Weniger Zuweisungen: Verzicht auf Unterkunft in Moischt

Die Stadt Marburg lässt Mietverträge für Gemeinschaftsunterkünfte auslaufen. Weniger Zuweisungen ermöglichen auch einen Verzicht auf die gepklante Unterkunft in Moischt.
Seit mehreren Wochen bekommt die Stadt erheblich weniger Schutzsuchende zur Unterbringung zugewiesen, die Zahl der Geflüchteten sinkt. Dadurch muss die Stadt in der aktuellen Situation keine neuen Unterbringungsmöglichkeiten anmieten.
Das gilt auch für die geplante Gemeinschaftsunterkunft in Moischt. Derzeit auslaufende Mietverträge werden zudem vorerst nicht verlängert.
„Seit einigen Wochen suchen offenbar wesentlich weniger Menschen Schutz in Deutschland“, stellte Stadträtin Kirsten Dinnebier fest. „In jedem Fall werden uns deutlich weniger Schutzsuchende aus der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung zugewiesen. Im Schnitt sorgen wir aktuell für die Unterbringung von zwei bis drei Menschen pro Woche.“
Bis Dezember waren es etwa zehn Schutzsuchende. „Bis in den Herbst hinein haben wir noch händeringend neue geeignete Unterbringungsmöglichkeiten gesucht, weil wir nur noch sehr wenig Kapazitäten in Gemeinschaftsunterkünften hatten“, berichtete Dinnebier. „Aktuell sieht es jedoch so aus, dass wir keine neuen Liegenschaften anmieten müssen – und darüber hinaus auch verschiedene Mietverträge auslaufen lassen werden.“
Insgesamt wird die Stadt so in den nächsten Monaten voraussichtlich bis zu 200 Plätze abbauen. In den weiterbestehenden Gemeinschaftsunterkünften, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen, werden dabei freie Plätze vorgehalten. Derzeit sind in Marburg 932 Geflüchtete untergebracht.
Die Stadt Marburg steht daher auch nicht mehr in Gesprächen für die Einrichtung einer Gemeinschaftsunterkunft im Betreibermodell in Moischt. „Derzeit sieht es so aus, als benötigen wir keine größere, neue Gemeinschaftsunterkunft mehr, was allein an der deutlich sinkenden Zahl der zugewiesenen Personen liegt“, erklärte Dinnebier.
Im April 2024 wurde der Stadt Marburg prognostiziert, dass sie 2024 insgesamt 449 Geflüchtete würde aufnehmen müssen. Tatsächlich hat die Stadt aber in dem Jahr 302 Schutzsuchende aufgenommen und untergebracht. Aus Sicht der Stadt Marburg ist es die veränderte politische Situation in Syrien, die direkte Auswirkungen auf die Geflüchtetenzahlen in Marburg hat.
„Die meisten Menschen, denen wir in Marburg Schutz gegeben haben, sind Kriegsvertriebene aus der Ukraine und Geflüchtete aus Syrien“, erläuterte Dinnebier. Auch unter den neu zugewiesenen Menschen seien in den vergangenen Jahren sehr viele Syrerinnen und Syrer gewesen. Derzeit hat Marburg 153 Syrer*innen untergebracht. 1.538 Menschen mit syrischem Pass leben insgesamt in Marburg.
Diese Zahlen zeigen sehr deutlich, wie direkt die Situation in anderen Ländern“ – sei es etwa Syrien oder die Ukraine – Einfluss darauf hat, wie viele Menschen in Deutschland und in Marburg Schutz suchen und auch Schutz finden dürfen. „Das zeigt aber auch, wie wenig Einfluss wir als Stadt Marburg darauf haben, ob und wieviele Menschen wir unterbringen müssen, weil diese vor Krieg, Verfolgung und Mord im eigenen Land fliehen müssen“, erklärte Dinnebier. „Die Bilder des gestürzten Regimes aus Syrien haben deutlich gezeigt, vor welchen Unmenschlichkeiten die Menschen geflohen sind.“

* pm: Stadt Marburg

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