Der Landkreis schafft 200 Nistkästen an. Die Bruthilfen geben Vogelarten auf Streuobstwiesen ein Zuhause.
Um die biologische Vielfalt auf Streuobstwiesen zu stärken, hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf 200 Nistkästen angeschafft. Diese Bruthilfen, die Bestandteil eines Förderprogramms sind, hat der Kreisbeigeordnete Roland Petri in Caldern an Besitzerinnen und Besitzer von Streuobstwiesen übergeben.
Die Streuobstwiesen sind wichtige Orte der Artenvielfalt und geben neben Insekten, Kleinsäugern und vielen Blütenpflanzen vor allem auch seltenen Vogelarten ein Zuhause. Um Höhlenbrüter wie Gartenrotschwanz, Steinkauz und Wendehals zu fördern, hat der Landkreis diese Spezialnistkästen angeschafft, die den Besitzern der Streuobstwiesen zur Verfügung gestellt werden. Die Vögel benötigen eigentlich alte Baumhöhlen, die jedoch nur noch selten vorzufinden sind, weshalb es jetzt die Nistkästen gibt. In den vergangenen Jahren wurden mit der Unterstützung des Landkreises viele Streuobstwiesen neu angelegt und gepflegt.
Eine wichtige Säule für den Erhalt der Streuobstwiesen ist die Förderung des Erhaltungsschnitts im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen (HALM). „Hier beteiligen sich derzeit rund 70 Betriebe und Einzelpersonen, darunter auch örtliche Naturschutzvereine wie der Nabu oder der BUND mit insgesamt rund 5.000 Bäumen“, berichtete Michael Zerbe vom Fachdienst Agrarförderung und Agrarumwelt des Kreises. „Erfreulicherweise wurde der Förderbetrag pro Baum und Jahr von sechs Euro auf neun Euro erhöht. Die Teilnahme an dem Förderprogramm erstreckt sich immer auf fünf Jahre und wird in der Regel entsprechend verlängert.“
Im Kelterwiesenprojekt seien zudem seit 2020 rund 1.800 hochstämmige Obstbäume von 50 landwirtschaftlichen Betrieben und Einzelpersonen über den Landkreis verteilt und neu gepflanzt worden, berichtete Zerbe weiter. Die Teilnehmenden erhielten eine Förderung von 50 Euro pro Baum aus Biodiversitätsmitteln des Regierungspräsidiums Gießen. Außerdem erfolge eine fachliche Beratung und die Organisation des Pflanzgutes im Rahmen von Sammelbestellungen durch den Fachdienst Agrarförderung und Agrarumwelt des Kreises.
Voraussetzung für diese Förderung sind Nistmöglichkeiten für Vögel. Pro Schlag – also pro Streuobstwiese – ist mindestens ein geeigneter Nistkasten im Streuobstbestand anzubringen. Der Nistkasten sollte vorzugsweise den Artenansprüchen typischer Streuobstwiesenvögel, wie Wendehals, Steinkauz oder Gartenrotschwanz entsprechen.
So fordert es die entsprechende Richtlinie. Die Kästen sind individuell für die einzelnen Vogelarten angepasst und mit einem speziellen Schutz gegen Marder und Waschbären ausgestattet. So wurden mit Kästen für den Gartenrotschwanz mit zwei Einfluglöchern sehr gute Erfahrungen gemacht und gute Bruterfolge erzielt. Dank gilt dem NABU, der hierzu mit Fachwissen und Erfahrungen aus dem Landkreis beraten hat.
Das Ziel ist nun, mit Hilfe des Nistkasten-Projektes die Nutzerinnen und Nutzer beim Einhalten dieser neuen Richtlinie zu unterstützen. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Unternehmen Ferrero und Rapp’s Kelterei kann ein Kasten für eine Schutzgebühr von 10 Euro, beziehungsweise 20 Euro für eine Steinkauzröhre, erworben werden.
Produziert wurden die Spezialnistkästen in den Werkstätten des Lebenshilfewerks Marburg und der Marburger Produktionsschule. So werden durch das Projekt auch gemeinnützige soziale Einrichtungen unterstützt.
„Hier zeigt sich auch die hohe Motivation der „Obstbauern“ einen Zukunftsbeitrag für die Biodiversität zu leisten“, stellte Kreisbeigeordneter Petri fest. „Generationenübergreifendes Handeln und die Erzeugung von gesundem, schmackhaftem Obst und Saft bedeuten auch eine nachhaltige Wertschöpfung, die bei allen Beteiligten spürbar ist.“
* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf