Im Tannhäuser: Winterquartier für Fledermäuse in altem Luftschutzstollen

Fledermäuse sollen auch weiterhin Unterschlupf im ehemaligen Luftschutzstollen „Tannhäuser“finden. Zusätzlich ist der Stollen in der kalten Jahreszeit auch ein ideales Rückzugsgebiet für Feuersalamander.
„Der Tannhäuser-Stollen dient seit Jahrzehnten als Winterquartier für Fledermäuse und andere Kleintiere“, erklärte Bürgermeister Dr. Franz Kahle am Freitag (22. September). „Dass dieser Rückzugsraum erhalten werden konnte, ist ein Erfolg für den Artenschutz, über den wir uns sehr freuen.“
Bei einem Ortstermin am Eingang des ehemaligen Luftschutzstollens – am Fahrradweg hinter der Waggonhalle Richtung Hauptbahnhof gelegen – stellte er gemeinsam mit Jochen Friedrich vom Fachdienst Umwelt- und Naturschutz, Fairer Handel und Abfallwirtschaft sowie Ortrud Simon von der Unteren Naturschutzbehörde eine Naturschutztafel vor, die über das Winterquartier informiert. Auch an zwei anderen Standorten in der Stadt gibt es bereits solche Tafeln. Sie stehen am Cappeler Berg beim Eingang der ehemaligen „Eiskeller“ der Marburger Brauerei, wo Fledermäuse ebenfalls im Winter ein Quartier finden, und am Hirsefeldsteg nahe der Jugendherberge, wo man sich zum Jagdgebiet an der Lahn informieren kann.
Von dort starten auch die kostenlosen Fledermausführungen, die jeweils am letzten Samstag in den Monaten Mai bis August stattfinden. Das Marburger Schloss ist eines der größten Winterquartiere für Fledermäuse in ganz Deutschland. Es wird vor Allem von tausenden Zwergfledermäusen genutzt.
Den ehemaligen Luftschutzstollen am Ortenberg nutzen vergleichsweise sehr viel weniger Tiere, erklärte Simon. Dennoch sei es wichtig, solche Rückzugsräume zu erhalten vor allem vor dem Hintergrund, dass Quartiere anderenorts durch Baumaßnahmen auch immer einmal wieder verlorengingen, wie Kahle erläuterte.
Laut Simon sei es eine Notwendigkeit gewesen, den „Tannhäuser“-Stollen zu verfüllen. Die Decke bröckelte. Immer mehr Schutt sammelte sich an; und das ganze drohte, in sich zusammenzubrechen.
Um den Fledermäusen einen Rückzugsort zu erhalten, habe man sich entschlossen, die vorderen 15 Meter baulich abzusichern. Hinter dem vergitterten Eingang sorgt nun eine sechs Meter lange Betonröhre dafür, dass sich die kleinklimatische Situation verbessert, weil sich die Wärme im Stollen hält. Dahinter wurden Verstecke für die Fledermäuse geschaffen, die ihnen Haltemöglichkeiten bieten.
Außerdem ist der Stollen mit Rindenmulch ausgelegt und mit Steinhaufen ausgestattet. Das wiederum stellt Rückzugsorte für den Feuersalamander und andere Amphibien dar.
Da die klimatischen Bedingungen im Stollen ganz andere sind als beispielsweise im Schloss, sind dort jeweils auch andere Arten anzutreffen. Im und um den Stollen kann man mit etwas Glück das „Braune Langohr“ und die „Fransenfledermaus“ beobachten. Diese beiden Arten mögen es eher feucht.
„Einzug“ ins Winterquartier halten die Fledermäuse nach Auskunft von Simon ab Oktober. Im Augst und September gehen die Tiere allerdings schon auf Erkundung und überprüfen, ob gute Höhlen zur Verfügung stehen.
„Fledermäuse sind sehr standorttreu“, bestätigte Fachdienstleiter Friedrich. Auch den Jungtieren wird dann schon einmal das neue Zuhause gezeigt.
Der Stollen „Tannhäuser“ ist ein Überbleibsel aus der Nazi-Zeit. Er ist als Luftschutzbunker gebaut worden und war zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten.
Das Gelände unterhalb des Ortenbergs gehörte früher der Deutschen Bahn. Daran erinnert auch noch eine alte Schiene direkt unter der neu aufgestellten Informationstafel vor dem Stollen. sie soll darauf aufmerksam machen, was hinter dem Gitter los ist.
Leider werden solche Gitter immer wieder einmal aufgebrochen. Das geschieht, obwohl die Fledermäuse in ihren Winterquartieren vor allem Ruhe schätzen.
Die Baukosten für die Verfüllung des gesamten Stollens, die 2015 mit Mitteln der Städtebauförderung – zu je einem Drittel durch Bund, Land und Kommune) umgesetzt wurde, liegen bei rund 150.000 Euro. Nur ein Bruchteil dieser Kosten entfiel auf die Herrichtung des Fledermausquartiers.

* pm: Stadt Marburg

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