Die Sanierung der Weidenhäuser Brücke beginnt am Montag (26. Februar). Bis mindestens Ende Oktober 2018 wird die Brücke für den Auto- Rad- und Fußverkehr vollständig gesperrt.
Wegen steigender Belastungen durch den Verkehr und mit Tauwasser eindringendem Salz muss die Brücke dringend instandgesetzt und statisch ertüchtigt werden. Durch die Sperrung werden Bauzeit und Kosten erheblich gesenkt. Das wird aber auch eine Herausforderung.
Mit verschiedenen Angeboten und Ideen wirbt die Stadt daher für alternative Verkehrsmittel sowie eine flexiblere Arbeitsgestaltung bei den Unternehmen. Dazu wird es auch eine öffentliche Informationsveranstaltung geben.
Die Weidenhäuser Brücke ist eine wichtige Verkehrsverbindung über die Lahn in die Innenstadt beziehungsweise aus der Stadt hinaus. Das historische Bauwerk ist aufgrund steigender Belastungen und Beschädigungen durch eindringendes Salzwasser aber dringend sanierungsbedürftig. In einem Kraftakt – für das städtische Bauamt, die kommunalen Finanzen und die beauftragte Baufirma – wird die Weidenhäuser Brücke nun instandgesetzt.
Dafür muss die Brücke allerdings vom Baubeginn an bis Ende Oktober oder Anfang November 2018 komplett gesperrt werden. Das gilt für den motorisierten Verkehr ebenso wie für Fußgänger und Radfahrer. Danach kann sie einspurig bis zum Ende des Bauprojekts befahren werden.
Die Vollsperrung bietet im Vergleich zu einer Teilsperrung einige Vorteile für den Bauablauf, allerdings auch erhebliche Herausforderungen für den Straßenverkehr. Die Stadt Marburg lädt alle Interessierten ein zu einer Informationsveranstaltung am Mittwoch (7. Februar) ab 19.30 Uhr in den Stadtverordnetensitzungssaal an der Barfüßerstraße. Dort werden Informationen zum Bauprojekt und dem Straßenverkehr in der Stadt gegeben und Umleitungsstrecken erläutert.
Durch die Vollsperrung kann die Brücke in einem Stück saniert werden. „So spart die Stadt mindestens eine halbe Million Euro“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Im Vergleich zum Angebot aus der ersten Ausschreibung spart die Stadt sogar insgesamt zwei Millionen Euro.
„Außerdem verkürzt sich die komplette Bauzeit und damit die Dauer der Belastung für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer“, erklärte Spies. Bürgermeister Wieland Stötzel ergänzte: „Da wir ohne Mittelverbau arbeiten und die Brücke so am Stück sanieren können, wird es nicht nur günstiger, sondern auch qualitativ hochwertiger.“
Rund fünf Millionen Euro investiert die Stadt in die Instandsetzung der Weidenhäuser Brücke und den Anbau eines Fußgängerstegs an der Nordseite. Die Stadtwerke Marburg (SWM) nutzen die Gelegenheit, um dort Leitungen zu verlegen und investieren damit ebenfalls in die Infrastruktur Marburgs.
Die Vollsperrung soll bis Ende Oktober oder Anfang November 2018 andauern. Der Verkehr, der von der Biegenstraße in die Universitätsstraße fließt, ist nicht betroffen. Die Fahrspuren von der Universitätsstraße in Richtung Biegenstraße können jedoch im Bereich der Brücke eingeschränkt sein.
Noch vor Weihnachten soll eine Fahrspur – vermutlich stadtauswärts – wieder freigegeben werden. Der zweite Bauabschnitt soll dann im Spätsommer 2019 fertiggestellt sein. Dann kann die Weidenhäuser Brücke wieder komplett geöffnet und in beide Richtungen befahren werden.
Die Fuß- und Radwege auf beiden Seiten der Lahn, die unter der Weidenhäuser Brücke verlaufen, werden während der gesamten Bauzeit ebenfalls voll gesperrt. Entsprechende Umleitungen für den Fuß- und Radverkehr werden ausgeschildert.
Die Sperrung der Weidenhäuser Brücke bedeutet auch eine Belastung für den Straßenverkehr in der Stadt. Die Straßenverkehrsbehörde rechnet damit, dass sich die Verkehrsströme auf die Hauptverkehrsstraßen in der Nordstadt und der Südstadt verlagern werden. Sie stoßen im Berufsverkehr zwischen 7 und 8.30 Uhr sowie 15.30 und 17.30 Uhr schon jetzt auf Kapazitätsgrenzen.
„Nach der Sperrung wird sich erst genau zeigen, wie die Verkehrsströme sich verlagern“, sagte Spies. Die Stadt müsse dann flexibel reagieren und könne an verschiedenen kleinen Stellschrauben drehen, um die Situation etwas zu verbessern. Eine Möglichkeit sei etwa die Ampelschaltung.
„Allerdings hilft uns jedes Auto, das nicht fährt“, betonte er. Zusammen mit den Stadtwerken arbeitet die Verwaltung deshalb daran, verstärkt für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu werben und attraktive Angebote zu schaffen.
