„Punkt“ heißt ein neuer Mitgliederladen am Südbahnhof. Er soll im Herbst eröffnet werden.
Im Oktober eröffnet am Südbahnhof ein kleiner Lebensmittelladen mit biologischen Produkten aus der Region. Das Besondere ist, dass er basisdemokratisch organisiert und mitgliederfinanziert ist.
Dabei soll ein Ort entstehen, an dem sich Menschen mit regionalen und ökologischen Lebensmitteln versorgen können. Nachhaltige Hygiene- und Haushaltsprodukte soll es auch geben. Die laufenden Kosten werden über Mitgliedsbeiträge finanziert, was günstige Preise ermöglicht.
Der Laden wirtschaftet kostendeckend und als Kollektivbetrieb. Das heißt, dass nniemand Chef ist und kein zusätzlicher Gewinn erwirtschaftet werden muss.
„Wir möchten auf Augenhöhe miteinander arbeiten und uns alle gleichermaßen verantwortlich fühlen“, erklärte Mitgründer Tobias Haberland. Mitbestimmen dürfen allerdings nicht nur alle im Team, sondern auch alle, die dort regelmäßig einkaufen möchten, denn das Ganze ist als Genossenschaft organisiert, bei der die Verbraucher*innen einen direkten Draht zu den Erzeuger*innen haben.
Wer Mitglied wird, zahlt einen monatlichen Beitrag, über den die laufenden Betriebskosten des Ladens gedeckt werden. Dafür wird kaum auf die Waren aufgeschlagen. Das Team rechnet damit, mindestens 20% unter den üblichen Biomarkt-Preisen bleiben zu können.
„Wir haben auf unserer Internetseite einen Ersparnisrechner eingerichtet, damit die Menschen ein Gefühl dafür bekommen, ab wann sich eine Mitgliedschaft für sie finanziell lohnt“, erklärte Haberland. Lohnen soll sie sich allerdings auch aus anderen Gründen: Wegen der entspannten Einkaufsatmosphäre zum Beispiel!
Das Team möchte aus dem ehemaligen Blumenladen einen Ort machen, der auch zum Wohlfühlen und Verweilen einlädt mit Sitzgelegenheiten, Kaffeemaschine und Kinderspielecke. „Es gibt auch eine Art soziale Nachhaltigkeit“, meinte Katharina Verhaal vom Gründungsteam.
„Alle Genossenschaftsmitglieder haben das gemeinsame Ziel, ökologisch und regional einzukaufen“ erläuterte sie. „Das verbindet und öffnet den Raum, um gemeinsam zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen.“
Dabei spiele auch der soziale Austausch eine entscheidende Rolle: „Wer in einen herkömmlichen Supermarkt geht, ist nur Konsument*in – bei uns geht es quasi ums Ganze.“ Dabei übernehmen die Mitglieder auch ein Stück soziale Verantwortung füreinander: Wer weniger Geld hat, zahlt den ermäßigten Beitrag, wer etwas mehr hat, den Solidarbeitrag. Und wer gar keinen monatlichen Beitrag zahlen möchte, kann trotzdem bei PUNKT einkaufen, allerdings zu marktüblichen Preisen.“
Was die ökologische Nachhaltigkeit angeht, gebe es keine Kompromisse: Gemüse, Mehl, Zucker, Käse und Brot kommen aus lokaler Erzeugung im Marburger Umland, der Rest von einem regionalen Biogroßhandel. Auch Getränke und Haushaltsartikel soll es geben.
„so ziemlich alles, was Menschen auch beim Gang in den Supermarkt bekommen würden“ erläuterte Johanna Dönges. „Dabei wollen wir den Anteil an lokalen Lieferant*innen sukzessive weiter erhöhen.“
Auch eine kleine DIY-Ecke ist geplant: Dort finde sich alles, um etwa selbst auf dem Balkon Tomaten zu ziehen oder Waschmittel eigenhändig anzurühren. Die Ladenausstattung besteht zum größten Teil aus recycelten Materialien und Secondhand-Mobiliar.
„Es macht Spaß, mit dem, was vorhanden ist, kreativ umzugehen und etwas Neues, Schönes zu gestalten“, bemerkte Dönges. „Dabei bekommen wir viel geschenkt. Es fühlt sich toll an, zu merken, dass viele Leute unser Konzept gut finden.“
Dieses Konzept liegt im Trend: Mitgliederläden gibt es bereits in vielen Städten. Aauch in Marburg existiert seit über 20 Jahren der alteingesessene Mitgliederladen „Onkel Emma“, der den wachsenden Bedarf aber schon länger nicht mehr decken kann.
Im Herbst, wenn alles fertig renoviert und eingerichtet ist, möchten die drei den Laden eröffnen – die Vorfreude ist spürbar. Aber bis dahin ist auch noch viel finanzielle Unterstützung nötig.
„Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um Mitglied zu werden“, warb Haberland. „Denn auch unser Finanzierungskonzept basiert auf der Solidarität von Vielen.“
Ohne Mitglieder kann es keinen Mitgliederladen geben. Wer das Projekt gut findet, aber nicht dort einkaufen gehen möchte, kann es durch eine Genossenschaftsmitgliedschaft oder eine freiwillige Spende unterstützen.
* pm: Punkt Marburg