Fahrzeuge und Bauarbeiten: Weidenhäuser Brücke bleibt länger gesperrt und wird früher fertig

Damit die Weidenhäuser Brücke zwei Monate früher komplett wiedereröffnet werden kann, soll sie bis zum Bauende im Sommer 2019 voll gesperrt bleiben. Das teilte Bürgermeister Wieland Stötzel am Montag (1. Oktober) mit.
Um die Erreichbarkeit der Innenstadt insbesondere in der Vorweihnachtszeit zu verbessern, sollen kostenlose Park-and-Ride-Parkplätze angeboten und der Busverkehr an den Adventssamstagen kostenfrei werden. „Die Sperrung der Weidenhäuser Brücke ist für uns alle nicht ideal, aber zum Erhalt dieser zentralen und stadtbildprägenden Infrastruktur notwendig“, erklärte Bürgermeister Stötzel.
Weil bei historischen Bauwerken, zumal sie im Wasser gebaut und dem wechselnden Wetter ausgesetzt sind, nicht immer alles nach Plan laufen könne, müsse auch mal kurzfristig reagiert und ein Plan angepasst werden. Die nun getroffene Entscheidung schaffe für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für den Einzelhandel Planungssicherheit.
„Unser Ziel ist es, die Brücke zum Ende der Sommerferien 2019 komplett zu öffnen“, erläuterte Stötzel. Damit würde sich die Bauzeit um etwa zwei Monate verkürzen.
„Weil wir um die Herausforderung der Brückensperrung für die Bürgerinnen und Bürger, aber besonders auch für den Einzelhandel wissen, wollen wir als Stadt helfen, die Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft abzufedern“, ergänzte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Über die von Wirtschaftsdezernenten Spies vorgeschlagene und am Freitag (28. September) von der Stadtverordnetenversammlung (StVV) beschlossene Nahverkehrsoffensive hinaus sollen deshalb drei weitere Maßnahmen die Erreichbarkeit der Innenstadt verbessern.
„Wir freuen uns, dass die Stadtwerke an den Adventssamstagen den kompletten innerstädtischen Busverkehr gebührenfrei anbieten werden“, erklärte Spies, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Marburg (SWMR) ist. Damit wiederholt die Stadt das Angebot, das sich bereits 2015 großer Beliebtheit erfreut hatte.
„Darüber hinaus können Autofahrerinnen und Autofahrer am alten Gaswerk am Afföller und an der alten Universitätsbibliothek in der Wilhelm-Röpke-Straße mit einer Parkscheibe vier Stunden kostenlos parken“, kündigten Spies und Stötzel an. „Auch am Georg-Gaßmann-Stadion werden wir gesonderte Parkplätze in der Nähe der Bushaltestelle ausweisen, die dann nur mit Parkscheibe vier Stunden genutzt werden können. So bieten wir allen, die mit dem Auto zum Bummeln und Einkaufen nach Marburg kommen, attraktive innenstadtnahe Parkplätze an.Damit machen wir allen, egal ob Marburgerinnen und Marburger oder den Menschen aus dem Umland ein attraktives Angebot für den Umstieg auf den ÖPNV in der Weihnachtszeit.“
Bereits mit der Nahverkehrsoffensive hat die Stadtverordnetenversammlung ab Samstag (6. Oktober) ein im 30-Minuten-Takt fahrenden kostenlosen P+R-Shuttle an Samstagen von den Parkplätzen Afföller und Am Krekel beschlossen. Die damit verbesserte Erreichbarkeit der Innenstadt speziell in der für den Einzelhandel wichtigen Vorweihnachtszeit soll zudem in einer überregionalen Werbekampagne kommuniziert werden.
Das Marburger Stadtmarketing, an dem auch die lokale Wirtschaft beteiligt ist, wird dazu in Abstimmung mit der Stadt und einer professionellen Werbeagentur auf die Attraktivität der Stadt als Einkaufsort hinweisen. „Damit greifen wir auch einen Wunsch aus der lokalen Wirtschaft auf, gemeinsam für unsere schöne Stadt zu werben“, erklärte Spies.
