Nur drei Monate verbrachte Gisèle Jourda in Marburg. Dennoch war das Wiedersehen mit ihrer Geburtsstadt ein sehr emotionales Ereignis für die französische Senatorin.
Mit den Worten „Ich liebe Marburg von ganzem Herzen“ trug sie sich ins Goldene Buch der Universitätsstadt Marburg ein. Dort, wo sonst die Stadtverordneten tagen, hielt sie ein flammendes Plädoyer für den Erhalt der deutsch-französischen Freundschaft und für Europa.
Warum besucht eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern der nordhessischen Gemeinde Helsa und ihrer französischen Partnerstadt Trèbes eigentlich Marburg? Der Grund liegt nicht allein in der Tatsache, dass der dortige Landrat Uwe Schmidt und seine Frau früher in der Universitätsstadt studierten und lebten. Einen weiteren Grund gibt die stellvertretende Bürgermeisterin von Trèbes.
Gisèle Jourda wurde in Marburg geboren. Auch wenn Jourda nur eine kurze Zeit als Baby hier verbrachte, ist die emotionale Bindung zur Stadt stark, wie sie bei ihrem Aufenthalt feststellte.
„Die Chemie hat sofort gestimmt“, berichtete Jourda im Stadtverordnetensitzungssaal, in dem sie zusammen mit der Delegation von rund 50 Menschen aus Helsa und Trèbes von Bürgermeister Wieland Stötzel empfangen wurde. Sie habe sich genauso zuhause gefühlt, wie sie es in ihrer französischen Heimat tue, wo sie als stellvertretende Bürgermeisterin von Trèbes fungiert und außerdem Senatorin ist.
An einem tief verschneiten Märztag sei sie in Marburg zur Welt gekommen. Ihre Eltern hätten immer mit derselben Anhänglichkeit von der Stadt erzählt, die sich auch einander entgegengebracht hätten, erzählte Jourda. Sie sei vom Wiedersehen mit Marburg und vom herzlichen Empfang, den man ihr bereite, mehr und tiefer bewegt, als sie sagen oder schreiben könne.
Sie bedauere, dass in der Schule, die sie besuchte, kein Deutsch gelehrt wurde, so dass sie heute die Sprache von Goethe und Rilke nicht spreche. Aber ein paar Sätze auf Deutsch hatte sie für den Besuch in Marburg dennoch geübt: „Ich liebe Marburg von ganzem Herzen“, steht nun mit ihrem Namen im Goldenen Buch der Universitätsstadt Marburg.
Auch für Landrat Schmidt vom Landkreis Kassel war der Besuch ein „Heimspiel“. Zehn Jahre lang lebte er mit seiner Frau in Marburg, wo beide studierten und wo ihre Kinder zur Welt kamen.
Außerdem gebe es auch noch einen dritten Grund, diese Stadt zu besuchen: „Marburg ist in der Tat eine uralte Stadt, die für unser Bundesland eine elementare Bedeutung hat; sie war die erste hessische Hauptstadt“, erläuterte Schmidt den anderen Gästen.
Jourda nahm den Besuch zum Anlass, ein Plädoyer für die deutsch-französische Freundschaft und für Europa zu halten. „Wir müssen gemeinsam den Kampf aufnehmen und ein klares Nein sagen zu einer Rückkehr in die dunkle Vergangenheit, wie sie in einigen Ländern aktuell wieder hochkommt“, erklärte sie.
Alles müsse getan werden, um den Frieden zu erhalten: „Der Frieden ist unbezahlbar. Es gelte, zusammen für ein stärkeres Europa als je zuvor zu arbeiten.
„Wir müssen unsere gemeinsame Zukunft schützen und pflegen“, appellierte Jourda. Auch deshalb sei der Besuch in ihrer Geburtsstadt von besonderer Symbolkraft: Eine Geburt sei ein Zeichen der Hoffnung.
* pm: Stadt Marburg