Schützenvereine aus ganz Mittelhessen hatte die Polizei am Montag (30. September) eingeladen. Im Polizeipräsidium in Gießen sprachen sie über ihre gesellschaftliche Verantwortung bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus.
Die mehr als 1.000 hessischen Schützenvereine leisten einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Gesellschaft: Sie bringen viele Sportlerinnen und Sportler jeden Alters zusammen, pflegen wertvolle Traditionen und sind auch über das Feld des Sports hinaus ein vitaler Bestandteil ihrer Gemeinden. Im Rahmen des Konzepts „Schützen im Dialog“ der hessischen Polizei fand am Montag (30. September) eine Veranstaltung des Polizeipräsidiums Mittelhessen statt. Neben Tanja Frank als Vorsitzende des Hessischen Schützenverbands (HSV) waren rund 50 Verantwortliche der mittelhessischen Schützenvereine der Einladung der Polizei gefolgt.
„Schützen im Dialog“ zielt auf eine engere Vernetzung von Polizei und Schützenvereinen, den Austausch zu den Themen „Demokratieförderung undExtremismusprävention“, die Stärkung des Bewusstseins für mögliche extremistische Strömungen in der Gesellschaft ab und festigt die Vereine in ihrer Rolle als verantwortungsvolle Akteure im Bereich des legalen Waffenbesitzes. Durch den Austausch sollen die Schützenverbände insbesondere bei der Früherkennung von extremistischen Waffenträgern sensibilisiert werden. Taten wie dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lücke oder dem rassistischen Anschlag von Hanau, in denen die jeweiligen Täter aus mutmaßlich extremistischen Motiven heraus handelten und Mitglieder in Schützenvereinen waren, zeigen, dass sich unter Sportschützen leider auch Personen befinden können, deren Einstellung im Widerspruch zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung steht.
Extremistische Haltungen wie auch psychische Probleme, die mit einem Waffenbesitz keinesfalls einhergehen sollten, sind dabei nicht immer wahrnehmbar. Deswegen ist es umso wichtiger, genau hinzuschauen. Dennoch sollen aber keinesfalls die Mitglieder von Schützenvereinen unter Generalverdacht gestellt werden.
Unter Federführung des Hessischen Informations- und Kompetenzzentrums gegen Extremismus (HKE) und in Kooperation mit dem Hessischen Schützenverband hat das Hessischen Innenministerium daher die Veranstaltungsreihe „Schützen im Dialog“ ins Leben gerufen. Diese Kampagne verfolgt das Ziel, die Vereins-
und Vertrauenskultur als eine weitere Ressource für die hessische Sicherheitsarchitektur zu nutzen und die – bereits im Jahr 2020 begonnene –
vertrauensvolle Kooperation mit den Repräsentanten des hessischen Schützensports nochmals zu forcieren. Indem sich die polizeilichen Ansprechpersonen für politisch motivierte Kriminalität auf regionaler Ebene mit den Bezirksschützenmeisterinnen und -meistern weiter vernetzen, sollen zielgruppengerechte Angebote verstärkt in die Schützenvereine hineingetragen werden.
Polizeivizepräsident Marco Bärtl betonte in seiner Begrüßung die große Bedeutung des Schützensports in Hessen und würdigte das Engagement der Schützenvereine für das sportliche Miteinander und die Förderung traditioneller Werte. Gleichzeitig hob er die Verantwortung der Vereine hervor, wachsam zu bleiben und potenzielle extremistische Einstellungen in ihren Reihen frühzeitig zu erkennen. „Der Schützensport hat in Hessen eine lange Tradition und steht für gesellschaftliches Engagement und Gemeinsinn“, erklärte er. „Wir wissen, dass die überwältigende Mehrheit der Schützenvereinsmitglieder verantwortungsvoll und rechtstreu handelt.“
Im Verlauf der Veranstaltung stellten Vertreterinnen und Vertreter des Landespolizeipräsidiums, des Polizeipräsidiums Mittelhessen, des Hessischen Landeskriminalamts sowie des Landesamtes für Verfassungsschutz Hessen konkrete Ansprechpartner, Fortbildungen und Beratungen vor, die den Verantwortlichen in den Vereinen helfen sollen, Anzeichen von extremistischen Tendenzen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig hoben die Referenten die Rolle der Schützenvereine als eine wichtige zivilgesellschaftliche Ressource für die Förderung demokratischer Werte und Kultur hervor. Insbesondere trage die Vereinslandschaft auch eine wichtige Verantwortung für die Jugend.
Es schloss sich ein lebhafter, offener und teils kontrovers geführter Austausch über die verschiedenen Themen an. Die Kooperation zwischen Polizei und Schützenvereinen soll in Zukunft weiter ausgebaut werden, um eine enge Zusammenarbeit bei der Prävention extremistischer Gewalt zu gewährleisten. Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt im gemeinsamen Bestreben, den verantwortungsvollen Umgang mit Waffen zu fördern und extremistischer Gewalt entschieden entgegenzutreten.
* pm: Polizei Marburg