Marburger Medizinerinnen und Mediziner bauen ein Diagnostik-Kompetenzzentrum in Tansania auf. Der Spatenstich für das neue Kompetenzzentrum für Labordiagnostik ist jetzt erfolgt.
Der Fachbereich Medizin der Philipps-Universität ist am Aufbau eines hochmodernen Kompetenzzentrums für Labordiagnostik in Moshi, Tansania, beteiligt. In Zusammenarbeit mit dem Biotechnologieunternehmen Roche und dem Kilimanjaro Christian Medical Centre (KCMC) soll ein in der Region einmaliges Zentrum entstehen, das die Gesundheitsversorgung vor Ort wesentlich optimieren wird. Die dreijährige Partnerschaft wird von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) sowie vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanziert. Der Spatenstich für das Kompetenzzentrum fand am 8. Juli 2022 statt.
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Diagnostik für die Zukunftsfähigkeit der Gesundheitssysteme ist. Das Projekt ist ein Schritt auf dem Weg zu einer modernen Laboreinrichtung, die zuverlässige und zeitnahe Diagnostik von übertragbaren Krankheiten wie SARS-CoV-2, Tuberkulose und HIV sowie von nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes und anderen ermöglicht. Das Kompetenzzentrum für Diagnostik wird zu einem verbesserten Krankheitsmanagement beitragen und Medizinerinnen und Mediziner vor Ort helfen, den wandelnden Anforderungen an das Gesundheitssystem in Moshi gerecht zu werden.
„Diagnostische Tests sind ein grundlegender Bestandteil der Krankheitsprävention und -behandlung“, erklärte Allan Pamba, Africa Network Lead, Roche Diagnostics. „Mit einer über 70-jährigen Geschichte in Afrika ist Roche einzigartig positioniert, um Know-how in den Bereichen diagnostische Infrastruktur, Systemoptimierung und Prozessharmonisierung anzubieten. Dies ist entscheidend, um die Zahl der Tests in Afrika zu erhöhen und den Patienten letztlich eine bessere Lebensqualität zu bieten.“
Das Projekt versetzt das KCMC in die Lage, eine verbesserte Diagnostik mit einer breiteren Palette von Labortests anzubieten. Darunter sind auch solche, die bisher ins Ausland geschickt werden mussten. So können die Durchlaufzeiten für Laborergebnisse wesentlich verkürzt werden.
Darüber hinaus beinhaltet das Projekt auch den Aufbau weiterer Kapazitäten für die medizinische Ausbildung beispielsweise von Laborärztinnen und Laborärzten oder Biomedizintechnikerinnen und -technikern.
„Nicht übertragbare Krankheiten sind – nach Infektionskrankheiten – die zweitgrößte Gesundheitsbelastung in Subsahara-Afrika (SSA)“, erläuterte Prof. Dr. Harald Renz. „In SSA sterben mehr Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen, Diabetes, chronischen Nierenerkrankungen und Krebs als in der nördlichen Hemisphäre. Die Labordiagnostik ist ein wichtiger Pfeiler für die frühzeitige Erkennung, Überwachung und Behandlung dieser Krankheiten sowie die Entwicklung von Präventionsstrategien. Das neue Exzellenzzentrum ist ein neuer Ansatz, um dieses wichtige globale Gesundheitsproblem im Norden Tansanias und darüber hinaus anzugehen.“
Renz ist Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin der Philipps-Universität und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin (DGKL). Regine Hess ist die deutsche Botschafterin in Tansania.
„Deutschland hat eine langjährige Regierungszusammenarbeit mit Tansania im Gesundheitsbereich, insbesondere bei der Mutter-Kind-Betreuung“, berichtete Hess. „Ich freue mich, dass wir heute eine öffentlich-private Partnerschaft mit Roche hinzufügen können, die durch die DEG, eine Tochter der KfW Entwicklungsbank, finanziert wird, die die Laborkapazitäten am KCMC in Moshi, einem der führenden Krankenhäuser des Landes, stärken wird.“ Das neue Kompetenzzentrum für Diagnostik wird alle klinischen, Forschungs-
und Lehrlabore und -einrichtungen unter einem Dach integrieren und harmonisieren. Damit einher geht die Verfügbarkeit eines breiten, hochmodernen Repertoires an Tests und Instrumenten, das in der nördlichen Region Subsahara-Afrikas einmalig ist. Das neue Zentrum wird darüber hinaus ein Konzept für die Ausbildung für die nächste Generation von Ärztinnen und Ärzten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Medizin-Technikerinnen und -Technikern entwickeln.
* pm: Philipps-Universität Marburg