Mehr Personal gibt es für Marburgs Kindergärten und Krippen: Die Stadt baut die Betreuung weiter aus.
Pünktlich zum neuen Kindergartenjahr gibt es zusätzliche Stellen – in den städtischen Kitas ebenso wie bei den Freien Trägern. Dafür stockt die Stadt das Budget um 750.000 Euro pro Jahr auf.
„Wir verbessern mit diesem Schritt die Situation für die Kinder und ihre Familien ebenso wie für unsere Beschäftigten, ihre Gesundheit und Arbeitszufriedenheit“, erklärte Stadträtin Kirsten Dinnebier. Erreicht wird das durch eine Aufstockung der Stundenkontingente für die Kita-Leitungen quer durch alle 17 stadteigenen Betreuungseinrichtungen.
„Die Kita-Leitungen haben eine Schlüsselposition in den Einrichtungen, die hohe Anforderungen an sie stellt“, erläuterte Dinnebier. „Sie arbeiten an der Schnittstelle zwischen dem pädagogischen Auftrag und der Gestaltung sozialer Beziehungen auf der einen Seite und Organisations- und Verwaltungsaufgaben auf der anderen.“
Auch in kleineren Einrichtungen seien Leitung und Management keine Nebensache, erklärte Angela Stefan vom städtischen Fachdienst Kinderbetreuung. „schließlich fallen Verwaltung, Qualitätssicherung, fachliche Weiterentwicklung, Personalentwicklung, Elterngespräche und vieles mehr in allen Kitas an – unabhängig von ihrer Größe.“
Bislang waren für die Leitungsaufgaben Zeitkontingente von mindestens fünf Stunden pro Woche in den kleinsten Kitas bis zu einer kompletten Vollzeitstelle in den großen Einrichtungen mit vier oder mehr Gruppen und mindestens 60 Plätzen vorgesehen. Vollzeit-Leitungsstellen hat die Stadt nur in den vier größten Kitas Auf der Weide, Eisenacher Weg, Erfurter Straße und Unter dem Gedankenspiel in Wehrda.
Verstärkung bekommen nun alle, die großen wie die kleinen – aber nicht einfach linear nach Gruppengrößen, sondern in einem Modell, das die Stadt in den letzten eineinhalb Jahren gemeinsam mit den Freien Trägern entwickelt hat. Denn: Es gibt Aufgaben, die brauchen mehr Ressourcen, je größer eine Einrichtung ist – zum Beispiel Elternarbeit oder Personalführung. Deshalb besteht die Stundenerhöhung für die KiTa-Leitungen auch aus zwei Komponenten:
-Der Sockel von fünf Wochenstunden wird auf zehn Wochenstunden verdoppelt. Alle Teams bekommen außerdem einen Zuschlag von acht Prozent der gesamten Fachkräftestunden pro Einrichtung.
Für manche kleine Einrichtung bringt das mehr als doppelt oder sogar dreimal so viel Leitungsstunden als bisher. Zusammen genommen macht das 246 Stunden pro Woche mehr für Leitungsaufgaben in allen städtischen Kitas aus. Das entspricht 6,3 Stellen. Sie werden nun für die pädagogische Gruppenarbeit zusätzlich aufgefüllt.
„Das ist eine große Verbesserung für uns und außerdem eine große Anerkennung für unsere Arbeit“, sagte Ilona Pinhard von der KiTa Eisenacher Weg. Sie hat nun seit Donnerstag (1. August) eine Stellvertreterin, an die sie Aufgabenbereiche delegieren kann.
Allein von August bis Dezember 2019 hat die Stadt dafür 142.000 Euro mehr Personalkosten eingeplant, ab 2020 bringt die Aufstockung 340.000 Euro pro Jahr mehr für das städtische KiTa-Personal.
„Es ist uns als Stadt sehr wichtig, dass alle Freien Träger der Kinderbetreuung ebenso gute Bedingungen haben“, erklärte Stadträtin Dinnebier. Deshalb erhalten auch die Freien Träger mehr Zuschuss von der Stadt, um ihrerseits die Leitungsstundenkontingente um insgesamt gut acht Vollzeit-Stellen hochzusetzen.
Für 2019 sind das 220.000 Euro mehr, ab 2020 erhöht die Stadt die Unterstützung für die Freien Träger um zirka 530.000 Euro pro Jahr.
Die Erhöhung der Leitungsstunden in allen Einrichtungen ist der erste Schritt eines Drei-Stufen-Plans zur Qualitätsverbesserung der Kinderbetreuung in Marburg. Diese Verbesserung hat die Stadtverordnetenversammlung (StVV) im November 2017 beschlossen.
“ Kinderbetreuung hat in Marburg quer durch alle Fraktionen eine ganz hohe Priorität“, berichtete die Stadträtin. Deshalb geht es bei dem Beschluss neben dem Ausbau der Quantität (mehr Plätze) auch um mehr Qualität mit einem „deutlich günstigeren Personalschlüssel“. Dieser Personalschlüssel soll die sozialen Belastungen der einzelnen Kitas differenziert nach quartiers- und stadtteilbezogenem Bedarf berücksichtigen.
„Wir wollen die Ungleichheit in den einzelnen Einrichtungen auch gezielt ungleich behandeln“, brachteBildungsdezernentin Dinnebier das Ziel der Qualitätsoffensive auf den Punkt. Als nächster Schritt des Drei-Stufen-Plans soll die Personalbemessung in den Einrichtungen umgestellt werden – vom Verhältnis Fachkraft je Gruppengröße zu Fachkraft je Kind. Schließlich folgt dann noch die Einführung eines Berechnungsmodells für den Personalbedarf nach den Schwerpunkten Sprache, Migration, Armut und Inklusion.
* pm: Stadt Marburg