Knapp 200 Menschen erhoben sich, um gegen Gewalt an Frauen zu demonstrieren. Zum vierten Mal hat sich die Universitätsstadt Marburg am Dienstag (14. Februar) an der Aktion „One Billion Rising“ beteiligt.
Auf Deutsch bedeutet das Motto „Eine Milliarde erhebt sich“. Bei dieser Aktion wird weltweit gegen Gewalt an Frauen und Mädchen demonstriert.
Das Besondere dabei ist: Der Protest wird getanzt. Vor dem Erwin-Piscator-Haus (EPH) waren am Dienstagabend knapp 200 Menschen zusammengekommen.
„Das ist ein schönes Bild“, freute sich Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach, als sie zur Begrüßung von der Bühne aus auf die Demonstrierenden blickte. Viele waren in roter Kleidung gekommen. Eine Teilnehmerin erschien in eine Peace-Flagge gehüllt; und pinke Luftballons wehten vor der Kulisse der Oberstadt im Hintergrund.
Gewalt gehöre leider nach wie vor zum Alltag vieler Frauen und auch vieler Kinder, sagte Weinbach. Oft geschehe sie im häuslichen Umfeld. Mehr als 100.000 Frauen seien im Jahr 2015 Opfer von Gewalt in der Partnerschaft geworden, wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte.
„Wir dürfen uns mit dem Ausmaß und der Tabuisierung von Gewalt an Frauen und Mädchen nicht abfinden“, erklärte Weinbach. „Jede dieser Straftaten muss benannt und bestraft werden.“ Dabei sei egal, ob Gewalt im häuslichen Umfeld oder im öffentlichen Raum stattfindet, ob der Chef im Betrieb seine Macht ausspielt oder ein Mann in der Diskothek übergriffig wird.
„Break the Chains“ – Sprengt die Ketten – lautet dann auch die Botschaft des Lieds, zu dem die Demonstrierenden überall auf der Welt tanzten. Die Vereinten Nationen (UN) schätzen, dass jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt wird. Insgesamt sind das also eine Milliarde (one billion) Frauen.
„Wir freuen uns, dass so viele gekommen sind, um heute gemeinsam ein Zeichen zu setzen“, begrüßte auch die städtische Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Dr. Christine Amend-Wegmann die Teilnehmenden. „Das zeigt, wie gut wir in Marburg bereits vernetzt sind und wie wichtig uns das Thema ist.“
Getanzt wurde mit Kind und Kegel sowie mit Hund auf Rollschuhen und im Rollstuhl. Erst übte Aerobic-Trainerin Evelyn Mahla mit den Marburger Demonstrantinnen und Demonstranten eine kleine Choreographie zu „Break the Chains“ ein; danach animierte Tanztherapeutin Astrid Kolter noch einmal zur Bewegung, bevor Claudia George Gelegenheit bot, sich an Kreistänzen zu versuchen.
Auch die Städtegruppe der Organisation „Terre des Femmes“ war vor Ort genauso wie Vertreterinnen des Ausländerbeirats. Frauen aus verschiedenen Ländern hatten Schilder mitgebracht, in denen „Keine Gewalt gegen Frauen“ in ihrer jeweiligen Muttersprache geschrieben stand. „Das ist ein großes Thema und es ist allgegenwärtig – es macht nicht vor kulturellen, ethnischen oder geographischen Grenzen Halt“, erklärte eine Teilnehmerin. Ein „Queer Solidarity“-Plakat war ebenso vertreten wie die Parole „Nein heißt Nein“. Das bunte Bild, das die Tanzdemo in Marburg ergab, ist genau das, was die Initiatorinnen sich wünschten – im nächsten Jahr gerne mit noch mehr Studentinnen. *
pm: Stadt Marburg