Entdecken beim Entwickeln: Mihai G. Netea erhielt Behring-Preis

Prof. Dr. Mihai G. Netea wurde mit dem Emil von Behring-Preis der Philipps-Universität ausgezeichnet. Der renommierte Immunologe hat die Auszeichnung am Dienstag (9. Dezember) erhalten.
Der niederländisch-rumänische Forscher Mihai G. Netea wurde am Dienstag (9. Dezember) für seine herausragende Forschung zum Immunsystem des Menschen mit dem Emil von Behring-Preis der Philipps-Universität Marburg geehrt. Der Emil von Behring-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von den Unternehmen am Standort Behringwerke gestiftet. Die Preisverleihung fand im Forschungsgebäude SYNMIKRO auf den Lahnbergen statt.
Der Mediziner konnte in seinen Forschungsarbeiten zeigen, dass auch das angeborene Immunsystem Lernprozesse durchläuft. Damit prägte er maßgeblich das Forschungsfeld der „trainierten angeborenen Immunität“ oder auf englisch „trained innate immunity“. „Mihai Netea ist damit zu einem wichtigen Impulsgeber der immunologischen Forschung geworden“, erläuterte Prof. Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding in ihrer Laudatio. Bekeredjian-Ding ist Professorin für Medizinische Mikrobiologie an der Philipps-Universität Marburg. Mit seiner Forschung über die postinfektiös eintretende Resilienz von Zellen gegenüber Infektionserregern habe Netea zu einem neuen Verständnis der Zellbiologie beigetragen, was sowohl für die Immunologie, Mikrobiologie als auch für die Impfstoffforschung von höchstem Interesse sei.
Zur Preisverleihung sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss: „Mit dem Emil von Behring-Preis ehren wir heute einen Wissenschaftler, der unser Verständnis des Immunsystems grundlegend erweitert hat. Die Arbeiten von Mihai Netea zeigen in beeindruckender Weise, wie exzellente Grundlagenforschung neue Wege für medizinische Innovationen eröffnet. Dass wir diesen Preis am Wirkungsort Emil von Behrings verleihen, verbindet die historische Pionierleistung des Begründers der Serumtherapie mit der modernen Immunologie eines Forschers, der das Feld ebenso prägend voranbringt. Wir sind stolz, diese Spitzenforschung in Marburg zu würdigen –
an einem Standort, an dem wissenschaftliche Exzellenz und industrielle Partnerschaften seit mehr als einem Jahrhundert eng miteinander verwoben sind.“
Der Immunologe fühlte sich „sehr geehrt über diese Auszeichnung“. In seinem Festvortrag beschrieb der Preisträger, wie das angeborene Immunsystem eine Art Gedächtnis ausbildet und dadurch schneller und wirksamer auf Infektionen reagieren kann. Seine Forschungsgruppe konnte zeigen, dass bestimmte Stoffwechsel- und Signalwege die Funktion von Immunzellen dauerhaft prägen – ein Mechanismus, der sich epigenetisch im Erbgut dieser Zellen widerspiegelt.
Dieses Verständnis eröffnet neue Möglichkeiten, das Immunsystem gezielt zu stärken, etwa im Kampf gegen Infektionen oder sogar Krebs. Zugleich hilft es zu erkennen, wie fehlgeleitete Formen dieses Gedächtnisses zu chronischen Entzündungen beitragen können, berichtete der Forscher, der es sich nicht nehmen ließ, am Morgen vor der Preisverleihung die in seinen Worten wunderbare und inspirierende Oberstadt der Universitätsstadt Marburg zu erkunden.
Netea wurde 1968 geboren. Er ist Professor für experimentelle Medizin am Radboud University Medical Center und gilt international als führender Experte für Entzündungen, Immunologie und Infektionskrankheiten. Er erforscht seit Jahrzehnten die Erkennung von Mikroorganismen durch das Immunsystem wie etwa Mechanismen der Abwehr gegen den gefährlichen Pilz Candida albicans.
Netea entdeckte das Konzept der „trainierten angeborenen Immunität“ und klärte mit seinem Team die zugrunde liegenden epigenetischen und metabolischen Veränderungen auf, die dieses Phänomen ermöglichen. Seine Forschung reicht bis zur evolutionären Entwicklung des Immunsystems zurück und zeigt, dass Immunitätsgene seit dem Auftreten des modernen Menschen starkem Selektionsdruck unterliegen. Für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet, engagiert er sich zudem für den Wissenstransfer in die klinische Praxis und für internationale Bildungsprogramme für Schüler*innen im Bereich der Wissenschaft.
Der Emil von Behring-Preis wird alle zwei Jahre von der Philipps-Universität Marburg zum Andenken an Emil von Behring vergeben. Behring war der Entdecker des Diphterie-Serums und Begründer der Serumtherapie. Der erste Nobelpreisträger für Medizin war von 1895 bis zu seinem Tod im Jahre 1917 Professor für Hygiene in Marburg. Ausgezeichnet werden herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Immunologie, Mikrobiologie oder Virologie. Der Preis gehört zu den renommiertesten deutschen Auszeichnungen für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Immunologie und ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro verbunden, das von den Unternehmen am Standort Behringwerke gestiftet wird.
Zu den früheren Preisträgerinnen und Preisträgern des Emil von Behring-Preises gehören unter anderem Elizabeth Campbell aus New York, Stewart T. Cole aus Lausanne, Klaus Rajewsky aus Harvard und Ruslan Medhzitov aus Yale sowie Ralph M. Steinmann ausNew York, Robert Huber aus München, Yasmine Belkaid ausBethesda in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Andreas Peschel ausTübingen. Das Preisgeld von 20.000 Euro wird von den Unternehmen am Standort Behringwerke gestiftet. Das sind BioNTech Manufacturing Marburg, CSL Behring, CSL Innovation, GSK Vaccines, Pharmaserv und Siemens Healthineers. Die Initiative Gesundheitsindustrie Hessen hat mit ihrem Sponsoring zur Ausgestaltung der Preisverleihung beigetragen.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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