Für weitere drei Jahre fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Forschergruppe „Neurobiologie psychischer Störungen“. Das gab die Philipps-Universität am Freitag (12. Januar) bekannt.
Vieles über das menschliche Gehirn ist noch nicht bekannt. Fest steht jedoch, dass es bei affektiven Störungen beispielsweise einer Depression anders funktioniert als im gesunden Zustand.
Doch was genau führt zu der veränderten Funktionsweise des Gehirns und welchen Einfluss haben unterschiedlich ausgebildete Hirnstrukturen auf den Verlauf der psychischen Erkrankung? Seit 2014 geht die Forschergruppe 2107 „Neurobiologie psychischer Störungen“ diesen Fragen nach. Die DFG fördert nun die Weiterführung ihrer erfolgreichen Arbeit für weitere drei Jahre mit rund 3,8 Millionen Euro.
„Affektive Störungen entwickeln sich aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Einflüsse“, erklärte Prof. Dr. Tilo Kircher. „Dabei sind zwei Faktoren besonders ausschlaggebend: Zum einen sind das frühe Umwelteinflüsse, zum Beispiel Misshandlung in der Kindheit, Migration oder das Aufwachsen in einer Großstadt. Zum anderen spielt die genetische Prädisposition eine Rolle.“ Der Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Philipps-Universität ist Sprecher der Forschergruppe.
Verknüpfungen von Hirnstrukturen während der Entwicklung bildeten sich dann anders aus, je nach genetischen und Umwelteinflüssen. „Aufgrund ihrer hohen Komplexität sind die genauen Vorgänge im Gehirn allerdings noch nicht vollständig bekannt“, erläuterte Kircher.
Aus diesem Grund führten die Forschenden der Medizin, Psychologie und Pharmazie von den Universitäten Marburg, Münster, Bonn, Heidelberg und Kiel sowie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München in der ersten Förderphase unter anderem eine umfangreiche Studie mit rund 2.500 Patientinnen und Patienten sowie gesunden Probanden durch. Kernbestandteil war eine umfangreiche Datenerhebung mittels Interviews, Blutentnahme und Magnetresonanz-Tomographie (MRT), bei der detailliertes Bildmaterial der Gehirnstruktur der Teilnehmenden angefertigt wurde. In der zweiten Förderphase sollen sie nun ein zweites Mal untersucht werden.
„Die zweite Datenerhebung ist entscheidend, um den Krankheitsverlauf unserer Patienten auswerten und in Zusammenhang mit ihrer Lebensgeschichte, den Genen und dem Gehirn stellen zu können“, erklärte Kircher. „Ohne die Förderung wäre dies nicht möglich.“ Langfristig wollen die Forschenden durch ihre Arbeit zur Prävention, zur Vorhersage individueller Krankheitsverläufe und zur Entwicklung neuartiger Therapien beitragen.
* pm: Philipps-Universität Marburg