„Filmrolle bis Fingertipp“heißt eine Ausstellung zur Geschichte der Kameratechnik. Zu sehen ist sie bis Montag (19. Mai) im Cineplex.
Historische Kameras treffen auf moderne Technik: Bis Montag (19. Mai) gibt es die Ausstellung „Von der Filmrolle zum Fingertipp“ zur Geschichte der Kameratechnik im Kino „Cineplex“ zu sehen. Neben den Ausstellungsobjekten erwarten die Gäste digitale und interaktive Angebote sowie ein Einblick in Marburg als Filmstadt.
„Die Ausstellung in unserem traditionsreichen Kino verdeutlicht nicht nur die technische Entwicklung, sondern auch den Marburger Weg zu einer attraktiven Kino- und Filmstadt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wir erzählen damit unsere ganz eigene Tradition von Bild, Bewegtbild und Film über die Entstehung der Medienwissenschaft bis in eine digitale Zukunft.“
In Kooperation mit dem Kameramuseum Marburg und der Cineplex Marburg GmbH & Co. Filmtheater KG bietet die Stadt Marburg die Ausstellung „Filmrolle bis Fingertipp – Eine Marburger Geschichte der Kameratechnik“. Noch bis Montag (19. Mai) ist die Ausstellung mit historischen Exponaten sowie digitalen und interaktiven Angeboten im Kino „Cineplex“ an der Biegenstraße zu sehen.
Seit dem Aufkommen kamerafähiger Smartphones scheint Filmemachen kinderleicht geworden zu sein. Geschehen kann das er Fingertipp. „“Bewegte Bilder sind so sehr Teil unseres Alltags geworden, dass wir ihr Zustandekommen gar nicht mehr hinterfragen“, sagte Spies, der daran erinnerte: „Die bewegten Bilder, wie wir sie kennen, beruhen auf ganz vielen Erfindungen des 19. und 20. Jahrhunderts.“
Wie dieser Weg bis zu heutigen Kameras zustande gekommen ist, zeigt die Ausstellung im zweiten Obergeschoss im Cineplex. So lernen die Gäste spielerisch unter anderem etwas über den Objektivrevolver: Bei einigen frühen Filmkameras ermöglichte er den raschen Wechsel zwischen Objektiven. Zwei bis drei kleine Objektive – meist Teleobjektiv, Weitwinkel und ein normales Objektiv – auf der Rückseite der Smartphone-Kameras erinnern daran, dass ein schneller Wechsel zwischen den Perspektiven immer noch gebraucht wird – inzwischen allerdings automatisch.
Wie unterschiedlich die Ressourcen zwischen damals und heute sind, veranschaulicht etwa die Debrie Sept. Die Kamera verdankt ihren Namen „Sept“ (französisch für „sieben“) den sieben Metern Filmstreifen in ihrem Inneren –
ein für die heutige Zeit eher kleiner Speicher. Die historischen Kameras sind wertvolle Leihgaben von Prof. Dr. Günter Giesenfeld. Er ist Gründer und Leiter des Marburger Kameramuseums am Grün.
Die Ausstellung verdeutlicht auch Marburgs Rolle als Filmstadt und verbindet analoge sowie digitale Präsentationsformen. Neben den historischen Kameras sind Medienstationen aufgebaut, an denen die Besucherinnen und Besucher Informationen aus der umfangreichen Sammlung Giesenfelds erhalten. In 30 kurzen Filmen berichtet Giesenfeld von den Besonderheiten seiner Kameras.
An einer Mitmachstation sind Besucherinnen und Besucher eingeladen, ihr eigenes Zoetrop zu gestalten: Auf mechanischem Weg erzeugt es bewegte Bilder und gilt als ein Vorläufer der Kinematographie. Es besteht aus einer nach oben offenen, drehbaren Trommel, an deren Innenwand die Besucher*innen ihre eigenen gemalten oder gestempelten Bilder einfügen können. Bei schneller Drehung sind diese durch Schlitze als Bewegtbilder zu sehen.
Neben Erklärfilmen gibt es außerdem Audioguides für Menschen mit Einschränkungen, ebenso interaktive Elemente. Die Ausstellung ist Ergebnis eines Digitalisierungsprojekts der Sammlungen in der Stadt Marburg zur Entwicklung eines hybriden und digitalen Museums.
Ende 2021 wurde es vom Stadtparlament beschlossen. Die Ausstellung soll einen Ausblick geben auf das digitale Museum Marburgs, das Mitte Mai 2025 im Kulturausschuss vorgestellt wird.
Warum eine solche Ausstellung in Marburg am passenden Ort ist, erklärte der Oberbürgermeister in seiner Rede: „Wir sind in der glücklichen Lage und in der historischen Verantwortung, dass wir das können.“ Spies verwies auf eine ganze Reihe regionaler Meilensteine zum Thema: Der gebürtige Marburger Fotograf Ludwig Bickell reiste schon im 19. Jahrhundert mit seiner Plattenkamera durch Hessen und fertigte bis zu seinem Lebensende rund 3000 Aufnahmen in großformatigen Glasplattennegativen von historischen Bauwerken an. Seine Arbeit trug maßgeblich zur Gründung des Bildarchiv Foto Marburg bei.
Die Familie Closmann eröffnete im Jahr 1913 den Kinobetrieb in Marburg. Dort wird jährlich der Marburger Kamerapreis ausgelobt. Marburg war lange Zeit die Stadt mit den meisten Kinobesucher*innen gemessen an der Einwohner*innen-Zahl. Vor einem knappen Jahr wurde in Marburg eine Filmservicestelle eingerichtet, die bei Dreharbeiten unterstützt. Spies fasste zusammen: „Eine solche Kultur verpflichtet.“
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Die Öffnungszeiten sind von montags bis donnerstags von 16 bis 22 Uhr, freitags und samstags von 14 bis 22 Uhr sowie sonntags von 11 bis 22 Uhr.
* pm: Stadt Marburg