Mit dem Umzug der Universitätsbibliothek kommen täglich rund 6.000 Menschen mehr in die Innenstadt. Um die wachsenden Verkehrsströme gut zu lenken, befasst die Stadt Marburg sich intensiv mit der Verkehrsplanung in der Nordstadt.
Dazu gehört es auch, die Verkehrswege für Radfahrerinnen und Radfahrer attraktiver zu gestalten. Die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Marburg erstellt derzeit einen Verwaltungsentwurf, über den derzeit in der Verwaltung intern und später öffentlich beraten wird.
„Die Universitätsbibliothek – das Herz der Uni – gehört in das Herz der Stadt“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Der Umzug trägt zur Belebung der Nordstadt bei. Die Stadt rechnet damit, dass täglich rund 6.000 Menschen mehr in die Innenstadt kommen, um dort zu lernen und zu arbeiten.
Das bringt aber auch ein höheres Verkehrsaufkommen unterschiedlicher Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die Stadt Marburg plant deshalb die Umsetzung einer neuen, vorläufigen und schnell umsetzbaren Radverkehrsführung in der Nordstadt, um Studierenden und Angestellten einen sicheren und attraktiven Weg zur Universitätsbibliothek und zurück anzubieten. OB Spies stellte aufgrund des hohen Interesses den Zwischenstand der Verwaltungsberatungen vor, die jedoch noch nicht abgeschlossen sind.
Der Radverkehrsbeirat als beratendes Gremium des Magistrats und die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe Verkehr haben sich bereits mit dem Planungsentwurf der Fachplanerinnen und Fachplaner befasst und stimmen ihm grundsätzlich zu. Vorgesehen ist, die Bürgerinnen und Bürger vor der Umsetzung zu einer Informationsveranstaltung einzuladen, bei der sie sich mit Fragen und Anregungen einbringen können.
Dieser Vorschlag ist ein Verwaltungsentwurf für eine vorläufige Verkehrslösung. Änderungen an der Verkehrsführung werden hauptsächlich zunächst mit Markierungen auf die Fahrbahn aufgebracht und mit nur geringen baulichem Aufwand umgesetzt. Denn diese angestrebte vorläufige Lösung für den Radverkehr soll einer perspektivisch geplanten Neugestaltung der Verkehrswege in der Nordstadt nicht entgegenwirken, kann aber gegebenenfalls schnell umgesetzt werden.
Zwischen der Universitätsbibliothek und der Deutschhausstraße soll der Radweg am Pilgrimstein vollständig auf die Fahrbahn verlegt werden, wie es derzeit im Bereich des Alten Botanischen Gartens der Fall ist. Dafür wird der breite Gehweg etwas schmaler gemacht. Dadurch wird auf der Fahrbahn genügend Platz für einen separaten Radverkehrsstreifen geschaffen.
Die große Verkehrsinsel auf der Kreuzung Elisabethstraße/Ketzerbach/Deutschhausstraße soll verkleinert werden, um im Kreuzungsbereich ausreichend Fläche für den Radverkehr zu schaffen. An der Kreuzung zwischen Elisabethstraße und Pilgrimstein ist vorgesehen, in beiden Fahrtrichtungen Radverkehrsanlagen mit einer entsprechenden Fahrradampel zu installieren. Außerdem ist geplant, diese Kreuzung mit dem satellitengestützten Fahrradbeschleunigungsprogramm SiBike auszustatten.
Der Radverkehr aus Richtung Pilgrimstein in die Elisabethstraße kreuzt die Deutschhausstraße. Um das Überfahren der ampelgesteuerten Kreuzung mit dem Fahrrad entgegen der Fahrtrichtung der Autos besser zu ermöglichen, wird der gesamte Fußgängerüberweg in der Deutschhausstraße weiter in Richtung Kreuzungsmitte verlegt. Der Fußgängerüberweg verläuft damit parallel zur Elisabethstraße und grenzt direkt an die Radverkehrsanlage an.
So können Fußgänger und Radfahrende zeitgleich die Kreuzung überqueren. Insgesamt wird durch die Verlegung des Fußgängerüberwegs der Verkehrsfluss in der gesamten Kreuzung effektiver.
In der Elisabethstraße und der westlichen Bahnhofstraße sollen für den motorisierten Verkehr künftig einspurige Verkehrsführungen in Richtung Pilgrimstein erfolgen. Dadurch können Radverkehrsanlagen in beide Fahrtrichtungen angelegt werden. Für die Belieferung der zahlreichen Gewerbebetriebe in der Elisabethstraße sollen zwei Ladezonen eingerichtet werden.
Von der Elisabethstraße aus soll eine Linksabbiegespur für Radfahrende in den Wehrdaer Weg eingerichtet werden. Für den linksabbiegenden Radverkehr vom Wehrdaer Weg in die westliche Bahnhofstraße wird es eine Abbiegespur geben.
In der westlichen Bahnhofstraße können die Parkplätze vor den Universitätsgebäuden wahrscheinlich fast vollständig erhalten bleiben. Der Radfahrstreifen in Richtung Hauptbahnhof wird vor diesen Parkplätzen entlanggeführt.
Für den stadteinwärts gerichteten Bus- und Radverkehr soll es in der westlichen Bahnhofstraße eine kombinierte Umweltspur geben. Die Ampel am Fußgängerüberweg im Bereich der Hauptpost in der Bahnhofstraße wird ebenfalls mit Fahrradsignalen und SiBike ausgerüstet.
Geprüft wird derzeit die Möglichkeit, eine Fahrradabbiegespur von der Ketzerbach nach links in die Elisabethstraße einzurichten. Sollte es aus verkehrsplanerischer Sicht und aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht möglich sein, direkt links abzubiegen, ist eine Radroute von der Ketzerbach über Zwischenhausen und den Steinweg auf dem Pilgrimstein und dann weiter in Richtung Elisabethstraße möglich.
Aus Gründen der Leistungsfähigkeit der Ampel an der Kreuzung Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße/Rosenstraße ist eine durchgehende Weiterfahrt für den Radverkehr von der westlichen in die östliche Bahnhofstraße aus aktueller Sicht der städtischen Fachplaner leider nicht möglich. Um die Situation zu entzerren, ist im Bereich der Augenklinik deshalb vorgesehen, den Gehweg zu verbreitern, damit Radfahrer an dieser Stelle genügend Fläche haben, um von dort zusammen mit den Fußgängerinnen und Fußgängern gehend die Robert-Koch-Straße überqueren und so auf den Radverkehrsanlagen der östlichen Bahnhofstraße weiter zu fahren.
* pm: Stadt Marburg