Lernmöglichkeit: Holzrückepferd Idefix bei „Wald-Entdecker*innen“

Seit einem Jahr ist der Wald für die Kinder der Grundschulen Marbach, der Erich-Kästner-Schule und Waldschule Wehrda auch ein Lernort geworden. Das erweiterte Betreuungs- und Ganztagsangebot ermöglicht ihnen naturnahes Spielen und Forschen außerhalb des Schulgeländes. 

Besondere Begegnungen sind dabei inklusive wie etwa der Besuch des Holzrückepferds „Idefix“. „Vorwärts! – Hott!“ Es dauerte nicht lange, bis sich die Zweitklässler der Grundschule Marbach trauten, die eben erlernten Kommandos an Holzrückepferd Idefix weiterzugeben. Schon setzte sich das 22-jährige Kaltblut in Bewegung. Begleitet wurden die Mädchen und Jungen dabei von Forstwirtschaftsmeister und Arbeitspädagoge Thilo Rinn. Mit Geduld der und mit Witz vermittelte er den Grundschulkindern alle wichtigen Grundlagen zum Holzrücken.

Dabei zog Idefix allerdings keinen Baumstamm, sondern befand sich quasi wieder im Trainingslager, wie zu Beginn seiner Ausbildung. Da hatte er erst einmal gelernt, auf die Kommandos zu hören, während ihm seine Begleitung folgte. Nun durften die Kinder die Zügel am Geschirr halten und erleben, wie der gutmütige Kaltblüter auch auf ihre Stimmen reagierte. 

Auch erlebten sie Idefix hautnah in Aktion. Das ausgebildete Arbeitspferd zog einen Baumstamm hinter sich her. Dabei erklärte ihnen Forstwirtschaftsmeister und Arbeitspädagoge Rinn, dass Idefix die Last eigentlich gar nicht wirklich zieht, sondern schiebt. 120 Stämme schaffe sein Pferd pro Tag, berichtete er. Die Kinder waren beeindruckt und probierten selbst aus, wie schwer es ist, so einen Baumstamm fortzubewegen.

Der Besuch von Rinn, seiner Kollegin Petra Dams und Idefix im Wald am Naturfreundehaus Marbach ist eine Aktion im Zusammenhang mit dem Projekt „Wald-Entdecker*innen“. Das Projekt startete im Schuljahr 2022/2023 mit der Erich Kästner-Schule, der Grundschule Marbach und der Waldschule Wehrda. Damit erweiterten diese Schulen ihr Betreuungs- und Ganztagsangebot. 

Für knapp 100 Grundschüler findet seitdem einmal pro Woche, im Zeitraum von 10 bis 15 Uhr, ganzheitliches Lernen mit und in der Natur statt. Möglich macht dies eine Kooperation der pädagogischen Fachkräfte aus den nachschulischen Betreuungsangeboten des Fachdienstes Schule zusammen mit den Lehrkräften der entsprechenden Grundschulen.

Bürgermeisterin Nadine Bernshausen begrüßt und fördert das Projekt. „Das Spielen und Lernen im Wald verbessert nachweislich die Konzentrationsfähigkeit. Daneben unterstützt es Kinder mit einem hohen Bewegungsbedürfnis, wirkt ausgleichend und wirkt sich nebenbei auch positiv auf das Arbeitsverhalten von Kindern aus“, lobte sie das Projekt. Die Schuldezernentin setzt sich für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Projekts ein.

Die Projektinitiatorin Stefanie Roth, Pädagogische Fachberaterin im Fachdienst Schule, erläuterte ihr Ziel des Projekts, „Das freie Spiel in der Natur geht im Zuge der Institutionalisierung der Kindheit immer mehr verloren. Kindern sollte daher im Kontext von Schule das Spielen und Lernen im naturnahen Raum ermöglicht werden, damit sie das Zusammenwirken von Mensch und Natur begreifen und durch dieses Begreifen schließlich Natur schützen können.“

Inwieweit dieses Ziel erreicht wird, interessierte auch Dr. Thorsten Späker vom Institut für Sportwissenschaften und Motologie im Fachbereich Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg. Er hatte das Projekt „Wald-Entdecker*innen“ im vergangenen Schuljahr mit Hilfe von Interviews, Fragebögen an die Eltern und teilnehmenden Beobachtungen evaluiert. Ziele der Evaluation waren unter anderem, die Naturverbundenheit von Kindern als Indikator für eine nachhaltige Lebensweise zu erfassen. Auf Grundlage der Ergebnisse sollen Empfehlungen für Folgeangebote von Lern- und Bildungsprozessen im Wald für die Ganztagsgrundschule herausgestellt werden.

Auch Stefanie Roth selbst hat eine Auswertung vorgenommen. Die Rückmeldungen aus den teilnehmenden Grundschulen von Kindern, Eltern und Personal seien durchweg positiv. Die „Wald-Entdecker*innen“-Tage würden die Aktion als Höhepunkt jeder Woche erleben. 

So stehen auch vor Idefix und seinem Begleiter Rinn nicht nur die Schülerschaft interessiert und aufmerksam. Auch das Lehr- und Betreuungspersonal passt neugierig auf. Im Fall der 2b waren es die Klassenlehrerin Claudia Schuhr sowie die Erzieher*innen Anja Jung und Patrick Knöpfler. Mit vielen neuen Eindrücken und Infos kehrten sie zur Grundschule Marburg zurück.

* pm: Stadt Marburg

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