Die Gasse zwischen dem Schuhmarkt und der Rathausschirne am Hirschberg hatte bislang keinen eigenen Namen. Nun gab Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies das neue Straßenschild „Kiliansgasse“ frei.
Von vielen wurde die enge Gasse bisher „Schiffergasse“ genannt. Nun hat sie offiziell einen anderen Namen bekommen.
Die Stadtverordnetenversammlung hatte im Februar einstimmig beschlossen, dass die bisher namenlose Gasse künftig „Kiliansgasse“ heißen soll. Damit ist das Gremium einem Antrag des Magistrats gefolgt. Die Initiative wiederum kam vom Ortsbeirat des Stadtteils Altstadt, der sich 2017 ebenfalls einstimmig dafür ausgesprochen hatte, dass die Gasse einen offiziellen, historischen Straßennamen bekommen solle.
Der Ortsbeirat schlug den Namen „Kiliansgasse“ vor. Auch die Bürgerinitiative „Wohnen und Lebensqualität in der Oberstadt“ machte sich für die „Kiliansgasse“ stark.
„Der Weg führt zum romanischen Rundbogentor an der Rückseite des Kilians“, sagte Oberbürgermeister Spies bei der offiziellen Freigabe des neuen Schilds. „Daher erschien der vorgeschlagene Name passend.“
Dem Ortsbeirat sei er sehr dankbar für sein Engagement und dafür, die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Historie der Stadt zu richten. „Mit der Kiliansgasse haben nun schon sechs Gassen offizielle neue Namen“, freute sich Ortsvorsteherin Goarik Gareyan-Petrosyan.
„Die Gasse ist attraktiver geworden“, stellte der ehrenamtliche Stadtrat Frédéric Schwinda fest. Die anliegenden Gebäude seien hergerichtet, die Passage selbst besser beleuchtet, der Blick vom Rathaus her in Richtung Kilian wunderschön „auch für die Touristinnen und Touristen, die hier durchkommen“.
Der „Kilian“ ist Marburgs älteste Kirche. Sie wurde zu einem nicht bekannten Zeitpunkt – wohl nach 1180 – errichtet. Das ursprüngliche Kirchenbauwerk wird heute als Unterkunft für Studierende genutzt.
In den zurückliegenden Jahrhunderten erlebte es eine wechselvolle Geschichte. Nach der Einführung der Reformation in Hessen ließ Landgraf Philipp der Großmütige die Kilianskapelle zusammen mit den meisten anderen Kirchen und Klöstern im Jahr 1527 schließen und umwidmen.
1535 beherbergte der „Kilian“ zunächst die Zunftstube der Schuhmacher-Gilde, wodurch aus dem Kirchhof der „Schuhmarkt“ wurde. Danach diente das Gebäude bis 1567 als Schweinestall. Später war der „Kilian“ unter anderem auch Schule, Waisenhaus, Polizei- und Gestapo-Quartier.
Das Deutsche Grüne Kreuz hatte in dem Bau am Schuhmarkt von 1969 rund 40 Jahre lang seinen Sitz. Seit 2013 ist er eine Unterkunft für Studierende.
Namenspatron der Kilianskapelle ist der Heilige Kilian. Der irische Missionar und Schutzpatron der Franken wurde wahrscheinlich 640 in Mullagh bei Cavan in Irland geboren. Gestorben ist er angeblich 689 in Würzburg.
Bisher war die Gasse unter dem Namen „Schiffergasse“ bekannt. Die Bezeichnung hat sie nie offiziell von der Stadtverordnetenversammlung bekommen; dennoch war sie so gebräuchlich, dass sie sogar in städtischen Karten des Fachdiensts Stadtplanung auftauchte.
Allerdings gibt es keine Unterlagen darüber, wie die Benennung „Schiffergasse“ zustande kam. Eine Erklärung könnte sein, dass die Bezeichnung für die enge Passage auf verärgerte Anwohnerinnen und Anwohner zurückgeht, weil so mancher Gast nahegelegener Kneipen statt sanitärer Anlagen lieber die „Schiffergasse“ aufsuchte.
„Das ist heute natürlich nicht mehr so“, sagte der Oberbürgermeister mit Blick auf die malerische Gasse. „Wir haben die Namensgebung mit großer Freude verabschiedet“, erklärte Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk im Namen der Stadtverordnetenversammlung abschließend.
* pm: Stadt Marburg