Mit einem Festakt im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle wurde am Samstag (11. November) das Graphikportal gestartet. Dabei handelt es sich um die weltweit erste Online-Verbunddatenbank für graphische Sammlungen.
Der offizielle Start erfolgte im Rahmen des „Wochenendes der Graphik“. Die Fachdatenbank wurde am „Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg“ entwickelt. Ab sofort ist sie unter der Adresse www.graphikportal.org erreichbar.
Beim Start sind rund 300.000 Kunstwerke aus insgesamt 24 europäischen Sammlungen online, die in bester Qualität digitalisiert wurden. Zu den bislang integrierten Sammlungen gehören bedeutende Museen, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen wie etwa die Kupferstichkabinette der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden oder der Hamburger Kunsthalle. Auch die Albertina und die MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung in Wien, die Graphischen Sammlungen der ETH Zürich und der Zentralbibliothek Zürich oder die Bibliotheca Hertziana – Max Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom sind mit dabei. Nicht zuletzt werden die Bestände des Virtuellen Kupferstichkabinetts, einer Kooperation des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, integriert.
All diese Institutionen sind Mitglied im internationalen Arbeitskreis „Graphik vernetzt“. Er hat das Ziel, gemeinsame Digitalisierungsstandards zu verabreden und Strategien für die weitergehende digitale Vernetzung graphischer Sammlungen zu entwerfen.
„Diese Vernetzung bietet einen echten wissenschaftlichen Mehrwert, der im Graphikportal zum ersten Mal in diesem Umfang nutzbar ist“, erklärte Dr. Gudrun Knaus vom Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg. Sie hat das Graphikportal mit aufgebaut.
Graphik war jahrhundertelang das wichtigste visuelle Medium der kulturellen Verständigung, bevor die Fotografie diese Führungsrolle ab Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm. Doch was früher eine wesentliche Grundlage für die Herausbildung einer gemeinsamen europäischen Kultur war, ist heute aus der öffentlichen Wahrnehmung nahezu verschwunden. Mehrere Millionen Zeichnungen berühmter Meister, Holzschnitte, Kupferstiche oder Radierungen vom Mittelalter bis zur Moderne sind in öffentlichen Sammlungen auf der ganzen Welt verstreut – aber für die Öffentlichkeit beinahe unsichtbar.
Um die in den Sammlungen lichtgeschützt aufbewahrten Werke kennenzulernen, gibt es neben ihrer Präsentation auf Ausstellungen oft nur Bestandskataloge oder interne Datenbanken. Das neue Graphikportal hebt diesen verborgenen Schatz des europäischen Kulturerbes.
Der Arbeitskreis „Graphik vernetzt“ hat sich 2011 zusammengeschlossen. Zu seinen Mitgliedern gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus etwa 70 graphischen Sammlungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und den Niederlanden. Dabei handelt es sich um Museen, Bibliotheken, Archive und andere Institutionen. Der Arbeitskreis dient dem Erfahrungsaustausch und der gegenseitigen Unterstützung bei digitalen Erschließungsvorhaben.
* pm: Philipps-Universität Marburg