Sich dazustellen: Städtisches Konzept zur Klimagovernance

Ein Konzept zur „Klimagovernance“ hat der Magistrat beschlossen. Mit Botschaftern, Räten und Workshops möchte er dieses Ziel erreichen.
Das Ziel „Marburg Klimaneutral bis 2030“ ist in den städtischen Gremien Konsens und beschlossen. Es ist nur erreichbar, wenn alle – Stadtverwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Politik – an einem Strang ziehen. Ein Konzept für mehr Aktivierung und Austausch für den gemeinsamen Klimaschutz hat die Stadt nun konsequenterweise auch mit Vertreter*innen dieser verschiedenen Bereiche erarbeitet.
Es baut auf Botschafter*innen, Räte, Werkstätten, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit. „Alle wirklich großen Herausforderungen können wir nur gemeinsam meistern, alle großen Ziele nur zusammen und mit vereinten Kräften erreichen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Je größer die Aufgabe, desto wichtiger ist es, sie mutig und im direkten, offenen Austausch mit allen unterschiedlichen Akteur*innen gemeinsam anzugehen. Das gilt für den Kampf gegen den existenzbedrohenden Klimawandel sowieso. Und es gilt erst recht für unser Ziel einer klimaneutralen, lebenswerten Zukunft.“
Das Wissen, was nötig sei, und guter Wille, es auch zu tun, allein reichten aber nicht, betonte der Oberbürgermeister. „Wir müssen diesen Weg auch gemeinsam gehen, das heißt, alle mitnehmen, alle Argumente hören und gemeinsam vorangehen.“
„Klimagovernance“ bedeutet Stärkung, Vernetzung, Beteiligung und Koordination verschiedener Akteur*innen auf verschiedenen Ebenen. Ein solches Klimagovernance-Konzept für Marburg zu entwickeln, hat die Stadtverordnetenversammlung (StVV) der Verwaltung im März 2022 aufgetragen, „weil wir auch hier in Marburg Strukturen brauchen, die zu unserer Situation vor Ort passen, effektiv sind, bei den Menschen ankommen und sie aktivieren“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen.
Mitte Juli hat der Fachdienst Bürgerbeteiligung das Ergebnis dieses Auftrags vorgelegt. Der Vorschlag mit dem etwas sperrigen Titel „Partizipations- und Kommunikationskonzept zur Stärkung der Klimagovernance in der Universitätsstadt Marburg“ konzentriert sich auf sechs Schlüsselmaßnahmen. Sie wurden nach umfangreicher Vorbereitung in einem Workshop mit Teilnehmenden aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik, Universität und Stadtverwaltung zusammengetragen.
Als ersten und wichtigen Punkt schlägt das Konzept die Einrichtung ehrenamtlicher Klimabotschafter*innen vor. Ausgehend vom erfolgreichen Konzept der ehrenamtlichen Solarberater*innen sollen die Klimabotschafter*innen auf der Stadtteilebene sowohl private Haushalte als auch Vereine, Verbände, Gewerbe und andere Akteure in Sachen Klimaneutralität beraten und vernetzen. Mitmachen können alle Interessierten und sich als Klimabotschafter*in bewerben. Sie erhalten eine professionelle Weiterbildung unter anderem zu Fragen der Kommunikation und Stadtteilarbeit.
Weitere Vorschläge sind regelmäßige stadtweite Treffen, bei denen sich Wirtschaft, Universität, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung zum Stand der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen austauschen und vernetzen. Vorgesehen sind außerdem Beteiligungsformate wie Bürgerräte und Klimawerkstätten. Statt dauerhafter Gremien wie eines Klimarats oder Klimabeirats schlägt das Marburger Konzept temporäre und möglichst repräsentativ zusammengesetzte Räte zu einzelnen Klimafragen vor, die für die ganze Stadt relevant sind.
Die Klimawerkstätten sollen vor allem den fachlichen Austausch zu einzelnen Fragen des Klimaschutzes fördern und sich unter anderem mit Fragen der Wärmeversorgung und Energetischen Sanierung befassen, außerdem mit Ernährung und lokaler Nahrungsproduktion oder mit Klima- und Nachhaltigkeitsbildung. „In Bürgerräten und Klimawerkstätten kann man Erfahrungen austauschen, aber vor allem alle Stimmen und Interessen zusammenbringen“, betonte Oberbürgermeister Spies. „Dadurch erhoffen wir uns eine viel bessere Abstimmung von Ideen. Klimaschutz geht nur, wenn wir gute Ideen darauf prüfen, wie sie mit dem Leben der Menschen vereinbar sind.“
Bürgermeisterin Bernshausen ergänzte: „Mit dem Konzept der Klimawerkstatt können wir praktische Erfahrungen austauschen, Projekte und Maßnahmen vorstellen und dabei auch verschiedene Arten der finanziellen Fördermöglichkeiten im Werkstattgespräch an konkreten Beispielen darstellen“. Das „Partizipations- und Kommunikationskonzept zur Stärkung der Klimagovernance in der Universitätsstadt Marburg“ wird am Dienstag (18. Juli) im Haupt- und Finanzausschuss und voraussichtlich am Freitag (21. Juli) von der Stadtverordnetenversammlung der Universitätsstadt Marburg beraten. Beide Sitzungen sind öffentlichen und finden im Sitzungssaal der Stadtverordneten in der Barfüßerstraße 50 statt.
Erarbeitet wurden die Vorschläge unter anderem bei einem Workshop, an dem Vertreterinnen und Vertreter von 25 Organisationen und Institutionen aus der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, der Politik, der Universität und der Verwaltung teilnahmen. Die Dokumentation des Workshops gibt es unter marburgmachtmit.de/page/beteiligung_jetzt unter dem Stichwort „Klimaaktionsplan 2030“ und „Klimagovernance“.

* pm: Stadt Marburg

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