Sabine Rother-Holste ist neue Leiterin der Evangelischen Familien-Bildungsstätte fbs. Bei ihrer Arbeit möchte sie Menschen und Momente schätzen.
„Die fbs ist unter all den Dingen, die ich in meinem Berufsleben schon getan habe, mein beständigster Ort“, sagte Sabine Rother-Holste. Nach fast 30 Jahren und verschiedenster Tätigkeiten innerhalb der Evangelischen Familien-Bildungsstätte hat die Diplom-Pädagogin zum 1. Oktober die Leitung der Einrichtung übernommen. Kommissarisch hatte sie diesen Posten bereits inne – sie weiß also bestens, worauf sie sich einlässt und freut sich auf neue Herausforderungen.
Fachliche Qualifikationen bringt die 59-jährige Leiterin aus den unterschiedlichsten Bereichen mit: Sie hat Pädagogik studiert und Selbstsicherheitstrainings für Jugendliche ebenso wie Gedächtnistrainings für Ältere geleitet, ist im Führungs- und Konfliktmanagement geschult und als Trainerin und Moderatorin tätig. Darüber hinaus hat sie aber nicht nur im Beruf, sondern auch im Privaten viele Erfahrungen gesammelt, „auch auf schwierigen Wegen“, wie sie sagt. „Ich habe gelernt, Lösungen zu finden und eine gute Begleitung zu schätzen“, erklärte sie.
Lösungsorientierte Ansätze und die Begleitung von Menschen, das Miteinander – diese Dinge stehen für sie im Mittelpunkt ihres Tuns. Das betrifft ebenso die Zusammenarbeit mit dem Team ist wie auch die Kommunikation nach außen oder der jeweilige Inhalt in den Angeboten der fbs. Dort leitete sie erstmals 1994 Kurse für Geburtsvorbereitung und Rückbildung, nachdem sie eine Ausbildung zur Geburtsvorbereiterin gemacht hatte.
Ihr Erststudium der Geographie Mitte der 80er Jahre unterbrach sie für die Familienzeiten nach den Geburten ihrer ersten beiden Kinder. Danach war klar: Sie möchte mit Menschen arbeiten. 1997 entschied sie sich für ein Studium der Pädagogik, weil das Fach für sie gleich mehrere spannende Felder beinhalte.
Während eines Praktikums beim Schulpsychologischen Dienst traf sie dann auf die damalige fbs-Leiterin Heidi Albrecht. Aus dieser Begegnung heraus entstanden eine erneute, intensive Zusammenarbeit und unter anderem mit Lerntrainings für Jugendliche.
Danach war sie in verschiedenen Kursen und Bereichen immer wieder für die Familien-Bildungsstätte tätig. 2010 stieg Rother-Holste als hauptamtliche Mitarbeiterin ein und übernahm zunächst die Leitung des Fachbereichs Kindertagespflege, später die pädagogische Leitung der fbs. Als eines ihrer persönlichen „Herzensthemen“ bezeichnet sie das „wellcome“-Projekt als eine praktische Hilfe für Familien nach der Geburt, das sie mit entwickelt und koordiniert hat.
Im Mai 2022 übernahm sie bereits die kommissarische Gesamtleitung. Seit dem 1. Oktober ist sie nun offiziell für die Geschicke der Einrichtung zuständig.
Große Herausforderungen werden vor allem im strukturellen Bereich auf sie zukommen. „Von Seiten der Landeskirche erwarten uns massive Kürzungen bei den Zuschüssen“, erläuterte Ralf Hartmann. Er ist der Leiter des Gesamtverbandes der Evangelischen Kirchen in Marburg und damit des Trägers der fbs.
Aufgrund eines neuen Schlüssels befinde man sich in einem „Verteilungswettkampf“, berichtete Hartmann. Das werde weitreichende Konsequenzen auf alle Einrichtungen haben. Er freue sich, dass sich mit Sabine Rother-Holste eine Leitung mit großer Erfahrung und großer Power diesen Herausforderungen stellt.
Sie habe in allen Situationen gelernt, lösungsorientierte Konzepte zu erarbeiten, erklärte die 59-jährige Pädagogin. Beruflich gelte das ebenso wie privat in ihrer Patchwork-Familie. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie sechs Kinder zwischen 21 und 38 Jahren.
„Meine, deine, unsere“, sagte sie schmunzelnd. Es sei ihr immer wichtig gewesen, den Kindern Aufmerksamkeit und Energie zu schenken und sich Zeit für sie zu nehmen. Deshalb hat sie sich auch immer berufliche Auszeiten genommen, um für die Familie da zu sein.
„“Wenn man Menschen begleitet, geht es darum, ihre Ressourcen zu stärken oder auch wiederzufinden“, betonte Rother-Holste. Das habe sie sowohl als Mutter wie auch in ihrem Beruf versucht umzusetzen. „Und es gibt nichts schöneres, als zu erleben, wenn das funktioniert, wenn sozusagen ein Licht angeht.“
Ihr eigenes Licht brennt gleichermaßen für alle Bereiche ihres Lebens und dabei spielt auch ihr Glaube eine entscheidende Rolle. Sie ist im katholischen Rheinland aufgewachsen und hat in Marburg in der Kugelkirche eine kleine Heimat und eine „spirituelle Tankstelle“ gefunden, wie sie sagt. „Ich bin ein spiritueller Mensch und bringe das auch hier ein, aber ohne jeden Dogmatismus.“
* pm: Evangelischer Kirchenkreis Marburg