Rund 1,3 Millionen Euro bekommt Marburg aus dem bundesweiten Programm „Jugend stärken im Quartier“. Hinzu kommt eine weitere Million aus „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“.
Diese Förderung soll benachteiligte Menschen stärken und in den Arbeitsmarkt integrieren. „Die Förderung ist eine wichtige Basis, um vor Ort in sozial benachteiligten Stadtteilen Projekte zu finanzieren, die dabei helfen, die Menschen in Arbeit zu bringen – und die gleichzeitig dazu beitragen, das Quartier zu stärken“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier bei der Vorstellung der Förderprogramme im Rathaus. Marburg habe bereits in der ersten Förderperiode von 2015 bis 2018 Geld aus beiden Bundesprogrammen erhalten und damit einige Projekte zusammen mit Kooperationspartnern umgesetzt.
„Dass wir nun wieder in beide Förderprogramme aufgenommen wurden, freut uns sehr – und es zeigt, dass wir in der ersten Förderperiode gemeinsam gute Arbeit geleistet haben“, betonte die Bildungsdezernentin. Fördergebiete sind die beiden „Soziale Stadt“-Standorte Ockershausen-Stadtwald und Waldtal sowie der Richtsberg als ehemaliger Teil des Programms „Soziale Stadt“.
Mehrere Initiativen aus den drei geförderten Stadtteilen präsentierten bei der Veranstaltung Projekte, die mit dem Geld aus der ersten Förderperiode realisiert wurden. DieInitiative für Kinder-, Jugend- und Gemeinwesenarbeit (IKJG) hat beispielsweise in Ockershausen-Stadtwald einige Mikroprojekte ins Leben gerufen. Darunter ist das Angebot eines „Hundesitter-Führerscheins“ oder die Veranstaltung von Events, bei denen junge Stadtteilbewohner die Bewirtung und tontechnische Begleitung übernommen haben.
Im Waldtal hat der Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB) gemeinsam mit Bewohnern Sitzgelegenheiten für die Außenbereiche der Siedlung gebaut, die als „Gesprächsinseln“ dienen. Daraus ist eine kleine Werkstatt entstanden, in der nun regelmäßig an Handwerksprojekten gearbeitet wird.
Das Förderprogramm „Jugend stärken im Quartier“ (JUSTiQ) bündelt in einem gemeinsamen Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) Geld aus dem Europäischen Sozialfonds. JUSTiQ richtet sich insbesondere an junge Menschen im Alter von 12 bis 26 Jahren, denen eine Perspektive für die Zukunft fehlt und die durch andere Angebote schwer zu erreichen sind.
Im Fokus stehen etwa Jugendliche, die nicht zur Schule gehen oder junge Menschen, die Arbeitsmarktmaßnahmen abbrechen ebenso wie junge neu Zugewanderte. Soziale Benachteiligungen am Übergang von der Schule in den Beruf sollen mit Projekten – gefördert durch JUSTiQ – überwunden werden.
Die verschiedenen sozialpädagogischen Angebote, die gefördert werden, können von der Stadt Marburg passend auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen ausgestaltet werden. Dazu zählen etwa sozialpädagogische Einzelfallarbeit, aufsuchende Jugendsozialarbeit und kleine Projekte, die einen Mehrwert für das gesamte Quartier bilden. „Wenn die jungen Menschen vor Ort etwa ein Fest für ihren Stadtteil organisieren oder einen Trimm-Dich-Pfad anlegen, dann werden sie selbst durch den Erfolg und das gemeinsam abgeschlossene Projekt gestärkt; und die Mitmenschen im Quartier haben auch einen Mehrwert davon“, machte Peter Schmittdiel vom städtischen Fachbereich Kinder, Jugend und Familie deutlich.
In der ersten Förderperiode hat die Stadt mit JUSTiQ das Programm JUMP`in (Jugend mit Perspektive in Schule/Beruf) finanziert und 2018 den Antrag auf Weiterförderung gestellt. Die laufende Förderrunde geht bis 2022.
174 Modellkommunen erhalten 115 Millionen Euro aus dem ESF und fünf Millionen Euro aus Bundesmitteln. Marburg ist neben dem Landkreis Marburg-Biedenkopf eine von 15 Regionen in Hessen, die nun bis 2022 gefördert werden.
