Vielgestaltig: Uni erhielt Gütesiegel für Arbeitsschutz

Die Philipps-Universität erhält die „ASCA-Arbeitsschutz“-Bestätigung. Ministerin Heike Hofmann hat ihr das Gütesiegel für Arbeitsschutz verliehen.
Die Arbeitsplätze an einer Universität sind so vielfältig wie ihre Fächer. Um sicherzustellen, dass der betriebliche Arbeitsschutz hohen Standards genügt und Universitätsangehörige in den verschiedensten Lehr-, Forschungs-
und Arbeitsbereichen wirksam vor Gesundheitsgefährdungen schützt, hat sich die Philipps-Universität einer externen Prüfung unterzogen. Jetzt erhält sie als landesweit erste Hochschule ein Gütesiegel für ihr Arbeitsschutz-Management-System.
Sozialministerin Heike Hofmann machte sich am Mittwoch (24. Juli) selbst ein Bild von der Umsetzung der Schutznormen an der Philipps-Universität und überreichte die „ASCA-Arbeitsschutzmanagement“-Bestätigung. „Die Überprüfung und Auditierung Ihres etablierten Managementsystems für Arbeitssicherheit durch die Kolleginnen und Kollegen des Regierungspräsidiums Gießen im vergangenen Jahr hat ergeben, dass nicht nur organisatorische Arbeitsschutz-Strukturen hier an der Philipps-Universität geschaffen wurden, sondern eine besondere Bedeutung auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten gelegt wird“, erklärte die hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. „Hier kommt Ihrer Universität eine wichtige Vorbild-Funktion zu: Sie entwickeln zukunftsfähige Lösungen für große Herausforderungen und tragen entscheidend dazu bei, hoch qualifizierte Fachkräfte auszubilden, die wir in Hessen dringend benötigen.“
Eine sichere Arbeitsumgebung ist die Basis für exzellentes wissenschaftliches Arbeiten auf internationalem Niveau. „Um Hürden abzubauen, setzen wir dabei auf die Kombination aus Sachkenntnis und Verantwortung direkt vor Ort und auf anerkannte Standards, um die Gesundheit aller Mitarbeitenden zu erhalten und den Umweltschutz im Umgang mit Gefahrgütern sicherzustellen“, erklärte Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss.
Auf dem Campus Lahnberge – genauer in den Laborräumen des wissenschaftlichen Zentrums für Materialwissenschaften (WZMW) der Philipps-Universität – wurde exemplarisch deutlich, worum es bei einem guten betrieblichen Arbeitsschutz geht: Dort geht es um die besonderen Gefährdungen, die bei der Forschung an Energiematerialien zu beachten sind. Zum Beispiel geht es um die sichere Bedienung von Experimental-Großgeräten, an denen zum Teil mit Hochspannung von mehreren 100.000 Volt gearbeitet wird, den Umgang mit giftigen und brennbaren Gasen, sowie das sichere Arbeiten mit und die korrekte Entsorgung von potentiell krebserregenden Schwermetallen.
Das WZMW ist einer von 13 verschiedenen Forschungs- und Lehrbereichen der Universität, die ein Audit-Team des Regierungspräsidiums Gießen (RP) genau unter die Lupe genommen hat. Vor allem Laborbereiche, die mit gefährlichen Chemikalien, mit infektiösen Erregern oder physikalischen Großgeräten arbeiten, kamen dabei auf den Prüfstand.
Im Zuge der mehrtätigen System- und Compliance-Prüfungen wurden insgesamt 40 Universitätsangehörige befragt, die Verantwortung für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen tragen. Darunter waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Arbeitsgruppenleitungen, der Präsident, Dekan*innen und Einrichtungsleitungen sowie Arbeitsschutzfunktionstragende. „Die Vielfalt der Tätigkeitsfelder machte die Philipps-Universität Marburg zu einem besonders spannenden Audit-Projekt, das wir auf beiden Seiten mit viel Engagement und Kompetenz gemeistert haben“, berichtete Christian Schmidt von der Abteilung Arbeitsschutz und Inneres im Regierungspräsidium Gießen. „Ein wichtiger Nebeneffekt ist, dass die Studierenden die Bedeutung eines guten Arbeitsschutzes in ihre künftigen beruflichen Tätigkeiten und damit weit über die Grenzen der Universität hinaustragen.“
Die Philipps-Universität hat sich dieser System- und Compliance-Prüfung freiwillig unterzogen und ist die bislang einzige Hochschule Hessens, die mit dem Gütesiegel für guten Arbeitsschutz ausgezeichnet wurde. „Das Siegel ist eine wichtige Bestätigung für unsere breit aufgestellte und über Jahre hinweg aufgebaute Arbeitsschutzorganisation“, betonte Dr. Annette Biederbick, die als Sicherheitsreferentin die Arbeitsschutzorganisation an der Universität leitet. Sie wird unterstützt von einem Netz an eigens geschulten Sicherheitsreferent*innen, Fachkräften für Arbeitssicherheit und weiteren Sicherheitsbeauftragten, die die verantwortlichen Leitungspersonen in den jeweiligen Forschungs-, Lehr- und Arbeitsbereichen darin unterstützen, spezifische Vorsorge- und Schutzmaßnahmen festzulegen, bekanntzumachen und umzusetzen sowie ihre Einhaltung zu überprüfen.
Diese Maßnahmen reichen im Bereich der Gesundheitsvorsorge beispielsweise von der ergonomischen Einrichtung der Bildschirmarbeitsplätze über den Schutz bei Feldforschung und Exkursionen oder besondere Schutzmaßnahmen während der Schwangerschaft bis hin zum Umgang mit Biostoffen oder Gefahrstoffen und im Eigenbau erstellte Versuchsanlagen. Im Bereich des Umweltschutzes reichen die Aktivitäten von den Lüftungsregelungen in den Laboren zur Senkung des Energieverbrauchs bis zum Schutz der Gewässer und des Bodens durch die fachgerechte Sammlung und Entsorgung gefährlicher Abfälle. Das dezentrale System soll sicherstellen, dass die Vorsorge- und Schutzmaßnahmen spezifisch an die Gesundheitsgefährdungen einzelner Bereiche angepasst werden und den Besonderheiten des Universitätsbetriebs mit seinen häufigen Personalwechseln, der Einbindung Studierender, der Vielfalt an Tätigkeiten und Arbeitsmitteln sowie der weiten räumlichen Verteilung in Marburg gerecht werden.
Der Urkundentext lautet: „Die Philipps-Universität Marburg führt am Standort Marburg ein Arbeitsschutzmanagementsystem, das den Anforderungen des Leitfadens ASCA-Arbeitsschutzmanagement entspricht. Dies schließt die Übereinstimmung mit dem „Nationalen Leitfaden Arbeitsschutzmanagement (NLF) 2002“ sowie mit den „Guidelines on occupational safety and health management systems ILO-OSH 2201″ ein. Diese Bestätigung ist bis zum Jahr 2027 gültig.“

* pm: Philipps-Universität Marburg

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