Western trifft auf Plastikstrohhalm bei Ivana Sokolas „Euromüll“. Das Stück feiert am Samstag (7. Oktober) Premiere im Hessischen Landestheater Marburg (HLTM).
Die Uraufführung in der Regie von Lea Marfen beginnt am Samstag (7. Oktober) um 19.30 Uhr im Theater am Schwanhof (TaSch). Bereits um 19 Uhr gibt es eine Einführung in das Stück.
Im Jahr 2018 beschloss die Europäische Union (EU), den Plastikstrohhalm und weitere Einwegprodukte zu verbieten. Ein angesichts der Umwelt- und Klimakrise eher überschaubarer Schritt. Während Superreiche gewohnt ihrem Lebensstandard nachgehen, trinkt die Bevölkerung inzwischen aus aufgeweichten Papphalmen und Makkaroni – zum Unmut vieler.
Wie viel demokratische Bankrotterklärung steckt in diesem Gesetz, und wie viel handfeste Hoffnung? Und welche Variationen von Sodbrennen haben unbekannte Heldinnen und Helden in nächtelange Zoom-Sitzungen in Kauf genommen, um es überhaupt zu diesem Politikpartikel zu bringen?
„Euromüll“ beschäftigt sich mit der Frage, wie die Entscheidungsfindung in der Europäischen Union funktioniert. Das Theaterstück erzählt, wie die EU das Verbot des Plastikstrohhalms durchgesetzt hat von der ersten Initiative, über das Netzwerken mit Interessensgruppen, Gesetzesentwürfen und Korrekturschleifen bis hin zur Abstimmung, der Pressekonferenz und der Stille danach.
Regisseurin Lea Marlen Balzer bringt Sokolas Text als Western auf die Bühne. Auf den ersten Blick hat das Genre wenig mit der EU zu tun – doch die Elemente des Stücks bekommen in diesem unerwarteten Kontext eine neue Lesart.
Eine Reihe versprengter Gestalten wartet in einem Kaff vor Brüssel seit Jahren auf die eine Sitzung, die alles verändern könnte: Hier trifft die Barkeeperin Monika Stefanesca le Guin auf den Sheriff Ole Settembrini. Ein Outlaw und eine Kopfgeldjägerin pirschen herum, mal im öffentlichen Interesse, mal in dem der großen Konzerne. Und das Mädchen mit dem zu großen Hut muss sich noch entscheiden, mit wem es ins Duell geht.
Das Stück ist für alle Menschen ab 13 Jahre geeignet, die schon immer wissen wollten, wie sich Europa bewegt und wie Bewegung in Europa überhaupt geht. Sokola wurde für ihr Stück „Kill Baby“Y mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker 2021 ausgezeichnet. Für ihr Stück „Wirtschaft“ hat sie den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2022 erhalten.
Zusammen mit Jona Streber bildet sie das Duo „Sokola//Streber“. In der Spielzeit 2022/2023 waren sie Hausautor*innen am Theater Münster.
Balzer studierte an der HfMT Hamburg und schreibt nebenbei für Magazine wie das ZEIT Magazin. 2018 und 2021 war sie Stipendiatin des Deutschlandstipendiums, 2022 des Heidelberger Stückemarktes. 2023 war sie Finalistin des Wiener Nachwuchswettbewerbs „Drachentasse“, bei dem sie sowohl mit dem Preis der Jury als auch mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.
* pm: Hessisches Landestheater Marburg