Von Baugebiet zu Baugebiet: Pläne für Görzhausen III vorgestellt

Den Vorentwurf der Bauleitpläne für Görzhausen III hat die Stadt vorgestellt. Die öffentliche Beteiligung läuft bis Freitag (19. April).
Der Pharmastandort in Marburg soll weiterentwickelt werden. Ganz konkret geschieht das mit dem Gebiet „Görzhausen III“. Derzeit laufen die Bauleitplanverfahren.
Die Stadt Marburg hat die Pläne in Michelbach vorgestellt. Sie enthalten viel Raum für Grün, für frische Luft und und klare Vorgaben, um Lärm und Lichtimmissionen zu reduzieren. Nun haben alle Bürger*innen bis Freitag (19. April) Zeit, ihre Stellungnahmen zu den Vorentwürfen einzureichen.
In die formelle Phase der frühzeitigen Beteiligung zum Pharmastandort Görzhäuser Hof III ist die Stadt mit einer Infoveranstaltung gestartet. Mehr als 120 Interessierte aus Michelbach und Dagobertshausen waren dabei, um sich die Vorentwürfe für die Bauleitplanverfahren erklären zu lassen und viele Fragen und Anmerkungen dazu zurückzugeben. Dazu gab es Vorträge der Fachplanenden mit Fragerunden sowie Infostände zu konkreten Themen, an denen die Marburgerinnen und Marburger mit den Fachleuten Details genauer besprachen.
„Wir haben noch nie so eine aufwändige Beteiligung bei einem Bauleitplanverfahren gemacht“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wir wollen Sie frühzeitig mitnehmen und hören. Deshalb haben wir bereits vor der gesetzlichen vorgeschriebenen Beteiligung mit Ihnen darüber gesprochen, was Ihnen bei der Erweiterung des Pharmastandorts wichtig ist.“
Diese Anmerkungen seien in die Vorentwürfe eingeflossen. „Danke, dass Sie hierbei unsere Wünsche berücksichtigt haben“, sagte Ortsvorsteher Peter Aab zur Begrüßung. Zu dem Vorentwurf gab es an dem dreistündigen Abend viele Detailfragen, Diskussionsbeiträge und Kritiken in einer insgesamt sehr sachlichen Debatte sowie einen Dank von Michelbacher*innen dafür, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden – verbunden mit dem Appell, die Menschen und die Lebensqualität unbedingt im Blick zu behalten.
In den Vorentwurf sind zahlreiche Gutachten und Anforderungen der Pharmaunternehmen eingeflossen. Ebenso enthält er die Wünsche und Anregungen der Michelbacherinnen und Michelbacher, die sie im Vorfeld eingebracht haben. Berücksichtigt sind dabei etwa die Routen der Wildkatze, klimaökologische Gutachten sowie Fachgutachten zu Lichtimmissionen sowie erste Ansätze von Straßenplanungen, zu denen auch Verkehrsmessungen durchgeführt wurden.
Das Thema „Licht“ so früh zu berücksichtigen, ist eine Besonderheit. Die Stadt nimmt damit einen Wunsch aus Michelbach auf. Die Stadt will, soweit es rechtssicher möglich ist, sehr weitgehende Regelungen zur Begrenzung der Lichtimmissionen vorgeben. Beispielsweise durch Vorgaben für Beleuchtungsstärken in unterschiedlichen Zeiträumen oder die Lichtfarbe. Auch Innenbeleuchtung soll so gestaltet sein, dass sie nicht störend nach außen dringt.
Geplant sind Nutzungsabstufungen in Richtung Dagobertshausen und Michelbach – bedeutet, dass die Nutzung und Höhe der Gebäude, die näher an den Ortsteilen gebaut werden dürfen, verträglich beplant werden. Um die Frischluftzufuhr und die Belange des Umwelt- und Naturschutzes zu berücksichtigen, wird es einen rund 30 Meter breiten Korridor zwischen Görzhausen II und III geben, auf dem keine Gebäude entstehen.
Richtung Michelbach ist außerdem eine durchschnittlich 20 Meter breite Begrünung geplant. Erreichbar wird Görzhausen III mit dem motorisierten Individual- und dem Lieferverkehr ausschließlich über die Landesstraße sein. Über die Michelbacher Straße soll das Gebiet zusätzlich für den Fuß- und radverkehr und eine Busanbindung erreichbar sein.
