Ein Forschungsteam aus der Pharmakologie identifizierte ein Protein, das die Magensäure-Produktion hemmt. Seine Steuersignale lindern Magengeschwüre.
Das Protein „Rasal1“ ist Teil einer molekularen Signalkette, die die Magensäure-Ausschüttung kontrolliert. Das berichtet eine Forschungsgruppe um den Marburger Pharmakologen Prof. Dr. Thomas Worzfeld im Fachblatt „Science Translational Medicine“.
Die Ergebnisse lassen sich auch für die Entwicklung neuer Medikamente nutzen, fand das Team heraus: Verabreicht man Mäusen eines der Proteine der Signalkette, so führt das zur Linderung von Magengeschwüren.
Nimmt der Mensch Nahrung zu sich, so regt das die Ausschüttung von Magensäure an. „Magensäure hilft bei der Verdauung und tötet Bakterien ab, kann aber auch die Schleimhaut des Magens angreifen und zu Magenentzündungen beitragen“, erklärte Worzfeld. „Daher muss der Körper die Ausschüttung von Magensäure strikt kontrollieren.“
Der Pharmakologe von der Philipps-Universität hat die Forschungsarbeiten zur Produktion der Magensäure im Körper geleitet. Die Magensäureproduktion nimmt Fahrt auf, wenn Zellen der Magenschleimhaut das Hormon „Gastrin“ ausschütten.
„Ausgangspunkt unserer Studie war der Befund, dass bestimmte Gene in den Gastrin-produzierenden Zellen des Magens aktiv sind“, legte Worzfeld dar. Die Forschungsgruppe nutzte für ihre Untersuchungen biochemische und zellbiologische Verfahren sowie Experimente im Mausmodell.
Das Team identifizierte ein neues Glied der molekularen Signalkette, die das Gastrin-Gen kontrolliert. Von dem Protein „Rasal1“ war bislang nur bekannt, dass es die Vermehrung von Krebszellen des Verdauungssystems behindert. Die Forschungsgruppe fand die Gründe dafür heraus.
Wenn „Rasal1“ von vorgeschalteten Molekülen den Befehl empfängt, das Gastrin-Gen zu hemmen, so trägt es dieses Signal über das Enzym „R-Ras“ weiter. „Der Signalweg über „Rasal1″ ist von entscheidender Bedeutung für die Magensäureproduktion“, fasste Worzfeld zusammen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler halten die Molekülkette daher für einen Ansatzpunkt, um Magengeschwüre medikamentös zu behandeln. Um diese Vermutung zu überprüfen, wendete das Team eines der beteiligten Proteine bei Mäusen an. Das Ergebnis bestätigte ihre Erwartungen: Die Tiere bildeten weniger Magensäure und litten weniger stark an Magengeschwüren als ohne die Wirkstoffgabe.
Worzfeld lehrt Pharmakologie am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität. Neben seiner Arbeitsgruppe und dem Marburger Universitätsinstitut für medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene beteiligten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim, der britischen Forschungsorganisation Life Arc sowie der Universität Kopenhagen an den Forschungen, die der Publikation zugrunde liegen. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Novo Nordisk Foundation, der Kerckhoff-Stiftung und der German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development gefördert.
* pm: Philipps-Universität Marburg