Hintergrund der Entscheidung zur Veränderung des Bauzeitenplans waren bereits durch die Stadt öffentlich gemachte Verzögerungen durch extreme Wetterlagen und eine vom historischen Bauplan abweichende Höhe einer des der Brückenbögen. Dadurch hat es erhebliche Verschiebungen bei den Arbeiten gegeben, die zwingend einer Vollsperrung bedürfen. Durch die nun bevorstehende kalte Jahreszeit können weitere Verzögerungen entstehen, da zum Beispiel Asphaltarbeiten bei Minusgraden nicht ausgeführt werden können.
Darüber hinaus hat die verkehrstechnische Untersuchung ergeben, dass eine einspurige Freigabe der Brücke für Personenwagen – egal wie und in welche Richtung – zwar leichte Entlastung bringt, die aber nicht zufriedenstellend sein wird. Damit die Arbeitsabläufe witterungsabhängig in flexibler Reihenfolge abgearbeitet werden können, war es somit sinnvoller, die Vollsperrung fortdauern zu lassen. „In den Verhandlungen mit der Baufirma konnten wir so erreichen, dass der geplante Endtermin nicht nur gehalten wird, sondern uns ein Zeitgewinn von etwa zwei Monaten in Aussicht gestellt wurde“, berichtete Baudezernent Stötzel.
Arbeiten im Freien sind immer auch vom Wetter abhängig. Das war im Jahr 2018 besonders schwierig.
So starteten die Bauarbeiten an der Weidenhäuser Brücke bei minus 15 Grad Celsius. Im Sommer stiegen die Temperaturen teilweise bis zu 40 Grad an. Beides behinderte die Arbeiten ebenso wie mehrere Hochwasser im Frühjahr.
Die drei Pfeiler der Weidenhäuser Brücke mussten nacheinander trockengelegt werden, um dort das Traggerüst einbauen zu können. Jedes Mal lief die sogenannte Wasserhaltung wieder mit Wasser voll, denn sobald ein Pfeiler trockengelegt war, brach ein neues Starkregenereignis über die Region herein. Jedes Mal musste das Wasser ein zweites Mal aus der Barriere um die Pfeiler herausgepumpt werden.
Dazu kamen immer wieder Biologen, die Fische und Muscheln umsetzen mussten, damit sie keinen Schaden nehmen. Das kostete die Baufirma mehrere Wochen Bauzeit.
Der Einsturz einer Brücke in Genua hat kürzlich wieder einmal gezeigt, wie wichtig es für die öffentliche Sicherheit ist, dass Verkehrswege –
insbesondere Brückenbauwerke – regelmäßig sorgfältig überprüft werden. Die Stadt Marburg hat daher schon vor einigen Jahren die Weidenhäuser Brücke für alle Fahrzeuge gesperrt, die mehr als 30 Tonnen wiegen. Auch 2002 wurde die Brücke schon einmal statisch verbessert.
Die Stadt Marburg konnte nun die Standsicherheit der Brücke aber nicht mehr dauerhaft gewährleisten. Daher entschied sie sich für eine Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks.
Basierend auf den detaillierten Bauplänen und Bauzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert und auf Probebohrungen haben Fachleute die neuen Pläne für die derzeit laufende Sanierung erstellt. Allerdings kommt es bei Sanierungen im historischen Bestand fast immer zu Überraschungen. So war es auch bei der Weidenhäuser Brücke.
Nachdem die Baufirma die Bögen freigelegt hatte, war klar: Die Bögen sind in Form und Höhe anders als in den Bauplänen eingezeichnet. Von außen einseh-
und erkennbar war das nicht, da bislang Sand, Teer, Füllmaterial und Beton die Bögen verdeckten.
Die Unterschiede zwischen altem Plan und der Realität machten allerdings eine komplette Neuberechnung der Statik und eine Anpassung der Pläne für den Einbau des Stahlbetons notwendig. In dieser Zeit konnte an dem Aufbau der Fahrbahn nicht weitergearbeitet werden.

* pm: Stadt Marburg

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