Die Stadt informiert mit der Kampagne „Kein Platz für Sexismus“ über Sexismus im Sport. Gemeinsam mit Kooperationspartnern macht sie lokale und bundesweite Hilfsangebote bekannt.
Sexismus und sexualisierte Gewalt kommen in vielen Lebensbereichen vor, auch im Sport. „Obwohl ein Großteil der Gesellschaft Sport treibt, wird Sport häufig noch immer als Männerdomäne gesehen. Mädchen und Frauen, die Sport treiben, werden in vielfacher Hinsicht benachteiligt.“
„Beispielsweise haben sie in aller Regel die schlechteren Trainingsbedingungen. Und sie erleben leider sehr häufig sexualisierte, verbale Herabwürdigungen. Die Plakatkampagne rückt das Ausmaß sexistischen Handelns ins Blickfeld der Stadtgesellschaft“, sagt Stadträtin Kirsten Dinnebier zum Start der Plakatkampagne „Kein Platz für Sexismus“.
Weitere Beispiele für Sexismus im Sport sind das Abwerten der sportlichen Leistungen von Frauen, die Darstellung von „Frauensportarten“ als etwas Abweichendes oder aber Sexualisierungen, beispielsweise durch knappe Kleidervorschriften für Frauen.
Gemeinsam mit den Sportämtern der Stadt und des Landkreises, dem Sportkreis Marburg-Biedenkopf, dem Kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbüro des Landkreises und lokalen Sportvereinen macht das Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung auf Sexismus und sexualisierte Gewalt im Sport aufmerksam. Die Kampagne startet am Freitag (3. November) und ist anschließend an mehreren Stellen im öffentlichen Raum sichtbar.
Auf den Plakaten sind aktive Sportler und Sportlerinnen aus der Stadt und dem Landkreis zu sehen. Zu lesen sind Aussagen wie „Für ‘ne Frau boxt du ganz gut“, „Frauenfußball ist wie Pferderennen, nur mit Eseln“ oder „Ihr seid doch eh nur Muskeln ohne Gehirn“. Die Betroffenen haben die Aussagen so selbst gehört und erteilen diesen Kommentaren auf den Plakaten eine Absage. Die Plakate sind in Zusammenarbeit mit lokalen Sportvereinen entstanden.
„Sexismus wirkt auch strukturell und begünstigt sexualisierte Übergriffe und sexualisierte Gewalt. Es muss deutlich werden, dass Sexismus und sexualisierte Gewalt keine Bagatellen sind. Sie sind immer Grenzverletzungen, die die Betroffenen sehr belasten. Deshalb war es uns wichtig, auch Informationen über Beratungsstellen zum Thema in einem Flyer zusammenzustellen“, sagt Dr. Christine Amend-Wegmann, die Leiterin des Referats für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung. Björn Backes, Leiter des Fachdienstes Sport und Bewegung ergänzt: „Bleiben Sie unbedingt achtsam. Nehmen Sie solche Situationen ernst und holen Sie sich Rat von Fachleuten.“
Alarmierende Zahlen zu sexualisierten Grenzverletzungen liefert das erste bundesweite Breitensport-Forschungsprojekt „SicherImSport“. Insgesamt gaben 63 Prozent der Befragten an, psychische Gewalt, in Form von Erniedrigungen, Bedrohungen oder Beschimpfungen, mindestens einmal im Kontext des Vereinssports erlebt zu haben. Ein Viertel der befragten Vereinsmitglieder bestätigte sexualisierte Belästigung oder Grenzverletzung ohne Körperkontakt, ein Fünftel berichtete von sexualisierter Gewalt mit Körperkontakt.
Frauen sind dabei über alle Formen hinweg häufiger von Gewalt betroffen. Zudem zeigt die Studie, dass Betroffene nur selten über ihre Erfahrungen berichten und Unterstützung bei den Sportvereinen oder -verbänden suchen. Daher sind sowohl das Bekanntmachen bestehender Hilfsangebote als auch die Umsetzung vorbeugender Maßnahmen wichtig.
Weitere Informationen zur Kampagne sowie eine Liste von Beratungs- und Unterstützungsangeboten gibt es unter www.marburg.de/gegenSexismusimSport.
* pm: Stadt Marburg