Für Lebenswerk: ABCT zeichnet Stefan Hofmann aus

Eine Auszeichnung für sein Lebenswerk erhält Prof. Dr. Stefan Hofmann. Die Fachgesellschaft „ABCT“ vergibt ihren „Lifetime Achievement Award“ an den Spitzenforscher der Philipps-Universität.
Der Marburger Psychologe Prof. Dr. Stefan Hofmann hat die höchste Auszeichnung der Fachgesellschaft „Association for Behavioral and Cognitive Therapies“ (ABCT) erhalten: Für seine eindrucksvolle Karriere und beachtliche Forschungsleistung wurde er mit dem „Lifetime Achievement Award“ 2023 ausgezeichnet.
„Professor Hofmann eröffnet mit forschender Neugier und wissenschaftlicher Exzellenz neue Blickwinkel auf grundlegende Fragen seines Fachs“, erklärte Uni- Vizepräsident Prof. Dr. Gert Bange. „Er leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des menschlichen Gehirns, Denkens und Handelns –
einem profilbildenden Schwerpunkt der Universität Marburg und ihrer Partner. Zur verdienten Anerkennung durch die ABCT gratuliere ich herzlich.“
Hofmann ist „Alexander von Humboldt Professor“ für klinische Psychologie an der Philipps-Universität und Mitglied im Forschungscluster „the adaptive mind“. Er begleitet in leitender Position den Aufbau eines Zentrums für Translationale Klinische Psychologie. In diesem interdisziplinären Zentrum sollen Ergebnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung in die Klinische Psychologie übertragen werden.
Seit 2021 ist er Inhaber einer Humboldt-Stiftungsprofessur und LOEWE-Spitzenprofessor. Er gilt als einer der führenden Experten in der Behandlung von Angststörungen und Depressionen. Mit seiner Forschung hat er die Methoden der Kognitiven Verhaltenstherapie entscheidend geprägt.
Hofmann arbeitet an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften und klinischer Psychologie. So machte er Erkenntnisse über die neuronalen Vorgänge bei Angststörungen im Gehirn für die Prozesse der Verhaltenstherapie nutzbar. Seine Forschung konzentriert sich auf die Umsetzung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in klinische Anwendungen.
Er hat die „prozessbasierte Therapie“ entwickelt. Das ist ein theoretisches Modell der Psychotherapie, das auf der Evolutionswissenschaft basiert und einen komplexen Netzwerkansatz verwendet, um die grundlegenden Prozesse der Behandlungsveränderung mit einfachen therapeutischen Kernprinzipien anzugehen.
Die ABCT hebt mit ihrer Auszeichnung die Erfolge Hofmanns bei der Entwicklung neuer Therapieansätze hervor: „Stefan Hofmann hat sich beispielsweise für die Rolle der Emotionen in der Behandlung eingesetzt und einen theoretischen Ansatz entwickelt, der die zentrale Rolle des subjektiven Erlebens der menschlichen Emotionen betont und gleichzeitig die neurobiologischen Grundlagen der Emotionen sorgfältig berücksichtigt. Er hat neurobiologische Ansätze zur Vorhersage des Behandlungserfolgs entwickelt und untersucht, wie der Arzneistoff D-Cycloserin eine erfolgreiche Expositionstherapie erleichtern kann. Er hat Yoga und andere Achtsamkeitsmethoden wissenschaftlich untersucht und mit anderen Therapieansätzen verglichen.“
Hofmann wurde in Deutschland geboren und studierte Psychologie an der Philipps-Universität in Marburg, wo er 1990 das Diplom in Psychologie ablegte und 1993 promoviert wurde. Nach Stationen an den Universitäten Göttingen und Dresden und einem DAAD-Forschungsstipendium an der Stanford University in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) wechselte er 1996 an die Boston University, wo er seit 2008 eine Professur am Department of Psychological and Brain Sciences innehat und das Psychotherapy and Emotion Research Laboratory leitet. Hofmann gehört seit 2016 jährlich zu den meistzitierten Wissenschaftlern in seinem Fach und ist der Verfasser von Standardlehrwerken der modernen kognitiven Verhaltenstherapie.
2021 wechselte Hofmann von Boston in den USA auf eine LOEWE-Spitzenprofessur an der Philipps-Universität, die mit 2,5 Millionen Euro Fördermitteln des Landes Hessen zur Erforschung der Translationalen Klinischen Psychologie verbunden ist. Zugleich trat er die Alexander von Humboldt-Professur an, die ihm 2021 als höchstdotierter internationaler Wissenschaftspreis Deutschlands von der Alexander von Humboldt-Stiftung verliehen wurde. Seine Berufung verfolgte das Ziel, international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Hessen zu berufen, um die strategische Profilbildung der Hochschulen zu unterstützen. Hofmann ist Mitglied im Forschungscluster „the adaptive mind“.
Zudem ist Hofmann Redakteur der Fachzeitschrift „Cognitive Therapy and Research“ und war Herausgeber von „ABCT’s Cognitive and Behavioral Practice“ sowie ehemaliger Präsident von ABCT. Dr. Hofmann ist Mitglied namhafter Fachgesellschaften wie der AAAS, APA, APS und ABCT und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Aaron T. Beck Award for Significant and Enduring Contributions to the Field of Cognitive Therapy. Er hat als Berater an der Entwicklung des „DSM-5“ Klassifikationssystem für psychische Störungen in den USA mitgewirkt.
Die „Association for Behavioral and Cognitive Therapies“ (ABCT) ist eine multidisziplinäre Organisation, die sich für die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden einsetzt. Die Fachgesellschaft widmet sich der Förderung des menschlichen Wohlbefindens und dem Verständnis und der Behandlung von Verhaltens-, Gefühls- und Gesundheitsproblemen durch die Wissenschaft. Sie fördert wissenschaftliche Verständnis, die Beurteilung, die Prävention und die Behandlung menschlicher Probleme durch die globale Anwendung von verhaltenstherapeutischen, kognitiven und biologischen, evidenzbasierten Prinzipien.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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