„Antigone“ ist ein Drama des griechischen Bühnenautors Sophokles. Das Theaterhaus-Ensemble Theater „Grüne Soße“ Frankfurt zeigte am Montag (20. März) beim KUSS-Festival eine moderne Fassung des antiken Stoffs.
Vier Frauen und vier Männer teilen sich dabei die Rollen. Häufig wiederholen sie Äußerungen mehrfach; mitunter sprechen sie auch im Chor. Das nervt ganz gewaltig.
Beispielsweise sagt die erste Antigone, die Nacht sei mild und sie sei deshalb hinaus gegangen. Diesen Satz wiederholen die zweite und die dritte Antigone, während die vierte ihn verkürzt auf die Aussage, sie sei in der Nacht hinaus gegangen. Wenn Dialoge zwischen zwei Beteiligten von beiden Seiten so ausgewalzt werden, dann stellt sich die Frage, ob die Regie das Publikum für begriffstutzig hält, ihm Zeit stehlen möchte oder das ganze nur für einen „tollen Einfall“ hält.
Leider scheinen einige Regisseure derzeit solch unsinnigen Moden hinterherzulaufen. Was an der Frankfurter Bühnenfassung „Kinder- und Jugendtheater“ sein soll, erschließt sich dem kritischen Betrachter höchstens in der Feststellung, dass diese gekünstelte Inszenierung reichlich kindisch angelegt ist.
Den Darstellern indes kann man absolutes Können durchaus bescheinigen. Ihnen gelang es trotz der zeitraubenden Wiederholgung vieler Sätze, den Kern des Stücks ans Publikum zu vermitteln.
Antigones Bruder Polyneikes darf nicht bestattet werden. Das hat König Kreon verfügt, weil Polyneikes seinen Bruder erschlagen hat.
Doch dessen Schwester Antigone sieht es als ihre Pflicht, den Bruder zu bestatten. So schleicht sie sich zu der Leiche und bedeckt sie mit Erde.
Ihr Onkel Kreon versucht, sie vor den Konsequenzen seiner eigenen Anordnung zu schützen. Schließlich soll seine Nichte die Ehefrau seines Sohns Haemon werden.
Doch Antigone weigert sich, bei dieser Vertuschung mitzumachen. So muss Kreon sie töten, was er eigentlich gar nicht will.
In einem Gespräch zwischen Antigone und Kreon über Macht und ihre Folgen wird klar, dass Macht nur gegen die Aufgabe von Moral zu haben ist. Diese absolut aktuelle Aussage brachten die Schauspieler sehr klar an das Publikum in der vollbesetzten Black Box.
Die chorische Inszenierung mit Mehrfachbesetzung jeder Rolle und nacheinander von allen wiederholten Sätzen mag vielleicht den Anspruch erheben, die Aufhebung der Individualität der handelnden Personen zu veranschaulichen. Sie wirkte indes eher wie eine gewollt artifiziell daherkommende Möchtegern-Künstelei als wie eine gelungene Darstellung.
Trotz dieses gravierenden Mangels spendete das Publikum den durchweg großartigen Schauspielern am Ende langanhaltenden Applaus. Viele Theaterbesucher verzichteten für das anschließende Inszenierungsgespräch mit ihnen sogar auf ihre Mittagspause. Besser wäre indes, die Regie hätte auf die gekünstelte Effekthascherei zugunsten einer klaren Präsentation der wichtigen Aussage dieses fast 2.500 Jahre alten Stücks verzichtet.
* Franz-Josef Hanke