„Weg – weg“ heißt die neueste Ausstellung der Blauen Linse. Sie wird am Samstag (25. März) um 18 Uhr eröffnet.
Im Rahmen des „Photo.Spectrum.Marburg“ präsentiert die Blaue Linse Marburg Fotografien unter dem Titel „Weg – weg“ im Haus der Ortenberggemeinde. Zurückgelegten Wegen widmen sich Peter Beltz, Erhart Dettmering, Heike Heuser, Andrea Freisberg, Reinhard Keller, Friedemann Korflür, Chris Schmetz und Edgar Zieser.
Auf die Schnelle betrachtet, scheint die Bezeichnung „Weg“ eindeutig zu sein. „Täglich gehen, laufen oder fahren wir Wege“, schreibt Heike Heuser von der Blauen Linse Marburg. Wege verbinden zwei voneinander entfernte Orte, die von Menschen oder Tieren, zu Fuß oder mit Hilfsmittel zurückgelegt werden.
Dabei entfernen wir uns von einem Ort und sind plötzlich weg. Und schon beginnt das Spiel mit der Wortbedeutung und wird zur fotografischen Herausforderung, der sich die Fotografinnen und Fotografen der Blauen Linse in gewohnt unterschiedlicher Weise stellen.
So sind in der aktuellen Ausstellung Wege im geografischen Sinn ebenso zu sehen wie Wege in zeiträumlicher Bedeutung, wenn ein verlassener Gebäudekomplex auf dem Weg zu einer Nutzungsänderung gezeigt wird oder Fotografien auf längst Vergangenes verweisen. Wie ein Pendel schwingen die fotografischen Beiträge zwischen den Wortbedeutungen hin und her.
Einen alles verschluckenden Herbstnebel zeigt Peter Beltz in seinen Bildern „Marburg weg“. Bei Andrea Freisbergs zarter Morgenstimmung liegt der Weg noch im Schatten , doch schon lichtet sich der Nebel und die ersten Sonnenstrahlen brechen durch.
Heike Heuser zeigt in ihrer abstrakten Serie „Naturwege“ durch menschliches Eingreifen verursachte Spuren und Wege in der Natur zwischen Erde und Himmel vom Frühjahr bis Winter. Reinhard Kellers Fotoreihen erzählen von „Überwegen“, an denen Menschen Straßen überqueren als flüchtige Momente. Chris Schmetz beobachtet in seiner Serie „Auf DEM Weg“, wie unterschiedlich Menschen einem vermeintlich gleichen Ziel entgegenstreben.
Dass auch tierische Zeitgenossen Wege zurücklegen, erzählt Edgar Zieser in einer kurzen, hochdramatischen Geschichte „Von der Lust der Schnecken und des Menschen Leid“. Dass Wege nicht immer eindeutig sind, erkennt man bei einem gemeinsamen Projekt von Friedemann Korflür mit Anne Strecke, die im südlichen Afrika erleben, dass Wege auch mal „weg“ sein können – sind sie wirklich „weg“ oder nur un-weg-sam?
Wie Vergangenes Erinnerungen wachruft, wird in der Serie von Armin Bender betont. 20 Jahre sind vergangen, doch 9/11 wirkt bis heute; er lebte davor in New York und erinnert sich.
In Erhart Dettmerings Beitrag sind Spuren des Vergänglichen an der Außenseite des Marburger Elisabethaltars zu sehen, wie er schreibt: „Was weg ist, ist weg, regt aber, wenn bei einem Gemälde detailreiche, farbige Reste erhalten sind die Phantasie an: Was hat die Königstochter Elisabeth im Jahr 1211 wohl alles auf ihrem Weg von Ungarn auf die Wartburg erlebt?“
Dagegen erinnert Gudrun Niessner-Wild in ihrer Serie „Ei (n) weg“ mit einem Augenzwinkern an das Vergehen des Materiellen. Wenn Susanne Saker die Beelitz-Heilstätten, die halbverfallenen Sanatorien mit ihrem morbiden Charme präsentiert, zeigt sie damit, wie man sich um einen „Weg weg“ vom Gruselimage dieses Ortes und seiner Geschichte hin zum Erlebnispark für die ganze Familie bemüht.
Die Ausstellung „Weg – weg“ ist ab Samstag (25. März) bis auf weiteres im Haus der Ortenberggemeinde an der Rudolf-Bultmann-Straße zu sehen. Die Vernissage findet am Samstag (25. März) um 18 Uhr statt. Nach einer Begrüßung durch Ulrike Eickhoff für die Ortenberggemeinde führen die Künstlerinnen und Künstler der Blauen Linse jeweils selbst in ihre Werke ein.
* pm: Blaue Linse Marburg