Stadt und Land: Feuerwehrschule und Stützpunkt an der Umgehungsstraße

Das Land Hessen hat die Pläne für den gemeinsamen Neubau der Landesfeuerwehrschule und des Feuerwehrhauses in Cappel am bisherigen Standort aufgegeben. Stattdessen wird die Landesfeuerwehrschule in die ehemalige Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete an der Umgehungsstraße ziehen.
Auf diese Weise will das Land die dortigen Gebäude sinnvoll weiternutzen. Die Stadt Marburg plant, daneben ein neues Feuerwehrhaus zu errichten. Der Baubeginn für das Feuerwehrhaus mit Trainingszentrum ist für 2019 geplant.
Die Kosten schätzt die Verwaltung auf acht Millionen Euro. Die Pläne wurden nun vorgestellt und in einer Infoveranstaltung am Dienstag (5. Dezember) konstruktiv mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert.
Den aktuellen Stützpunkt der Freiwilligen Feuerwehr Cappel nutzt die Stadt Marburg bereits seit 1974. Neben dem Feuerwehrhaus sind darin auch die Landesfeuerwehrschule und die Geschäftsstelle der Hessischen Jugendfeuerwehr untergebracht. Das Land Hessen hat im Sommer entschieden, dass das Ausbildungszentrum der Landesjugendfeuerwehrschule und die Geschäftsstelle in die ehemalige Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge umziehen werden.
Die dort seit 2015 bestehenden und mittlerweile leerstehenden Gebäude werden dafür umgebaut. Auf einer freien Fläche daneben soll das neue Cappeler Feuerwehrhaus entstehen, wie die Stadt Marburg und das Land Hessen bei der Veranstaltung in Cappel erläuterten.
„Heute stellen wir zunächst einmal die Pläne und Überlegungen vor“, betonte Bürgermeister Wieland Stötzel. „Wir richten uns bei den weiteren Detailplanungen nach Wünschen, die die Feuerwehr an uns herangetragen hat. Auch die vielen wertvollen Informationen, die Sie uns heute Abend geben, werden unsere Fachleute mit einbeziehen.“
Ursprünglich hatten das Land und die Stadt Marburg 2015 einen europaweiten Wettbewerb für einen gemeinsamen Neubau der Feuerwehr und der Landesfeuerwehrschule am aktuellen Standort ausgeschrieben, wie Bauamtsleiter Jürgen Rausch ausführte. Der Sieger stand im September 2015 fest. Im weiteren Verlauf kam es jedoch zu einem Rügeverfahren, das erst im April 2017 vor dem Oberlandesgericht Frankfurt beendet wurde.
Die Planungen für den Neubau standen in dieser Zeit still. In der Zwischenzeit wurden die Gebäude für die Erstaufnahmeeinrichtung errichtet.
Das Land hat sich daher im Sommer entschieden, diese nun leerstehenden Räume zu nutzen. Das rund 13.000 Quadratmeter große Grundstück, auf dem die Gebäude des Landes stehen, verkauft die Stadt mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung (StVV) vom 9. November dafür an das Land Hessen.
Der Leiter der Landesfeuerwehrschule in Kassel erläuterte, dass die bestehenden Häuser auf dem Gelände erhalten und für die Landesjugendfeuerwehrschule umgebaut werden sollen. Geplant sind 52 Einzelzimmer inklusive Bad, Büros, vier Sozialräume, vier Freizeit- und Sporträume, Werkräume, Lehrküche, Küche, Speisesaal und Lehrsäle. In einem Gebäude sollen die Geschäftsstelle der Hessischen Jugendfeuerwehr und eine Hausmeisterwohnung untergebracht werden.
Zwei Lehrgänge können laut Schulleiter Erwin Baumann parallel stattfinden. Anreise- und Abreisetage seien für die Teilnehmer jeweils Montag, Freitag und Sonntag.
