Ins TaSch gepilgert: Hape Kerkeling ist dann mal weg

„Schön, dass Sie da waren; kommen Sie gut nach Hause!“ So begann am Samstag (8. Dezember) die Premiere im „Großen TaSch“.
„Ich bin dann mal weg“ nach dem Bestseller von Hape Kerkeling feierte am Samstagabend Premiere im Theater am Schwanhof (TaSch). Für das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) hatte Matthias Huber die Erlebnisse des Düsseldorfer Komikers auf einer pilgerreise nach Santiago de Compostela unterhaltsam und überzeugend auf die Bühne gebracht. Ebenso wie Kerkelings Pilgertagebuch verknüpfte auch das Theaterstück die spirituelle Sinnsuche mit Witz, überraschenden Szenen und kurzweiliger Selbstironie.
Im Sommer 2001 machte sich Kerkeling auf zur Wanderung in den spanischen Pilgerort. Seinen Freunden hatte er sein Ziel nicht verraten, sondern nur angekündigt: „Ich bin dann mal weg.“
Unter diesem Titel veröffentlichte er später auch einen Bericht seiner Pilgerreise. Dieses Buch, das inzwischen bereits Kultstatus hat, brachten drei Darsteller mit ihrem gleichnamigen Theaterstück kurzweilig und zugleich ergreifend auf die Bühne.
Auf der Wanderung über die Gipfel der Pyrenäen quälten den Komiker Schmerzen und Zweifel. Dabei verhieß die Wegbeschreibung in der mitgeführten Broschür besondere Erfahrungen; doch diese Erlebnisse waren dann auf ganz andere Weise besonders. Lisa Grosche und Victoria Schmidt verlasen nicht nur die –
oft ernüchternden -Texte des Reiseführers, sondern schlüpften auch in alle Personen, die dem Pilger auf seiner Wanderung begegneten.
In raschem Wechsel änderten sie dank der gelungenen Kostüme von Cleo Niemeyer dabei ihr Aussehen. Trennte die Musik von Christian Keul zunächst nur die Tagesepisoden voneinander, so brachte sie gegen Ende einigen Schwung in die Geschichte.
Einen Höhepunkt bildete Kerkelings Begegnung mit einem angeblichen Schamanen aus Peru. Dieser zeitweilige Weggefährte schwärmte ihm von seinen drei deutschen Lieblingsbüchern vor. Neben „Die Blechtrommmel“ von Günther Grass und „Momo“ von Michael Ende sei das auch „Mein Kampf“ von Adolf Hitler.
kerkelings harsche Reaktion stellte Sven Brormann ebenso überzeugend dar wie seine Zweifel, seine Schmerzen oder seine Behäbigkeit auf der heimischen Couch zu Beginn der Geschichte. Genauso gelingt es ihm, den peinlich berührten Hape gegenüber der Mitwandererin Ann erklären zu lassen, dass er keinen Sex von ihr wolle oder sich möglichst unbemerkt von ihr einigen Autogrammjägern aus Deutschland zu entziehen.
Immer wieder wechseln die drei auf der Bühne die Kleidung und damit ihre Rollen. Im weiteren Verlauf kommen sie alle dann allmählich mehr und mehr zur Ruhe.
„Das war todlangweilig“, behauptete ein Premierenbesucher während der Pause jemandem am Handy. „Ich bin eingeschlafen.“
Offenbar hat dieser junge Mann den Großteil der Premiere verschlafen. Jedenfalls hat er die witzige und flotte Inszenierung nicht mitbekommen.
Völlig zu Recht spendete das Publikum dem grandiosen Darsteller-Trio ebenso wie allen anderen Beteiligten am Ende sehr langanhaltenden Applaus und begeisterte Pfiffe für den kurzweiligen und zugleich doch tiefergehenden Abend. Spirituelle Sinnsuche und die Frage nach Gott wirkten hier nie pathetisch. Dennoch stellten Ironie und Witz die Ernsthaftigkeit des Themas auch nie in Frage.
„Ich bin dann mal weg“ traf gerade auch den Nerv des jüngeren Publikums. Viele Vertreterinnen und Vertreter dieser Altersgruppe waren nach zweieinhalb Stunden Pilgerwanderung durch Frankreich, das Baskenland und Spanien sowie hin zu hKerkeling hin und weg.

* Franz-Josef Hanke

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