Arbeitgeber oder Gruppen von Kolleginnen und Kollegen können beispielsweise gemeinsam mehrere Jahreskarten für den ÖPNV zu Sonderkonditionen kaufen. Auch über das Jobticket beraten die Stadtwerke Unternehmen. Zusätzlich soll – zunächst testweise für einen Monat ein Shuttle-Bus eingerichtet werden, der direkt vom Hauptbahnhof und vom Parkplatz am Afföller aus den Pharma-Standort in der Marbach und in Görzhausen anfährt.
Wer mit dem Zug nach Marburg kommt, kann anschließend kostenlos mit den Bussen weiter zur Arbeit fahren. Über diese Möglichkeiten klärt die Stadt aktuell verstärkt bei den Unternehmen auf, regt aber auch Themen wie flexible Arbeitszeitgestaltung oder Angebote der Heimarbeit an, um so gemeinsam mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern für eine geringere Verkehrsbelastung zu sorgen insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten.
Um die erwarteten Verkehrsstaus zu umgehen, rät die Stadt Marburg dazu, auch das Fahrrad als tägliches Verkehrsmittel in Betracht zu ziehen. Die Radrouten rund um die Weidenhäuser Brücke werden während der gesamten Bauzeit auf kurzen Wegen umgeleitet, sodass alle Ziele in der Innenstadt sehr gut erreichbar bleiben. Alle, die auf das Fahrrad umsteigen, helfen ebenso, die Verkehrsprobleme zu reduzieren.
Die Sperrung der Weidenhäuser Brücke hat auch auf den Fahrplan des ÖPNV Auswirkungen. Ab 26. Februar gilt daher ein Baustellenfahrplan, den die Stadtwerke in einer gesonderten Broschüre herausgeben.
Die Linie 8 etwa wird aufgesplittet und fährt bis zum Erlenring. Die weiteren Haltestellen der Linie bedient dann die Linie 17. Nähere Informationen dazu gibt die Mobilitätszentrale der Stadtwerke Marburg.
Auf die Sperrung der Weidenhäuser Brücke müssen sich auch die hauptberuflichen und ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehr einstellen. Durch Tests, sorgfältige Planungen und ständige Kontrolle wird der Brandschutz während der kompletten Bauzeit aber sichergestellt. Die Feuerwehr Marburg hat von der Hauptfeuerwache aus bereits Testfahrten zu Stoßzeiten über die Nord- und die Südspange gemacht und geht davon aus, ihre Ziele auf der anderen Lahnseite innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist zu erreichen.
„Die Marburger Feuerwehren werden auch während der Bauzeit in gewohnt hoher Qualität alles menschenmögliche für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger tun“, so Feuerwehrdezernent Stötzel.
Die Hauptfeuerwache in Marburg-Mitte ist werktags von 6 bis 18 Uhr hauptberuflich besetzt. Um den Brandschutz außerhalb dieser Zeiten im gesamten Stadtgebiet sicherzustellen, wurden die Einsatzgebiete der jeweiligen Freiwilligen Feuerwehren neu aufgeteilt.
Die Feuerwehr Ockershausen rückt nun beispielsweise auch zu Einsätzen im Südviertel und in der Oberstadt mit aus. Während der gesamten Bauzeit gibt es eine intensive Beobachtung nach jedem Einsatz der Feuerwehren, um gegebenenfalls nachzusteuern, damit der Brandschutz jederzeit sichergestellt ist.
Sobald nach dem Ende der Vollsperrung eine Fahrspur freigegeben wird, kann die Feuerwehr Marburg-Mitte wieder den Weg über die Weidenhäuser Brücke nehmen. Im Alarmfall wird diese Fahrspur für die Feuerwehrfahrzeuge entgegen der Fahrtrichtung freigegeben.
Spätestens mit Beginn der Baumaßnahme wird die Stadt Marburg eine Service-Telefonnummer schalten, unter der sich Bürgerinnen und Bürger mit Fragen rund um die Sanierung der Weidenhäuser Brücke melden können. Auf der städtischen Internetseite und in den sozialen Netzwerken wird außerdem regelmäßig über den aktuellen Baufortschritt und die Verkehrssituation in der Stadt informiert.
Die Weidenhäuser Brücke ist eine historische Sandsteinbrücke aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde 1891/92 nach Plänen des Stadtbaumeisters Louis Broeg gebaut und ersetzte den Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert. Eine erste steinerne Brücke wird bereits im 13. Jahrhundert erwähnt.
Die Weidenhäuser Brücke besteht aus dreieinhalb Segmentbögen. Die Brückenpfeiler, Geländerpostamente, auskragenden Gesimse, Konsolsteine, Blendpfeiler und das Zierwerk sind noch im Original erhalten und sollen bei der Sanierung wieder freigelegt und teilweise rekonstruiert werden.
Die letzten großen Arbeiten an der Brücke erfolgten 2002. Damals wurden die Grundpfeiler in der Lahn mit Beton verstärkt.
* pm: Stadt Marburg