Derzeit gebe es in Marburg jährlich rund 40 Lehrgänge und 800 bis 1.000 Teilnehmende im Jahr. „Wir planen, weitere Lehrgänge der Landesfeuerwehrschule in Marburg stattfinden zu lassen, die keinen Praxisanteil haben und daher die Übungsanlagen und Feuerwehrfahrzeuge in Kassel nicht benötigen“, führte Baumann aus.
Durch die Umzugspläne der Landesjugendfeuerwehrschule musste auch die Stadt Marburg neu planen. Denn das bisherige Feuerwehrhaus entspricht nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Feuerwehrbetrieb und an energetische Standards.
„Wir haben geprüft, ob es nicht sinnvoll wäre, den ohnehin nötigen Neubau des Feuerwehrhauses Cappel samt Trainingszentrum neben der neuen Landesfeuerwehrschule unterzubringen“, erklärte Stötzel. Der Fachdienst Hochbau habe diese Variante in den letzten Monaten intensiv geprüft und eine Machbarkeitsstudie erstellt, die die Stadt jetzt den Interessierten vorstellte. Besprochen wurden die Planungen bereits mit dem Fachdienst Brandschutz, dem Wehrausschuss der Cappeler Feuerwehr sowie im Ortsbeirat Cappel.
Eine zweite Abfahrt auf die Umgehungsstraße soll geschaffen werden, wie Frank Lenz vom Fachdienst Hochbau erläuterte. Dadurch soll der Verkehrsfluss im Einsatzfall zum Feuerwehrhaus und zum Einsatzort verbessert werden.
Entstehen soll ein Gebäude mit mehreren Fahrzeughallen. Angrenzen sollen daran Umkleide- und Seminarräume. Geplant wird auch das Trainingszentrum als Anbau.
„Hier wäre eine separate Errichtung in einem zweiten Bauabschnitt möglich“, sagte Lenz. Stötzel betonte, dass es sinnvoll und Ziel sei, beide Gebäude zeitgleich zu errichten. „Je nach Kassenlage könnten jedoch zwei Bauabschnitte nötig werden“, erklärte der Bürgermeister.
Lenz erläuterte auch, dass in den Detailplanungen mehrere Synergieeffekte mit der Landesjugendfeuerwehrschule entstehen könnten. Der Fall sei das etwa bei der Wärmeversorgung, der Nutzung des Trainingszentrums und einer gemeinsamen Planung der Grünflächen.
Der Bau des Feuerwehrhauses inklusive Trainingszentrum für alle Marburger Wehren am neuen Standort bringt laut Feuerwehrdezernent finanzielle Vorteile mit sich: Die Baukosten belaufen sich – ebenso wie beim ursprünglich geplanten Ersatzneubau am bisherigen Standort – schätzungsweise auf rund acht Millionen Euro.
„Da die Feuerwehr aber durch einen Neubau am anderen Standort bis zur Fertigstellung im bisherigen Feuerwehrhaus bleiben kann, sparen wir die Kosten für eine Zwischenunterbringung“, freute sich Stötzel. Das beplante –
rund 9.000 Quadratmeter große – Grundstück nördlich der Erstaufnahmeeinrichtung gehört der Stadt. Was nach dem Umzug mit dem bisherigen Feuerwehrhaus passieren soll, ist noch nicht entschieden.
Der Bauantrag für die städtischen Feuerwehrgebäude soll laut Lenz im ersten Halbjahr 2018 gestellt werden. Die Baupläne wird der Fachdienst der Stadt selbst erstellen und möglichst im ersten Quartal 2018 vorstellen.
Der Baubeginn ist im Laufe des Jahres 2019 geplant. Das Bauamt rechnet mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren.
Fragen und Hinweise zu den Themen Beleuchtung, Verkehr, Zufahrt, Parkplätze und Gestaltung der Außenflächen brachten die rund 50 Besucherinnen und Besucher des Infoabends mit ein. „Diese Hinweise nehmen wir mit; und sie sind gut, denn wir wollen ein Gebäude bekommen, das den modernen Anforderungen entspricht und funktioniert“, sagte Fachdienstleiter Oliver Kutsch vom Hochbau der Stadt Marburg zum Abschluss des Abends.

* pm: Stadt Marburg

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