Eine Umwidmung der B3A zwischen Gießen und Niederweimar würde Marburg auf dem Papier deutlich näher an den nächsten Autobahnanschluss rücken und damit interessanter für Investoren machen. Deshalb setzt sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies dafür ein.
Marburg sei bisher die zweitgrößte Stadt Deutschlands mit einer schlecht ausgewiesenen Anbindung ans Autobahnnetz, erklärte Spies. Ein Autobahnanschluss auf der Karte sei für potenzielle Investoren ein wichtiges Kriterium für die Auswahl eines neuen Wirtschaftsstandorts.
Geändert würde nur der Name. Zudem erhielte die B3 blaue statt bisher gelbe Schilder. Baulich ändere sich nichts.
All das kommt für Spies auch nur bis zur Stadtgrenze in Frage. In Marburg selbst bliebe es bei der B3, denn sonst wären Geschwindigkeitsbeschränkungen schwieriger.
Schließlich verfolgt der Oberbürgermeister weiterhin empo 80/60 auf der B3a in Marburg. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sei durch eine Umwidmung nicht zu befürchten, erklärte Spies zu einem Schreiben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Die Kosten und der Aufwand wären also gering, der wirtschaftliche Nutzen für Marburg hingegen erheblich, meinte das Stadtoberhaupt. Denn durch eine formale Umwidmung der B3a vom Gießener Nordkreuz bis zur Abzweigung der B255 bei Niederweimar in eine Autobahn würde Marburg in den Darstellungen des Bundesautobahnnetzes auftauchen und käme so bei der Suche von Investoren in die engere Auswahl.
Schließlich liegt Marburg ansonsten zentral in Deutschland. Die B3A ist bereits vierspurig autobahngleich ausgebaut.
Spies setzt sich dafür ein, ausschließlich den Streckenabschnitt von Niederweimar nach Gießen zur A485 umzuwidmen. Ab der Abfahrt Niederweimar soll die Straße durch Marburg wie bisher als Bundesstraße nach Cölbe fortgeführt werden, betonte er. Durch die Universitätsstadt führe damit auch weiterhin keine Autobahn, stellte er klar.
Das sei insbesondere wichtig, um die Belastung der Bürgerschaft durch die innerstädtische Bundesstraße mit geeigneten Maßnahmen weiter senken zu können. Die Sorge vor einer möglichen Zunahme des Verkehrs versteht Spies und nimmt sie sehr ernst. Daher betont er auch, dass die Stadt mit Nachdruck weiter das Ziel verfolge, auf der B3 innerhalb des Stadtgebiets eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Stundenkilometern durchzusetzen.
Lärmschutz, höherwertiger „Flüsterasphalt“ und eine Verminderung des Lastwagenverkehrs sind ebenfalls weiterhin Ziele der Universitätsstadt Marburg“
. „Eine Verminderung des Abgasausstoßes und die Förderung von Radverkehr und öffentlichem Personennahverkehr liegen mir persönlich sehr am Herzen“, bekräftigte Spies außerdem. Dafür sei es wichtig, die wirtschaftliche Attraktivität Marburgs für Investoren und Unternehmen zu steigern, um die erforderlichen Mittel für Radwegebau und Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) einnehmen zu können.
„Die Farbe der Schilder hat Einfluss auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Marburg“, erklärte das Stadtoberhaupt. „Mehr ändert sie nicht.“
Die Stadt schließt ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch die Umwidmung eines Streckenabschnitts aus. „Im Zusammenhang mit dem Bau der A49 wurde eine Verkehrsführung über Kirchhain, Cölbe und Marburg bis zum Gießener Nordkreuz mehrfach geprüft und ausgeschlossen“, führte Spies weiter aus. „Dafür haben die Naturschutzverbände gesorgt, die diese Streckenführung selbst als Alternative zur aktuellen Streckenführung der A49 eingebracht hatten.“
Die B3a sei zwar autobahnähnlich ausgebaut, aber die Streckenführung schlechter als die der geplanten A49. Daran würden auch blaue Schilder nichts ändern, denn baulich werde durch eine Umwidmung an der B3a nichts verändert.
Außerdem bezweifelt Spies, dass wegen einer Umwidmung des Streckenabschnitts zwischen Gießen und Niederweimar die Streckenführung und die Finanzierung der seit vielen Jahrzehnten geplanten A49 neu geprüft wird, denn das würde eine Verzögerung der Ausführung um mindestens 30 Jahre und damit de facto das Aus für die A49 bedeuten. „Das Risiko, dass der Verkehr also künftig über Marburg kommt, ist ausgeräumt“, betonte er. „Nur deshalb verfolgen wir jetzt das Ziel einer Umwidmung.“
Spies reagiert mit seinen Ausführungen auf Bedenken, die der BUND Kreisverband Marburg-Biedenkopf in einem offenen Brief anführte. „Für die Diskussion bin ich dankbar, denn sie betrifft mit Fragen des Umweltschutzes und der Wirtschaftskraft das gute Leben in unserer Stadt“, erklärte er.
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir erklärte gegenüber Spies bereits, dass er die Umwidmung gerne unterstützen werde, wenn die anliegenden Kommunen ebenfalls einverstanden sind. Die Stadt Marburg befindet sich daher in Gesprächen mit den Landkreisen Marburg-Biedenkopf und Gießen sowie mit den Städten Lollar und Staufenberg und den Gemeinden Fronhausen und Weimar.
Bisher liegt Marburg in der Wahrnehmung von möglichen Investoren schlicht zu weit weg von dem nächsten Autobahnanschluss. Auf dem Papier entspricht der Verkehrsanschluss weder der wirtschaftlichen Bedeutung der Verkehrsachse Gießen-Marburg, noch der Universitätsstadt als mittelhessisches Oberzentrum. Von insgesamt 181 Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern gibt es in Deutschland nur neun Städte, die mehr als 20 Kilometer vom nächsten Autobahnanschluss entfernt liegen.
* pm: Stadt Marburg