„Sie sind ein wichtiger Teil unserer Stadtgesellschaft“, erklärte Dr. Thomas Spies. Der Oberbürgermeister hat am Sonntag (27. November) 363 Eingebürgerte begrüßt.
Das Willkommensfest für Eingebürgerte ist für die Stadt Marburg eine alljährliche Tradition. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause begrüßte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies einige der neuen Marburgerinnen und Marburger erstmals wieder in Präsenz im Erwin-Piscator-Haus (EPH). 363 Menschen aus Marburg und damit ein Drittel mehr als in den Jahren zuvor haben im vergangenen Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.
„Für uns ist es immer ein Gewinn, wenn Menschen dazukommen“, sagte Spies während der Willkommensfeier für Eingebürgerte im EPH. „Sie sind eine Bereicherung für unsere Stadt und für unser Land.“
Er betonte, was für einen schwierigen Weg viele der neu eingebürgerten Menschen hinter sich haben. Dabei handele es sich oft um „einen Weg, den sie vielleicht lieber gar nicht gegangen wären“. Neu anzukommen, eine neue Sprache zu erwerben, sich an einem neuen Ort mit neuen Regeln zurechtzufinden, sei niemals leicht.
Zur aktuellen Diskussion um die Frage, ob die deutsche Staatsbürgerschaft ein Privileg sei, das man knapphalten müsse, hat das Stadtoberhaupt eine klare Haltung: „Sie haben viel dafür geleistet und die deutsche Staatsbürgerschaft verdient“, erklärte Spies. Dass die Zahl der Neubürger*innen in diesem Jahr so hoch sei, zeige, wie attraktiv Marburg sei, wenn so viele Menschen die Stadt als ihr Zuhause betrachten.
214 der 363 neuen Staatsbürger*innen stammen ursprünglich aus Syrien. Viele von ihnen sind 2015 nach Deutschland gekommen. Spies erinnerte daran, dass damals 1.500 Freiwillige in Marburg aktiv gewesen sind, um mit anzupacken und zu helfen.
Spies erinnerte auch daran, wie sein Amtsvorgänger Egon Vaupel Unterkünfte aus dem Boden gestampft“ hatte. Jetzt lautete sein Appell an die Neu-Marburger*innen, sich ebenfalls in der Stadtgesellschaft zu engagieren: „Helfen Sie mit, dass alle gut zusammenhalten!“
Knapp 100 Menschen – Eingebürgerte und ihre Familien – waren zum Empfang ins EPH gekommen. Sie freuten sich über den festlichen Rahmen der Veranstaltung.
Auch Stadtverordnetenvorsteherin Elke Neuwohner begrüßte sie mit einer Ansprache. Sie erzählte, dass ihre Familie seit Jahrhunderten in Deutschland am selben Fleck lebe, sie aber einen Mann geheiratet habe, dessen Familie aus dem Iran stammt. Auch Neuwohner rief die Neubürger*innen dazu auf, aktiv eine bessere Zukunft mitzugestalten: „Nutzen Sie die Möglichkeit, aus mehreren Welten und Kulturen zu schöpfen und daraus die bestmögliche Zukunft zu stricken.!“
Svetlana Kovatchev vom Ausländerbeirat erklärte, dass die Bedeutung des Begriffs „Zuhause“ für sie das Gefühl sei, heimisch zu sein. „Ein Gefühl von Liebe, Akzeptanz und Toleranz“, so die gebürtige Kasachin. Zuhause sein, das bedeute auch, seine Stimme hörbar machen zu können und sich für andere stark zu machen, ebenso wie in Freiheit zu leben.
„Mit Stolz kann ich sagen, dass Marburg im Lauf der letzten Jahre so ein Zuhause für mich geworden ist“, sagte Kovatchev. Sie wünschte den Neubürger*innen, dass die Stadt auch für sie zu einer Heimat werde und dass sie mithelfen, dass das auch für andere funktioniere. „Es zählt, was uns verbindet“, betonte Kovatchev.
Alle neuen Marburgerinnen und Marburger bekamen ein kleines Geschenk von Neuwohner und Spies überreicht – für die Erwachsenen gab es das Buch „Glücksorte in Marburg“, für die Kinder eine Familienfreikarte für das Marburger Sport- und Freizeitbad AquaMar.
Zu den zwischen August 2021 bis August 2022 neu eingebürgerten Menschen zählen insgesamt 44 Kinder und Jugendliche – das jüngste gerade ein Jahr alt. Mehr als ein Dutzend Nationen zählen zu den Herkunftsländern der Neubürger*innen, darunter neben Syrien auch Italien, Afghanistan und Tansania.
Einer der Neubürger ergriff die Gelegenheit, sich mit einer kurzen Ansprache bei Spies und der Stadt Marburg zu bedanken. Er sei mit seinem Bruder aus Syrien bewusst nach Marburg geflohen, weil der Bruder im Krieg sein Augenlicht verloren habe und es hier gute Möglichkeiten für Blinde gebe. Für sie war Deutschland das Land der Hoffnung.
„Land of hopes and dreams“ von Bruce Springsteen war passenderweise einer der Titel, mit denen Robert Oberbeck den Empfang musikalisch begleitete. Gleich zu Beginn hatte Oberbeck die Veranstaltung mit „One Love“ von U2 eröffnet.
* pm: Stadt Marburg