Wasser muss vor Ort gesammelt, gespeichert und genutzt werden etwa für die Bewässerung der Grünanlagen oder die Toilettenspülung. Denn: Eine Versickerung des Wassers ist auf dem Gelände ist wegen der Gesteinsschicht im Untergrund nicht möglich. Vorgegeben werden grundsätzlich außerdem mindestens 80 Prozent Dachbegrünung, 70 Prozent Fassadenbegrünung je Seite und 100 Prozent Solaranlagen auf den Dächern. Die Fassaden sollen hell aber nicht reflektierend sein.
Alle Außenflächen sollen nach Möglichkeit begrünt oder mit einer wassergebundenen Decke genutzt werden. Insgesamt bleiben rund zwei Drittel des Gebiets als Baugebiet. Ein Drittel hingegen wird Grünfläche sein.
Mit der Informationsveranstaltung in Michelbach startete die formelle Phase der frühzeitigen öffentlichen Beteiligung zu den Vorentwürfen für die Bauleitplanung zum Görzhäuser Hof III. Das bedeutet, dass alle Interessierten nun bis zum Ende der Frist – am Freitag, 19. April – ihre Anmerkungen zu den Vorentwürfen für den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan einreichen können. Auch alle Fragen und Anmerkungen bei der öffentlichen Informationsveranstaltung in Michelbach wurden aufgezeichnet und dokumentiert, damit sie in das Verfahren einfließen können.
Die Unterlagen sind einsehbar auf der Internetseite der Stadt Marburg unter www.marburg.de/leben-in-marburg/planen-bauen-verkehr/stadtplanung-und-denkmalschutz/bauleitplanung. Die Präsentation der Infoveranstaltung sowie Fragen und Antworten gibt es auf der Beteiligungsplattform der Stadt Marburg unter marburgmachtmit.de/page/beteiligung_jetzt.
Außerdem hängen die Unterlagen im Bauamt der Stadt Marburg an der Barfüßerstraße im Flur des Fachdienstes Stadtplanung und Denkmalschutz im Erdgeschoss aus und können zu den Öffnungszeiten eingesehen werden. Bei Bedarf können hier Fragen gestellt und Anregungen gegeben werden Geöffnet ist das Bauamt Montag bis Mittwoch von 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr; Freitag 8 bis 12 Uhr. Darüber hinaus können Anregungen, Hinweise und Stellungnahmen auch per Post geschickt werden – oder per Mail an stadtplanung@marburg-stadt.de.
Die Stadt Marburg hat bereits jetzt und kurzfristig beim Regierungspräsidium anmelden müssen, wo sie sich eine weitere Erweiterung des Pharmastandorts in der ferneren Zukunft vorstellen könnte. Dieser Plan wird derzeit erstellt. Würde die Stadt keine Fläche anmelden, wären – aufgrund fehlender Flächenoptionen – potentielle Erweiterungen für die nächsten 10 bis 15 Jahre nur sehr viel schwerer möglich. Das liegt an einem aktuellen Gerichtsurteil, das die bisher üblichen Abweichungsverfahren von der Regionalplanung deutlich erschwert.
Die Stadt wird nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung (StVV) vom 22. März 2023 für Görzhausen IV eine Potentialfläche auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Görzhausen I-III anmelden. Sie liegt zwischen zwei Waldabschnitten in Richtung Dagobertshausen. „Diese Anmeldung bedeutet erst mal nur, dass das Regierungspräsidium prüft, ob wir überhaupt darüber nachdenken dürfen, hier eine Gewerbefläche zu entwickeln“, betonte Spies. Eine Bauleitplanung würde die Stadt Marburg nur anstoßen, falls diese Fläche gebraucht würde.
„Und das wäre ein ebenso detailreiches und umfangreiches Verfahren wie jetzt bei Görzhausen III, erläuterte der Oberbürgermeister. Zunächst einmal solle für die nächsten Jahre eine Freiflächensolaranlage auf der Fläche entstehen. Und: Würde die Fläche irgendwann in der Zukunft tatsächlich für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Marburg gebraucht, dann würde ein etwa 100 Meter breiter Wald als grüner Sichtschutz zu Dagobertshausen gepflanzt.

* pm: Stadt Marburg

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