Insgesamt stehen 1,3 Millionen Euro zur Verfügung – 50 Prozent kommen über den ESF, zehn Prozent über das BMFSFJ. 40 Prozent steuert die Stadt aus eigenen Mitteln bei.
Die Umsetzung des Programms wird in den Fördergebieten durch die Jugendberufshilfe und die Kooperationspartner Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen (BSF), Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj), IKJG, Jugendkonflikthilfe/Jugendkompetenznetzwerk (Juko) und das St. Martin-Haus sichergestellt. Weitere Kooperationspartner sind etwa die Agentur für Arbeit Marburg, das KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf, das staatliche Schulamt und Marburger Schulen sowie Migrant*innenorganisationen und der Jugendmigrationsdienst. Darüber hinaus werden bestehende Netzwerke aus den in den Stadtteilen und auf dem Arbeits-
und Qualifizierungsmarkt aktiven Akteuren als beratende und unterstützende Partner einbezogen.
„Dieser bunte Strauß von Beteiligten zeigt, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert“, betonte Stadträtin Dinnebier. „Zudem erreichen wir über manche Projektpartner, die im gesamten Stadtgebiet aktiv sind, auch Jugendliche, die nicht in den Fördergebieten wohnen.“ Auch mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf gebe es einen regen Austausch.
Das Programm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ (BIWAQ) ist eng an das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ geknüpft. BIWAQ fördert gezielt innovative Projekte, die auf die Bedürfnisse der Menschen in den Stadtteilen abgestimmt sind – und die die soziale und städtebauliche Entwicklung miteinander verknüpfen. Insgesamt steht eine Million Euro zur Verfügung, um Projekte zur Bildung, Beschäftigung, Teilhabe und Integration umzusetzen.
„Die Förderung hilft uns dabei, die Perspektiven der Bewohner*innen auf dem Arbeitsmarkt weiter zu verbessern und die Stadtteile aufzuwerten“, sagte Dinnebier. Das Programm selbst biete der Stadt große Freiheiten: „Der Förderansatz von BIWAQ ermöglicht es uns, passgenaue und bedarfsgerechte Angebote zu entwickeln, die die Menschen vor Ort benötigen und die sich an den Zielen unserer integrierten Stadtentwicklung orientieren.“
Das Programm richtet sich an langzeitarbeitslose Menschen und Betriebe der lokalen Ökonomie. Während das Programm JUSTiQ junge Menschen im Alter zwischen 12 und 26 Jahren fördert, schließt BIWAQ mit seinem Förderschwerpunkt an die Altersgruppe ab 27 Jahren an. Seit 2008 legt BIWAQ als Partnerprogramm des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“ den Schwerpunkt bewusst auf benachteiligte Stadt- und Ortsteile und verknüpft quartiersbezogen lokale Bildungs-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktprojekte mit städtebaulichen Maßnahmen.
Über BIWAQ kann etwa gefördert werden, dass Langzeitarbeitslose einen Nachbarschaftsgarten im Quartier anlegen – das dient einerseits konkret als Qualifizierungsmaßnahme für die Menschen und andererseits wertet es das Zusammenleben im Stadtteil auf.
Insgesamt stehen für BIWAQ 155 Millionen Euro berei. 90 Millionen Euro stammen aus dem ESF, 65 Millionen Euro vom BMI.
In der ersten Förderperiode 2015 bis 2018 wurden bundesweit 70 Kommunen gefördert, Marburg setzte Projekte unter dem Projektnamen „ISA“ (im Stadtteil aktiv) um. Für die zweite Förderrunde bis 2022 wurden 37 Kommunen ausgewählt. Darunter ist auch wieder Marburg.
Für die Universitätsstadt steht eine Million Euro zur Verfügung, zehn Prozent davon stellen die Projektpartner aus Eigenmitteln bereit.
Das sind neben der Universitätsstadt Marburg der AKSB, die IKJG und die Praxis gGmbH. Weitere Kooperationspartner sind etwa die Agentur für Arbeit Marburg und das KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf sowie die Kreishandwerkerschaft, die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die lokale Wirtschaft.
* pm: Stadt Marburg
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