Die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies für die Universitätsstadt Marburg unterzeichnet. Sie soll die Arbeit in der Palliativ- und Hospizversorgung stärken.
Mit dem Projekt „Gesunde Stadt“ hat sich die Universitätsstadt Marburg zum Ziel gesetzt, die Gesundheitsförderung und -versorgung in allen Lebensbereichen voranzubringen. „Die Ermöglichung einer würdevollen Begleitung und Versorgung am Lebensende gehört auf jeden Fall dazu“, betonte Spies. Anlass der Unterzeichnung am Mittwoch (31. Januar) im Marburger Rathaus war das 20-jährige Bestehen des St. Elisabeth Hospizes.
Auch wenn er natürlich wisse, dass nicht die Stadt für das Hospiz verantwortlich sei, so sei es für die Marburgerinnen und Marburger doch „unser Hospiz“, erklärte der Oberbürgermeister. Es sei wichtig, die Gewissheit zu haben, „dass selbst in schwierigsten Situationen immer jemand da ist, der einen auffängt“.
In den letzten Jahren habe die Palliativversorgung zum Glück einen Aufschwung erlebt. Schwerstkranke sollten nicht alleingelassen werden, erklärte Spies: „und die Charta hebt das Thema noch mehr in den Mittelpunkt.“
Mit der Unterschrift bestehe nun eine Verpflichtung, etwa wenn es um die Bewilligung von Haushaltsmitteln geht, hob das Stadtoberhaupt hervor. Der Beschluss zum Beitritt der Charta wurde am 17. November 2017 vom Magistrat der Universitätsstadt Marburg verabschiedet.
Anlässlich der Unterzeichnung der Charta stellte Franziska Kopitzsch von der Koordinierungsstelle für Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland die Charta und ihre Handlungsempfehlungen im Rahmen einer nationalen Strategie vor. Marburg sei nicht die erste Stadt, die die Charta unterschreibe, sagte Kopitzsch, aber eine von ganz wenigen, die das ohne „sanften Druck“ von Organisationen, sondern aus der Stadtpolitik heraus von sich aus tue: „Und das ist ganz großartig.“
Eine nationale Strategie für Hospiz- und Palliativversorgung sei deshalb so wichtig, um allen Menschen in Deutschland die gleiche gute Versorgung zu sichern, betonte sie. Bisher sei es Zufall, ob ein Mensch am Ende seines Lebens an einen Palliativmediziner gerate, der entsprechende Betreuung vermittele, oder eben nicht. Das dürfe so nicht sein.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben eine Vielzahl Beteiligter unterschiedlichster Organisationen fünf Leitzsätze festgeschrieben, die Aufgaben, Ziele und den entsprechenden Handlungsbedarf aufzeigen und deren Umsetzung durch konkrete Handlungsempfehlungen gesichert werden soll. Ein Erfolg der Charta sei es bereits, dass sie maßgeblich zur Verabschiedung des Hospiz- und Palliativgesetztes im Jahr 2015 geführt habe. Für Kommunen wie Marburg gelte es, so Kopitzsch, für sich ein Gesamtkonzept zu entwickeln, Dienste zu vernetzen und bürgerliches Engagement zu unterstützen.
Die Geschäftsführer Dorothea Neubauer und Dr. Hans Albrecht Oehler vom St.-Elisabeth Hospiz berichteten aus mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen. Das Hospiz hat sich schon von Anfang an den Leitsätzen der Charta verpflichtet gefühlt.
Sie hoben hervor, dass die Universitätsstadt Marburg bereits sehr gut aufgestellt sei, zumal in Marburg in den 70er Jahren sogar der erste ambulante Hospizdienst Deutschlands ins Leben gerufen wurde. Heute gebe es eine gute Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren.
Das St. Elisabeth-Hospiz biete an seinem jetzigen Standort im Park der Vitos-Klinik Menschen die Möglichkeit, „auch an den letzten Tagen das Leben zu genießen“. Dabei helfen etwa 40 Ehrenamtliche.
Begleitet werden auch die Angehörigen. Ganz wichtig sei es, auf jeden Menschen und seine persönlichen Bedürfnisse ganz individuell einzugehen, um die letzte Zeit des Lebens würdevoll zu gestalten.
* pm: Stadt Marburg