Hard Rock in der Kugelkirche: Angemessene Trauerfeier für Elmar Altwasser

Hard Rock in der Kugelkirche könnte manchen katholischen Gläubigen befremden. Bei der Trauerfeier für Elmar Altwasser zeigte sich Pfarrer Franz Langstein jedoch begeistert davon.
„Ich bedauere die jungen Menschen heute, die diese wunderbare Musik der Rolling Stones, der Beatles, von Deep Purple und Led Zeppelin oder den Doors nicht kennen“, erklärtePfarrer Langstein am Freitag (14. März) in der Kugelkirche. Neben Orgelmusik und dem – eher dünnen – Gesang von Kirchenliedern ertönte bei der Trauerfeier für den Marburger Bauforscher Elmar Altwasser auch „Soul Kitchen“ der legendären „Doors“ in einer Cover-Version der Marburger „Mick Schwarz Band. Fast 40 Jahre lang war Altwasser Schlagzeuger dieser Band gewesen.
Geboren wurde Altwasser 1948 in Lemgo. Aufgewachsen ist er in Horn-Bad Meinberg. „Dort war er auch Messdiener“, wusste Langstein. „Auch das verbindet mich mit ihm ebenso wie die Rockmusik.“
Auch wenn Altwasser bis zuletzt Katholik geblieben ist, hatte er doch wenig Berührungspunkte zur Kirche. Aber: „Elmar Altwasser war einer der ersten Zivildienstleistenden in Deutschland“, berichtete Pfarrer Langstein. „Seinen Zivildienst hat er in den odelschwinghschen Anstalten Bethel abgeleistet.“
1969 kam Altwasser zum Studium nach Marburg. „Er war ein 68er“, erklärte Langstein. „Er war ein Linker und engagierte sich für die Gemeinschaft.“
Während des Studiums schloss er sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zum interdisziplinären „Arbeitskreis für Bauforschung und Dokumentation“ zusammen, aus dem 1984 das „Freie Institut für Bauforschung und Dokumentation“ (IBD) hervorging. Diesem Institut verdankt Marburg den Erhalt seiner historischen Oberstadt, die der damalige SPD-Oberbürgermeister Georg Gaßmann abreißen und durch moderne Neubauten wie auf dem Richtsberg ersetzen lassen wollte. Doch die jungen Bauforscher verfügten über das neuartige Verfahren der Dentrochronologie, das Holz und damit auch Gebäude bis aufs Jahr genau datieren konnte.
„Auch die Errichtung der Kugelkirche können wir dadurch genau datieren“, erläuterte Pfarrer Langstein. „Schriftliche Dokumente dazu haben wir nämlich nicht.“
Nach der kurzen Andacht in der gotischen Kirche gaben gut 30 Anwesende dem Toten das „Letzte Geleit“. Bestattet wurde seine Urne auf dem Historischen Friedhof an der Barfüßerstraße. Anschließend lud Altwassers Witwe Siegrid Schmeer die Trauergäste zum „Leichenschmaus“ ins Café Klingelhöfer ein.
Bauforscher und Denkmalschützer sowie Tierschützerinnen und Tierschützer repräsentierten dabei neben Künstlern die drei Tätigkeitsfelder Altwassers. Als 2. Vorsitzender des Tierschutzvereins Marburg und Umgebung war er auch nach seinem Ausscheiden aus dem IBD noch aktiv geblieben. Zu Ehren ihres Schlagzeugers gab die Mick Schwarz Band am Freitagabend ein Konzert im Jazzclub „Cavete“, wo sie – gemeinsam mit Altwaser – in eher unregelmäßigen Abständen immer wieder mal aufgetreten war. Altwasser war ein Marburger Original. Mit seinem grauen Bart und dem –
zuletzt ebenfalls grauen – Pferdeschwanz war er aber auch in der Ausbildung des Denkmalschutz-Nachwuches in Fulda-Johannesberg sowie auf vielen Baustellen in ganz Europa anzutreffen. Nun ruht die Asche des Kunsthistorikers an historischer Stelle zwischen den Gebeinen historischer Personen und Persönlichkeiten aus Marburg.

* Franz-Josef Hanke

Kommentare sind abgeschaltet.