Gemeinsam gepresst: Jetzt bewerben mit Nachbarschaftsprojekt

Gemeinsam Obst ernten und Saft pressen können Kinder im Gesundheitsgarten. Interessierte können sich bis zum Monatsende für einneues „Nachbarschaftsprojekt im Klimaschutz“ bewerben.
Im Gesundheitsgarten der Stadt Marburg können Kinder selbst Apfelsaft pressen. Bei den Veranstaltungen für Schulklassen handelt es sich um das Nachbarschaftsprojekt „Klimafreundliche Ernährung fördern“ der GartenWerkStadt Marburg. Es ist eines von insgesamt zwölf Projekten, die die Stadt Marburg bereits in der diesjährigen Frühlingsrunde mit mehr als 25.000 Euro bezuschusst hat.
Die Bewerbungsrunde im Herbst geht noch bis Montag (31. Oktober). „Wir wollen Nachbarschaften und Gemeinschaften, Schulen und Kindergärten, Gruppen und Vereinen die Möglichkeit geben, unbürokratisch kleinere und größere Ideen, die zum Klimaschutz beitragen können, umzusetzen“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Das macht den Beteiligten Spaß, fördert den Gemeinschaftssinn und bringt gute und kreative Beiträge zum Klimaschutz hervor.“
Den Weg vom Apfel zum Apfelsaft können Kinder jetzt beim Nachbarschaftsprojekt der GartenWerkStadt des Gesundheitsgartens der Universität Marburg kennenlernen. Denn die GartenWerkStadt nutzte die Förderung der Stadt Marburg, um eine kleinere Presse anzuschaffen, die auch die Kinder selbst gut bedienen können.
„Wir haben schon eine große Presse, die Erwachsene bei unseren Veranstaltungen nutzen oder die wir gemeinsam mit den Gemeinschaftsgartengruppen verwenden“, berichtete Jutta Greb von der GartenWerkStadt. „Diese haben wir bisher auch eingesetzt, um Kindern den Prozess des Saftpressens zu zeigen. Jetzt, mit der kleinen Presse, können die Kinder endlich selber Hand anlegen, anstatt uns nur dabei zuzuschauen.“
Greb ist die Initiatorin des Nachbarschaftsprojekts. Die GartenWerkStadt bewirtschaftet mehrere Teile des Marburger Gesundheitsgartens. Dabei entsteht häufig ein Überschuss an Ernte.
Auf den Gedanken für das Nachbarschaftsprojekt im Klimaschutz kam Greb, da die WerkStadt bereits Kooperationen mit den Schulen in der Umgebung hatte. Sie kommen einmal in der Woche in den Gesundheitsgarten, um sich um ein Hochbeet oder eine zugewiesene Fläche zu kümmern.
„Wir verstehen uns als Bildungsgarten“, erklärte Greb gemeinsam mit ihrem Kollegen Manuel Reuter: „Die Kinder sollen lernen, was es regional und saisonal vor Ort gibt und wie sie dies verarbeiten.“
Mit dem neuen Angebot ernten Schülerinnen und Schüler nicht nur selbst die Äpfel, waschen und schreddern sie, sondern füllen sie auch Schöpfkelle für Schöpfkelle in die Presse, um dann Dreh für Dreh den Saft herauszupressen. Der gewonnene Apfelsaft wird dann noch einmal durch ein Sieb gefiltert, vor Ort verköstigt und in Flaschen abgefüllt.
So haben die Schüler*innen auch noch am nächsten Tag in der Schule etwas von ihrem selbstgepressten Saft. Im Übrigen hält frisch gepresster Apfelsaft bis zu ein Jahr lang, wenn er einmal aufgekocht wird.
Emil, von der Geschwister-Scholl-Schule war selbst schon mit seiner Klasse beim Apfelpressen. Mit der Ernte habe er sich schon ausgekannt, denn er sei schon auf Streuobstwiesen in Marburg unterwegs gewesen.
Wie aus dem Apfel dann der Apfelsaft wird, das habe er erst an diesem Vormittag bei der GartenWerkStadt gelernt. „Das hat mir gut gefallen. Das Pressen war anstrengend, aber ich würde das nochmal machen und der Saft hat gut geschmeckt.“
Seine Klassenkameradin Jemma pflichtete ihm bei: „Ich habe das alles jetzt zum ersten Mal gemacht und ich fand das gut. Ich kann mir vorstellen, das nochmal zu machen, aber jetzt gerade lasse ich erstmal die anderen Kinder pressen, denn ich war schon dran.“ Doch auch andere Überschussernteprodukte wie Kirschen, Birnen, Johannis-,
Josta- und Stachelbeeren werden neben den Äpfeln zu Saft oder Trockenobst verarbeitet. Für die Herstellung von Trockenobst hat die GartenWerkStadt über die Förderung der Stadt Marburg auch ein Dörrgerät angeschafft, das über Solarstrom betrieben wird. So lassen sich neben dem Obst auch Kräuter und Gewürze trocknen und haltbar machen.
„Mit der Verarbeitung regionaler Produkte möchten wir auf das ,Gute vor der Haustür‘ aufmerksam machen“, erklärte Greb. „Denn bei der Ernte und Verarbeitung direkt vor Ort entfällt der Transportweg.“
Außerdem sei es wichtig, dass die Kinder auch den Prozess kennenlernen und daran teilhaben, um einen Bezug zu dem zu haben, was sie zu sich nehmen. Und was passiert mit den entsafteten Obstresten? Die landen auf dem Kompost und sorgen so für einen natürlichen Dünger der Gewächse im Gesundheitsgarten.
Die GartenWerkStadt bietet im Gesundheitsgarten immer wieder Veranstaltungen für Schulklassen und die allgemeine Öffentlichkeit an. Mehr Informationen finden Interessierte unter www.gartenwerkstadt.de. Getragen wird der Gesundheitsgarten von dem Magistrat der Stadt Marburg und den städtischen Fachdiensten Stadtplanung und Denkmalschutz und Gesunde Stadt.
Die Stadt Marburg hat die Fördersumme für die „Nachbarschaftsprojekte“ in diesem Jahr auf 40.000 Euro erhöht. Vereine, Initiativen, Kindertagesstätten, Schulen, gemeinnützige Unternehmen, Religionsgemeinschaften – kurzum alle Marburgerinnen und Marburger, die sich engagieren wollen – können sich mit einem Gemeinschaftsprojekt bewerben. Dazu gibt es einen Zuschuss von 200 bis 5.000 Euro.
Wichtig für einen Zuschuss ist neben dem Beitrag zum Klimaschutz auch ein Beitrag zum Gemeinwohl. Die Richtlinie und das Antragsformular gibt es online unter www.marburg.de/NachbarschaftsprojekteKlimaschutz. Bewerbungsschluss für die Herbstrunde ist am Montag (31. Oktober).
In den vergangenen Jahren hat die Stadt Marburg beispielsweise ein Lastenradverleih, Ernährungsprojekte wie etwa die Erstellung eines Klimakochbuchs oder Informationsstände zu klimafreundlicher Ernährung oder Bildungsprojekte wie einen Podcast bezuschusst. Ideen für den Klimaschutz können also vielfältig sein. Bei offenen Fragen berät die eigens dafür eingerichtete Beratungshotline unter der Nummer 0176/956 08 341.

* pm: Stadt Marburg

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