Vier kleine Gassen in der Oberstadt sind jetzt mit ihren historischen Namen gekennzeichnet. Auf Initiative des Ortsbeirats erhielten die Mistgasse, die Alte Gasse, die Windgasse und das Webersgäßchen touristische Straßenschilder.
Sie sollen an die Geschichte der Gassen und der Oberstadt erinnern. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies enthüllte zusammen mit Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk und vielen weiteren Beteiligten das Schild des Webergäßchens.
„Straßennamen dienen der Orientierung“, sagte der Oberbürgermeister. „Oft sind sie aber auch ein Wegweiser der Geschichte. So ist es auch mit diesen vier Gassen in der Oberstadt, die wir heute mit historischen Straßenschildern versehen.“
Spies erinnerte daran, dass bis vor etwa 140 Jahren Marburgs Häuser noch einzeln durchnummeriert waren. Erst dann seien Straßennahmen zur Vereinfachung der Adressfindung eingeführt worden. „Viele Namen sind aber viel älter und auch noch dokumentiert“, erklärte Spies.
Einen offiziellen Namen haben die Mistgasse zwischen Metzgergasse und Hirschberg, die Alte Gasse zwischen Barfüßer Straße und Rübenstein, die Windgasse zwischen lutherischem Pfarrhof und Ritterstraße und das Webersgäßchen zwischen Ritterstraße und Steingasse also nicht. Es sind Verbindungsgassen, die Straßen in der Oberstadt miteinander verbinden. Die anliegenden Gebäude führen die Adressen der angrenzenden Straßen.
Eine offizielle Benennung der vier Gässchen ist daher nicht nötig. Auf Anregung des Ortsbeirats Altstadt wurden die vier Gassen nun trotzdem ausgeschildert. Geschehen ist das mit den braun-weißen Straßenschildern, die auf historische Orte überall in der Stadt hinweisen.
„So gibt es für Anwohnerinnen und Anwohner nicht den Aufwand einer Adressänderung und zugleich halten wir die alten Namen, die vielen Marburgerinnen und Marburgern geläufig sind, gut sichtbar fest auch für die Zukunft“, erklärte das Stadtoberhaupt. Vielleicht machten die Schilder Einwohnerinnen und Einwohner ebenso wie Touristinnen und Touristen neugierig auf die Herkunft der Namen.
Die Gassennamen sind teilweise sehr alt. Das Webersgäßchen etwa, dessen Schild stellvertretend für alle neuen historischen Schilder bei einer Feierstunde enthüllt wurde, wurde erstmals in einer Urkunde vom 5. Juli 1343 erwähnt.
Die Windgasse existiert mindestens seit 1669. In Schriftstücken wurde sie auch als „Windgäßlein“ geführt.
„Ich freue mich, dass wir in Anwesenheit so vieler Menschen den kleinen Gassen ihre historischen Namen zurückgeben“, hob Ortsvorsteherin Goarik Gareyan-Petrosyan hervor. Stadtverordnetenvorsteherin Wölk lobte die Tatsache, „dass es eine lebendige Oberstadt gibt mit einem Ortsbeirat, der sich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger einsetzt“.
Erfreut zeigte sich auch Wolfgang Göbel von der Bürgerinitiative Oberstadt, der zusammen mit Ehefrau Silke die Idee für die Beschilderung hatte. „Mit der Benennung der alten Gassen wird das Erscheinungsbild attraktiver“, meinte er.
Dem ehrenamtlichen Stadtrat Frédéric Schwindack war die Beschilderung „eine große Freude“. Er ist selbst Anlieger des Webergässchens.
* pm: Stadt Marburg