Mit einer großen Veranstaltung im Erwin-Piscator-Haus (EPH) hat sich das Projekt „Inklusion bewegt“ verabschiedet. Mehr als 40 Maßnahmen wurden seit dem 1. März 2015 gefördert.
Die Stadt und der Landkreis Marburg-Biedenkopf sind seit 1. März 2015 Modellregion des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UNBRK). Mehr als 40 Projekte zur Inklusion von Kindern und Jugendlichen im Freizeitbereich wurden seither unter dem Motto „Inklusion bewegt!“ ins Leben gerufen.
Bei einer öffentlichen Abschlussveranstaltung wurden nun die Ergebnisse im Erwin-Piscator-Haus vorgestellt. Außerdem gab es einen Ausblick, wie es nach dem Förderzeitraum weitergeht.
„Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert. Die größte Herausforderung für die Inklusion ist daher, die Barrieren im Kopf abzubauen. Dabei helfen Begegnungen und Erfahrungen, wie sie durch die von ‚Inklusion bewegt‘ begleiteten Projekte ermöglicht wurden“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Die in der UN-Behindertenkonvention geforderte Inklusion müsse mit Leben gefüllt werden, betonte er.
Dies bedeute, nicht nur bei der Infrastruktur Barrierefreiheit zu schaffen, sondern Inklusion erlebbar zu machen. Das vorurteilsfreie Zusammenleben sei in der Modellregion erfolgreich umgesetzt worden. „Inklusion hat uns bewegt und wird es weiter tun“, sagte der Oberbürgermeister.
Wie kann Inklusion in der Freizeit von jungen Menschen gelingen? Das erprobte die Modellregion aus Stadt und Landkreis in den vergangenen drei Jahren intensiv in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen (fib) und dem Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj). Mehr als 40 inklusive Projekte wurden seither gefördert und erprobt.
„Bei der Inklusion geht es darum, allen Seiten zu zeigen, dass inklusive Freizeitangebote möglich sind und einen Mehrwert für alle bieten“, sagte Spies. „Das muss selbstverständlich werden.“ Besonders erfolgreich sei die Projektphase verlaufen, weil Kinder und Jugendliche bei der Gestaltung beteiligt waren, etwa das Kinder- und Jugendparlament der Stadt und das Kreisjugendparlament.
Der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration Dr. Wolfgang Dippel begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ebenfalls. „Die kommunale Ebene ist es, wo Inklusion gelingen kann, weil es dort die Netzwerke gibt“, betonte er, „das Land kann nur das Geld geben.“
Die Ergebnisse über Inklusion im Freizeitbereich präsentierte Prof. Dr. Reinhard Markowetz von der Universität München unter dem Motto „Wie inklusive Freizeit gelingen kann“. In Marburg und im Landkreis hat sich in den drei Jahren einiges getan. So wurde etwa das „Skate-Rock-Bash“ – ein Marburger Skate- und Rock-Event – erweitert. Auch Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer konnten dadurch teilnehmen.
Die Kunstwerkstatt Marburg hat beispielsweise einen Kurs mit Kindern, die kognitiv beeinträchtig sind, angeboten. Einen weiteren Kurs hat sie in städtische Räume verlegt, die rollstuhlgerecht sind. Aufgrund der positiven Erfahrungen ist der Verein schließlich sogar dauerhaft in rollstuhlgerechte Räume umgezogen, um das eigene Angebot nachhaltig inklusiv gestalten zu können.
Markowetz strich heraus, dass es darum geht, nicht nur allen Menschen Zugang zu Freizeitangeboten zu schaffen, sondern auch deren Interessen oder Wünsche zu berücksichtigen. Für die Zukunft könnten die Projekte Modellcharakter haben. Neue Kooperationen müssten das Ziel sein.
Derzeit werde noch an einem kostenlosen Leitfaden gearbeitet. Davon sollen zukünftige Träger inklusiver Projekte ebenfalls profitieren können.
In kurzen Interviews sprachen Eltern, Teilnehmende und Mitinitiatoren über „Inklusion bewegt“ und gaben Einblicke in die Praxis. Nicole Preuß Sohn Dario hat das Down-Syndrom. Sie berichtete, dass er viele nicht behinderte Freunde gefunden hat.
„Da ist wirklich etwas passiert“, freute sie sich. Dörte Drusel, deren Sohn Nils in einem Projekt der Jugendpflege Stadtallendorf mitgemacht hat sagte, dass sie vom gegenseitigen Helfen besonders beeindruckt war.
* pm: Stadt Marburg