Darstellungsmarathon: Festival der freien Theaterszene im HLTM

Das „MADE.Festival“ findet am 8. und 9. Juni auch in Marburg statt. Das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) präsentiert dabei zwei externe Produktionen.
Das „MADE.Festival“ bringt seit 2009 besonders sehenswerte Produktionen der Freien Darstellenden Künste in Hessen landesweit in mehreren Städten auf die Bühne. In diesem Jahr sind unter dem Motto „Freiräume(n)“ ab Donnerstag (6. Juni) für einen Monat Stücke in Marburg, Darmstadt und Gießen zu sehen. Die ausgewählten Inszenierungen für 2024 zeigen spannende Aspekte des Freiräumens auf.
Das sind Ablösungsprozesse von Traditionen, von kultureller Prägung, von äußeren Zwängen und Erwartungen. Der Suche nach dem Selbst, durch das Erinnern, das Erleben unseres Körpers, das Hinterfragen unserer Rollen. Spielerisch werden Visionen für eine neue Gesellschaft erprobt, aber auch der Blick auf das Abseits der Demokratie gerichtet dorthin, wo rechte Ideologen versuchen, Land zu gewinnen. Mit der 7. Ausgabe und zum 15-jährigen Bestehen ist „MADE.“ erneut Abbild wichtiger Themen und künstlerischer Tendenzen – und dabei vielfältiger denn je.
Im Hessischen Landestheater Marburg werden die Inszenierungen „Werwolfkommandos“ von Marie Schwesinger, Julia Just & Fabiola Eidloth und „Aus dem Osten, aus dem Sinn“, als Koproduktion zwischen dem HLTM und dem Team Decker, Hendes & Simon zu sehen sein. Für „Werwolfkommandos“ verfolgten die Autorinnen und der Autor über ein Jahr lang als zivile Prozessbeobachterinnen zwei Gerichtsverhandlungen, in denen rechtsextremistische Täter angeklagt waren. Das waren der Prozess um die Ermordung Walter Lübckes und den rassistischen Angriff auf Ahmed I. sowie der Prozess gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A.
Aus mehreren Blickwinkeln arbeitet sich ein chorisches Ich durch das dokumentarische Material und seine Erinnerungen – auf der Suche nach Antworten auf die Fragen: Welche sprachlichen Verbindungslinien gibt es zwischen den Prozessen? Wo erhalten Betroffene eine Stimme? Mit welcher Sprache begegnet man rechtem Terror im Gerichtssaal und auf der Bühne? Das Stück ist am Samstag (8. Juni) im Theater am Schwanhof zu sehen.
Das Stück „Aus dem Osten, aus dem Sinn“ feierte im April 2023 Premiere am HLTM. Der völlig ausgedachte Schauspieler Christian Simon nimmt die Zuschauenden darin mit auf eine semi-authentische realitätsnahe (Haus-)Führung voller Fiktionen und lässt Menschen, Begegnungen und Fragen der Wendejahre im Osten Deutschlands wieder auferstehen. Denn wenn er von seiner Vergangenheit spricht, lässt er einen Teil immer aus: das Leben im ostdeutschen Plattenbau Anfang der 90er Jahre. Wegen des Stigmas? Wegen der Nazis? Oder weil es niemand hören möchte?
„Aus dem Osten, aus dem Sinn“ ist am Samstag (8. Juni) und Sonntag (9. Juni) im „Affenfelsen“ zu sehen, Treffpunkt ist im Foyer des Hessischen Landestheaters.

* pm: Hessisches Landestheater Marburg

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