Autismus ausmachen: 1,6 Millionen Euro für Diagnoseprojekt „EVAS“

Die Philipps-Universität leitet ein – mit 1,6 Millionen Euro gefördertes –
Forschungsprojekt zur Autismus-Diagnostik. Es möchte Autismus zuverlässig und früh diagnostizieren.
Das neue Forschungsvorhaben unter Federführung von Prof. Dr. Inge Kamp-Becker vom Fachbereich Medizin der Philipps-Universität will helfen, die Diagnostik für „Autismus-Spektrum-Störungen“ zu verbessern. Das Projekt“Early, Valid and Reliable Autism Screening“ (EVAS) soll mit einem innovativen, webbasierten Screening-Tool für eine frühe, gültige und verlässliche Diagnostik sorgen. Das Projekt wird aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit 1,6 Millionen Euro von 2020 bis 2024 gefördert.
Beteiligt sind neben Marburg weitere Zentren in Dresden, Göttingen und Berlin. Ziel ist, die Versorgung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zu verbessern.
„Je früher eine fachgerechte Diagnose gestellt werden kann, desto früher kann eine spezialisierte Behandlung beginnen und die Prognose wird verbessert“, erklärte Kamp-Becker. Die Professorin für „Autismus-Spektrum-Störungen“ ist leitende Psychologin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Fachbereich Medizin und am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM). Unter „Autismus“ verstehe man eine – in der frühen Kindheit beginnende –
„psychische Störung“, die eine deutliche Beeinträchtigung im sozialen Miteinander und der Kommunikation in Verbindung mit stereotypem Wiederholungsverhalten aufweist. Aber auch bei vielen anderen psychischen Störungen kommen einzelne Symptome vor, die dem Autismus sehr ähneln. Die meisten Menschen, die mit dem Verdacht auf eine autistische Störung zu einer Fachambulanz kommen, leiden an anderen Erkrankungen.
Autismus wird in der Öffentlichkeit im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen oder Erkrankungen oft mit positiven Bewertungen verbunden und als weniger stigmatisierend empfunden. Spielfilme über Menschen mit Autismus und besonderen Fähigkeiten tragen zu dieser positiven Bewertung bei.
„Viele Menschen informieren sich im Internet über Autismus. Oft steht dabei die Frage im Raum: „Hat mein Kind Autismus?“
Deshalb ist es auch ein Ziel des Projekts, auf einer Internetseite verlässliche und gut verständliche Informationen über „Autismus-Spektrum-Störungen“ zur Verfügung zu stellen. Das Screening-Tool richtet sich an medizinisches Fachpersonal wie kinder- und jugend-)psychiatrische, kinderärztliche und allgemeinärztliche Praxen oder Psychotherapeuten.
Denn wenn die Zuweisung zu spezialisierten Stellen für die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen verbessert wird, kann Betroffenen auch besser geholfen werden, lautet die Forschungsannahme. Sollte sich bestätigen, dass das Screening-Tool hilfreich ist, könnte es künftig bundesweit in die Routineversorgung übernommen werden. In dem Projekt haben sich bereits Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Therapierende aus Kliniken und (kinder- und jugend-)psychiatrischen sowie kinderärztlichen und allgemeinärztlichen Praxen zusammengetan, um nachhaltig die frühe Diagnostik und Therapie für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zu verbessern.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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