF-Unterricht reflexiv – und nicht normativ – zu gestalten. Auch anwendungsorientierte Beiträge und Praxisberichte zur digitalen Professionalisierung fanden Raum zum Beispiel zur didaktisch sinnvollen Erstellung von Grammatikerklärvideos oder zur Entwicklung von korpusbasierten Simulationsgesprächen für die sprachliche Vorbereitung auf spezifische berufliche Kontexte.
„Mit viel Erfolg haben wir eine der ersten digitalen Großveranstaltungen an der Philipps-Universität durchgeführt“, sagte Prof. Dr. Kathrin Siebold. „In den vergangenen Wochen haben wir – zusammen mit dem Fachverband für Deutsch als Fremdsprache (FaDaF) – auf Hochtouren gearbeitet, um die ausgefallene Jahrestagung in kürzester Zeit in ein digitales Format zu überführen. Wir freuen uns sehr, dass sich mit uns so viele Referentinnen und Referenten für die digitale Konferenz begeistern konnten und über 500 Teilnehmende aus aller Welt dies durch ihr zahlreiches Erscheinen im virtuellen Raum honoriert haben.“
Die Leiterin der Arbeitsgruppe „Deutsch als Fremdsprache“ an dder Philipps-Universität hat die Tagung federführend organisiert. „Dass diese große Fachtagung von der Philipps-Universität umgesetzt werden konnte, ist kein Zufall“, erklärte Siebold. „Mit insgesamt sechs DaF-Studiengängen ist die Universität Marburg sehr engagiert an der Aus- und Weiterbildung von DaF-Lehrkräften beteiligt.“
Neben zwei DaF-Masterstudiengängen im Präsenz- und Online-Format und einem deutsch-chinesischen Doppelmaster mit der renommierten Tongji-Universität in Shanghai bietet die Philipps-Universität als einer von wenigen Kursträgern bundesweit spezialisierte Hochschulzertifikate für Lehrkräfte in DaF-Alphabetisierungs- und Integrationskursen an. Darüber hinaus ist sie hessenweit die einzige Universität, die für das Lehramt einen kompletten DaF-Studiengang (als Drittfach) anbietet, um sich für qualifizierte Sprachförderung quer durch alle Fächer auch an den Schulen einzusetzen. „Die Tagung profitierte natürlich auch von diesem breit gefächerten Know-How in der DaF-Lehre“, ergänzte Siebold.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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