Aufzeigen: Philippe Rousselot erhält Marburger Kamerapreis

Bereits zum 20. Mal vergeben Stadt und Universität den Marburger Kamerapreis. Mit Philippe Rousselot nimmt am 28. März 2020 einer der ganz großen Kameraleute den Preis entgegen.
Das hat Prof. Dr. Malte Hagener am Mittwoch (4. Dezember) gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies sowie Vertretern des Instituts für Medienwissenschaft der Philipps-Universität, des städtischen Fachdiensts Kultur, des Berufsverbands Kinematografie sowie der Kammer-Filmkunsttheater bekanntgegen.
„Seine persönliche Art, mit dem Licht zu arbeiten, machte international Schule und ihn zu einem der einflussreichsten Kameraleute der vergangenen Jahrzehnte“, heißt es in der Preisbegründung. „Es gibt keinen anderen Kameramann, dessen Karriere sich in der Reichweite mit der von Philippe Rousselot vergleichen lässt. Diese spannt sich von der genauen Beobachtung der französischen Alltagswelt in der Nouvelle Vague über das cinéma du look und anspruchsvolle Hollywood-Produktionen bis hin zum zeitgenössischen Special-Effects-Kino. Umso bemerkenswerter ist, dass Rousselot in allen diesen Bereichen Außergewöhnliches geleistet hat.“
Für Spies sind die Bild-Kunst-Kameragespräche eine der schönsten Aufgaben innerhalb seiner Tätigkeit. „In einer Zeit, in der wir einer „grenzenlosen Flut von Bildern“ ausgesetzt sind“, seien die Kameragespräche eine Möglichkeit, „uns auf wirklich gute Bilder zu konzentrieren“, sagte Spies. „Wunderbare, traurige, schmerzhafte, verwirrende, strahlende, leuchtende Bilder“ seien das im Fall von Rousselot.
Der 1945 im ostfranzösischen Briey geborene Rousselot zählt seit den 70er Jahren zu den wichtigen Bildgestaltern der Post-Nouvelle-Vague-Generation. Er studierte an der École nationale supérieure Louis-Lumière, an der auch bereits Eduardo Serra – der Marburger Kamerapreisträger aus dem Jahr 2007 – seinen Abschluss machte.
Danach stand Rousselot an der Seite von Néstor Almendros, dem er 1969 bei „Meine Nacht bei Maude“ unter der Regie von Éric Rohmer assistierte. Seinen internationalen Durchbruch feierte er mit dem Film „“iva“ vom Jahr 1981 unter der Regie von Jean-Jacques Beineix.
Darauf folgten internationale Produktionen wie „Der Smaragdwald“ aus dem Jahr 1985 unter der Regie von John Bormann oder „Gefährliche Liebschaften“von 1988 unter der Regie von Stephen Frears). Für die Aufnahmen des Fliegenfischens in Robert Redfords „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ wurde er 1993 in der Kategorie „Beste Kamera“ mit dem Oscar geehrt. Seine Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Neil Jordan in „Interview mit einem Vampir“, vom Jahr 1994
Tim Burton („Planet der Affen“, 2001, und „Charlie und die Schokoladenfabrik“, 2005), Guy Ritchie („Sherlock Holmes“, 2009) und David Yates („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, 2016, und „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ von 2018 bereicherten den amerikanischen Film.
„Alles, was in den vergangenen 30 bis 40 Jahren Rang und Namen hatte, stand schon vor seiner Kamera“, sagte Hagener, der die Leitung des Marburger Kamerapreises innehat. Neben dem Oscar, für den er zwei weitere Nominierungen bekam, erhielt Rousselot weitere renommierte Preise wie den „British Academy of Film and Television Award (BAFTA), den „César“ und den „American Society of Cinematographers Awards“ (ASC).
Er ist Mitglied der Association française des Directeurs de la photograpie cinématographique (AFC) und der American Society of Cinematographer (ASC).
Die Auszeichnung mit dem Marburger Kamerapreis biete Rousellot ebenso wie seinen Vorgängern etwas, was keiner der großen internationalen Preise zu bieten habe, erklärte Michael Neubauer vom Berufsverband Kinematografie. Neben der Wertschätzung erhalte er dabei auch die Würdigung einer intellektuellen und kritischen Auseinandersetzung mit seiner Arbeit. „Herzstück“ der Auszeichnung sind laut Neubauer nämlich die Bild-Kunst-Kameragespräche, bei denen Experten, Studierende und Gäste mit dem Preisträger ins Gespräch kommen können.
Die Gespräche wurden zwei Jahre, bevor der Marburger Kamerapreis zum ersten Mal vergeben wurde, von Hubert Hetsch vom Kammer-Filmkunsttheater Marburg und Prof. Dr. Karl Prümm initiiert. Hetsch sagte, er sei von der Wahl Rousselots total begeistert gewesen.
Der Kameramann habe ein unglaubliches Gespür für Licht, für Farben und für Stimmungen. „Damit hat er es vermocht, die Kälte der künstlichen, computergenerierten Bilder in Filmen wiePhantastische Tierwesen zu überwinden. Die Bilder in einem Film müssen immer zur Geschichte passen; und das gelinge Rousselot auf herausragende Weise.
Vom 26. bis 28. März 2020 finden die Bild-Kunst Kameragespräche rund um die Preisvergabe in den Filmkunsttheatern im Capitol Marburg statt. Den von Hagener, Fabio Kühnemuth und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis nimmt Rousselot am 28. März 2020 um 20 Uhr in der Alten Aula der Philipps-Universität entgegen.

* pm: Stadt Marburg

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